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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Haaransatz. „Der Giftmord? So hochdosiert, dass der Mann binnen weniger Minuten tot war? Das soll ein Versehen gewesen sein?“
    Jeff Bridges kraulte seinen Ziegenbart. „Nein, nicht der Mord an sich und auch nicht die Dosierung. Ich glaube, das Opfer war nicht die Zielperson. Die Zielperson warst du.“
    „Ha!“, rief Alfie und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Yussef hob vor Schreck von der Tischplatte ab. „’tschuldigung“, sagte Alfie, aber da war Yussef schon beleidigt abgezogen. Aus Scham darüber, ein argloses Tier traumatisiert zu haben, hatte Alfie den Faden verloren. Was hatte er gleich noch einmal sagen wollen?
    „Ich habe darüber nachgedacht. Die Gläserbatterie auf dem Tresen. Du, der du – ist nicht persönlich gemeint – links nicht von rechts unterscheiden kannst. Und dann war da noch die Sache mit dem Anwalt.“
    Alfie stutzte.
    „Du hattest was vergessen und warst nochmal in seinem Büro. Und quasi im selben Moment wird er erschossen.“
    „Das hätte ich doch gemerkt!“, widersprach Alfie.
    Jeff Bridges schaute skeptisch. „Da wäre ich mir nicht so sicher ...“
    Alfie fiel jene Schrecksekunde am Bahnhof München wieder ein, als ihn beinahe jemand vor den Zug geschubst hatte. Er begann zu frösteln und merkte, dass er immer noch nur im Baumwollslip am Küchentisch saß. Und ihm fiel wieder ein, warum das so war: Man hatte ihn, mit einem Felsbrocken beschwert, auf dem Grund des Wildsees versenkt!
    Ja, es ließ sich nicht leugnen: Jemand wollte ihn tot sehen. Und Alfie wusste auch genau, wer das war: seine Auftragskillerrentner!
    „Du willst doch nur davon ablenken, dass ihr mich ermorden wollt!“ Alfie sprang auf die Beine. Sein Küchenstuhl fiel klappernd zu Boden. „Ihr habt gemerkt, dass ich mich aus dem Haus geschlichen habe. Da seid ihr mir gefolgt und habt mitbekommen, dass ich über den Verkauf des Schlosses diskutiert habe, und ihr dachtet, das könntet ihr verhindern, indem ihr mich sang- und klanglos im See versenkt.“ Alfie kam ein erschreckender Gedanke. „Womöglich ist mein Onkel Matze auch da unten! Ihr wolltet das Waldschlössl ganz für euch allein!“
    Er wich nach hinten zurück, bis er mit dem mageren Po an die Spüle stieß.
    „Wovon redet er da?“, fragte Mireille Mathieu, die lautlos in die Küche gekommen war.
    „Was ist hier los?“, wollte die Herzoginwitwe wissen. „Wir haben Lärm gehört.“
    „Gott, dir muss doch kalt sein“, rief Mandy. Sie lief zur Anrichte und zog aus einer der Schubladen eine weiße Küchentischdecke mit Spitzenborte, die sie Alfie um den hageren Körper schlang.
    „Wo ist Yussef?“, fragte Mosche Dajan.
    „Kinder, nicht alle durcheinander!“, sprach Jeff Bridges ein Machtwort. „Jungelchen, jetzt mal schön der Reihe nach: Du warst im See?“
    Mandy kicherte. Als sie die konsternierten Blicke der anderen sah, wurde sie rot. „Verzeihung, ich musste an den Band von Asterix und Obelix denken, wo sie bei den Schweizern sind: In den See, in den See – mit Gewichten an den Füßen .“
    Alfie nickte, öffnete den Mund, wollte alles erzählen – doch dann fiel sein Blick auf Mandy, und er verbot sich jedes weitere Wort. Sie hatte schließlich keine Ahnung, in welches Schlangennest sie hier geraten war. Sie war nur eine glücklose Entertainerin in ihrer ersten Anstellung.
    „Äh ...“, begann Alfie stockend, „was ich jetzt zu sagen habe, geht das Personal nichts an. Vielleicht ziehst du dich kurz auf dein Zimmer zurück?“
    Fassungslos starrte Mandy ihn an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
    Alfie wurde rot. Frauen hatte er noch nie widersprochen. Wenn Fleischereifachverkäuferinnen sich weiträumig verschätzten und ihn fragten, ob es auch zweihundert Gramm mehr sein dürften, sagte er immer ja. Aber hier und jetzt musste er Männlichkeit beweisen. Schlotternd und im Slip, aber standfest!
    „Doch, das ist mein Ernst“, erklärte er folglich.
    „Bitte sehr, bitte gern, wie der Herr Chef wünschen“, sagte Mandy sarkastisch und zog beleidigt ab.
    Alfie atmete erleichtert auf, weil es so glimpflich abgelaufen war. Was er vermutlich nicht getan hätte, hätte er zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, dass Mandy sich schnurstracks zum Stockwerk mit seinem Zimmer begeben würde, um der dort auf der Lauer liegenden traumatisierten Ratte Zugang zu Alfies Allerheiligstem zu gewähren, wo Yussef – um sein seelisches Gleichgewicht wiederzufinden – genüsslich Alfies letztes noch verbliebenes Paar

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