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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Melonen-Wippen olympisch wurde. Versonnen lächelnd saß Mosche Dajan in dem Fauteuil, der ihr am nächsten stand. Sein kahler Kopf mit der Augenklappe wippte rhythmisch mit. Yussef saß schmollend auf der Rückenlehne des Sessels – sichtlich mit hochstehenden Nackenhaaren.
    Die Herzoginwitwe und Mireille Mathieu pflegten ihre Sudoku-Leidenschaft vor dem Kamin.
    „Ich bin nicht tot, da staunt ihr, was?“, rief Alfie, etwas lauter, weil seine Senioren ja Senioren und mithin schwerhörig waren ... und um Mandy zu übertönen.
    Die schreckte zusammen, verstummte und schaltete rasch den CD-Player aus. „Was?“
    „Ich lebe!“, erklärte Alfie mit großer Geste – wie ein Musical-Darsteller, der soeben ein packendes Solo furios zu Ende gesungen hat: Beine leicht gespreizt, Arme ausgebreitet. Nur dass er noch dazu heftig tropfte. Unter ihm hatte sich schon eine veritable Pfütze gebildet.
    „Regnet es?“, fragte die Herzoginwitwe und schaute über den Rand ihrer Lesebrille aus dem Panoramafenster. Da es draußen Nacht war, sah sie dort allerdings nur ihr eigenes Spiegelbild.
    Mosche Dajan klatschte in die Hände und rief: „Zugabe!“ – natürlich rief er das Mandy zu, nicht Alfie.
    Alfies Unterlippe begann zu zittern. So wollten sie das also handhaben? Den Vorfall einfach totschweigen? So tun, als sei nichts gewesen, als habe er sich alles nur eingebildet? Bitteschön, das konnten sie haben! Er würde sich etwas Trockenes anziehen und gleich darauf Esterhuysen anrufen und diesen vermaledeiten Kasten verscherbeln!
    „Mandy hat Brot und Speck gekauft, wir haben dir etwas auf dem Küchentisch stehen lassen“, sagte da Mireille Mathieu.
    Brot und Speck, als ob man ihn mit einem Almosenhappen ruhigstellen konnte, dachte Alfie erbost. Doch gleich darauf fragte sein Magen begeistert nach: Brot und Speck? Und damit war die Sache entschieden.
    Alfie stapfte in die Küche und schlang sich ein Küchenhandtuch um den Kopf. Hose und Flanellhemd – seine Windjacke lag vermutlich noch am Ufer des Wildsees – zog er aus und warf sie in die Spüle. Dann setzte er sich in seinem nassen, weißen Schießer-Baumwollslip mit Eingriff an den Küchentisch, auf dem Yussef thronte und sich am Brot verging.
    Mir doch alles egal, dachte Alfie trotzig. Halbnackt und noch ganz klamm, wie er war, langte er kräftig zu, insoweit Yussef ihn ließ. Yussef musste ein Einzelrattenkind gewesen sein, er teilte nicht gern. Wenn Alfie die Hand nicht schnell genug zurückzog, versenkte Yussef seine Beißerchen darin. Aber man konnte Yussef nicht böse sein – mit seinen Knopfaugen und dem verfetteten Bäuchlein wirkte er wie ein zum Leben erwachtes Steiff-Knuddeltier.
    Alfie stopfte Tiroler Speck auf italienischem Ciabatta in sich hinein, und es war ihm egal, ob das zu deutschen Speckröllchen auf seiner Hüfte führen würde. Nichts vermochte den Appetit so sehr zu wecken, wie dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein.
    Jeff Bridges kam herein, erfasste die Situation mit einem Blick und setzte sich Alfie gegenüber an den Küchentisch. Yussef rollte sich auf den Rücken. Nichts schätzte er mehr als eine zarte Bauchmassage nach dem Essen. Das half ihm bei der Verdauung. Jeff Bridges tat ihm den Gefallen.
    „Jungelchen, ich bin deiner Tropfenspur in die Küche gefolgt. Gibt es da etwas, was du mir sagen möchtest?“
    Alfie kaute trotzig und schweigend.
    Jeff Bridges nickte. „Lass dir Zeit.“ Er stand – sehr zum Verdruss von Yussef – auf und ging zu einem der Küchenschränke, aus dem er eine Flasche Whisky holte. Strathisla , las Alfie. Völlig unaussprechlich, auch in Gedanken.
    Großzügig füllte Jeff Bridges zwei der Humpen, die hier im Haus offenbar alle Gläser ersetzten, mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, nahm wieder Platz und zog aus den Tiefen seiner Jeans ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug.
    Alfie hätte sich beinahe verschluckt. „Rauchen? In der Küche?“ Eine Todsünde, die von einer noch tödlicheren Kardinalssünde getoppt wurde!
    „Jungelchen, du musst dringend lernen, lockerer zu werden!“ Genüsslich sog Bridges an seiner Filterlosen. „Sonst wirst du nicht alt.“
    Alfie sah ihn nur aus vorwurfsvollen blauen Augen an und spachtelte den Rest des Brotes.
    „Es gibt da womöglich etwas, worüber ich dich aufklären sollte.“ Jeff Bridges leerte sein Glas. „Ich glaube nämlich, die Sache gestern im Casino ... das war ein Versehen.“
    Alfies Augenbrauen suchten und fanden den Weg zu seinem

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