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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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war.
    „Ich schicke Ihnen dann alle amtlichen Unterlagen zu, Herr Gänswein“, rief Rinnerthaler Alfie noch hinterher, als der vom Freund seines toten Onkels durchs Vorzimmer gezogen wurde.
    „Mein Trolley!“, rief Alfie und entzog sich dem Griff von Jeff Bridges.
    Er hastete in das Anwaltsbüro zurück und schnappte sich seinen Einkaufstrolley.
    „Was ich noch fragen wollte …“, begann Alfie, „… woran ist mein Onkel denn gestorben?“
    „Das weiß keiner“, sagte Rinnerthaler, während er ein Blatt Papier abstempelte und signierte.
    „Wie? Das weiß keiner?“ Alfie stutzte.
    Rinnerthaler sah auf. „Ihr Onkel ist vor sieben Jahren spurlos verschwunden – im Berg geblieben, nimmt man an. Er wurde letzte Woche offiziell für tot erklärt, woraufhin wir Sie unverzüglich kontaktierten.“
    Alfie stand wie erstarrt. Sein Onkel war vor sieben Jahren jämmerlich im Gebirge zu Tode gekommen, und er – sein Fleisch und Blut – hatte nichts gespürt. Nicht, dass er noch wusste, was er vor exakt sieben Jahren gemacht hatte, aber einen kalten Hauch als letzten Onkelgruß aus dem Jenseits hatte er nicht verspürt, daran hätte er sich erinnert.
    „ JUNGELCHEN !“, donnerte Jeff Bridges aus dem Flur.
    „Wiedersehen!“, rief Alfie, der generell gut auf Zurufe abgerichtet war, rasch, drehte sich abrupt um und lief durch das Vorzimmer ins Treppenhaus ...
    ... und bekam deshalb nicht mit, wie quasi im Moment seines Umdrehens durch das geöffnete Fenster ein leises „Plopp“ ertönte, und Rinnerthaler von seinem ergonomischen Drehstuhl zu Boden rutschte.

    Vor der Haustür holte Alfie Jeff Bridges ein. Der schritt kraftvoll aus – wie ein Mann, der weiß, wohin er will.
    Alfie hoppelte hinterher, versuchte, im Gehen in seine Windjacke zu schlüpfen und gleichzeitig den Einkaufstrolley hinter sich herzuziehen, der ziemlich holpernd rollte. Multitasking – auch keine von Alfies Stärken. Glücklicherweise hatte es aufgehört zu nieseln und war nur noch kalt.
    Sie kamen wieder an der Speckstube, der Seifenmanufaktur und dem Droschkenkutscherstandplatz vorbei und gelangten an die Kreuzung. Jeff Bridges überquerte die Straße und hielt sich dann rechts.
    Alfie schnaufte ziemlich, weil er zwar bestimmt gut und gerne dreißig Jahre jünger als Bridges war, aber keinen Sport betrieb. Nicht einmal ansatzweise. Selbst zu seiner Wohnung im ersten Stock fuhr er immer mit dem Aufzug. Dass er so schmächtig und hager war, lag allein an seinen Genen.
    „Was ...“ Schnauf, schnauf. „Was habe ich ...“ Schnauf. „Was habe ich denn eigentlich geerbt?“, rief er dem breiten Rücken von Jeff Bridges zu. Der bog nach links, wo Alfie nun einen See im Dämmerlicht glitzern sah.
    „Es gibt, wenn man so will, vier weiße Schlösser in Seefeld“, sagte Jefff Bridges. „Das Hotel Weißes Schlössl, das Klosterhotel und den Casino-Turm. Und das Waldschlössl in Eins-a-Seeuferlage, das von nun an dir gehört.“
    Whoa , dachte Alfie, ich habe ein Schloss geerbt!
    Er geriet ins Tagträumen. Schlossherr! Alfie der Erste!
    „Dein Onkel und ich haben aus dem Schloss eine Pension gemacht.“
    „Ein Schlosshotel.“ Alfie seufzte – zwischen den Schnaufern – wohlig. Seine Ohren hörten nur, was sein Gehirn hören wollte, nicht wirklich das, was Jeff Bridges über die Lippen kam. Er sah auf die andere Seeseite, wo in den Häusern allmählich die Lichter entzündet wurden, was allem eine Aura der Heimeligkeit verlieh. Ein echter Postkartenblick. Norman Rockwell oder Thomas Kinkade hätten das nicht besser malen können.
    Ein Schlosshotel in bester Lage in einem der bekanntesten Urlaubsorte Tirols . Alfie betrachtete sich als gemachten Mann.
    „Da sind wir! Hier wartet deine neue Aufgabe auf Dich!“, verkündete Jeff Bridges kurz darauf und zeigte auf ein windschiefes Gatter, das rechter Hand zu einem hanglagigen, dicht bewaldeten Grundstück führte. Irgendwo weit oben am Hang, zwischen all den üppigen Nadelbäumen und im Dämmerlicht kaum auszumachen, stand ein weißes Gebäude, das ein kleines Schloss sein mochte oder eine große Scheune.
    „Das ist es. Da bist du sprachlos, was?“ Jeff Bridges strahlte.
    Eins-a-Seelage war korrekt. Hinter Alfie quakten Stockenten und Blesshühner. So weit, so gut.
    Vor ihm jedoch ächzte das altersschwache Holzgatter, das selbst der muskulöse Jeff nur mit Mühe aufwuchten konnte. Der muskellose Alfie würde das nie und nimmer schaffen, folglich sah er sich schon über das Gatter

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