Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
getäuscht.“ Jeff Bridges trank das zweite Glas auf ex. Man merkte ihm keinerlei Wirkung an.
„Aber warum will er dann mich umbringen? Ich bin kein Auftragsmörder!“, protestierte Alfie.
„Ja, das kommt mir auch komisch vor.“ Jeff Bridges schürzte die Lippen.
„Vielleicht denkt er, wir würden dich ausbilden“, schlug Mireille Mathieu vor.
„Ha!“, machte die Herzoginwitwe. „Aus Stroh Gold spinnen?“
Alfie hätte sich gern beleidigt gegeben, aber da hörte man die Stufen der Treppe knarzen und gleich darauf kam Mandy herein.
„Und? Endlich fertig? Darf ich mich wieder dazugesellen oder findet hier immer noch ein konspiratives Treffen statt?“
Sie sah entzückend aus, wie sie so mitten im Raum stand, mit ihren kurzen, blonden Locken, in einem karierten Flanellhemd über abgeschnittenen Jeans und mit einem reizenden Lächeln im Gesicht ...
... das ihr Sekundenbruchteile später verging.
Man hörte eine Scheibe zersplittern – und Mandy wurde von einer unsichtbaren Kraft mit Wucht nach hinten gegen die Anrichte geschleudert.
„Runter!“, brüllte Jeff Bridges. „Licht aus!“
Bevor gleich darauf das Licht ausging, sah Alfie noch, wie sich Mireille und die Herzoginwitwe erstaunlich flink unter den Küchentisch warfen. Er selbst stand zur Salzsäule schreckerstarrt vor der Spüle.
„Runter!“, bellte Jeff erneut.
Mit dem Rücken glitt Alfie den Spülschrank entlang nach unten und kam flach auf dem Küchenboden zu liegen.
Vor dem Fenster huschte etwas vorbei.
Man hörte ein Stöhnen. Ob das Mandy war? Dann lebte sie also noch?
„Mandy?“, flüsterte er.
„Ruhe!“, zischte Jeff Bridges.
Ein weiterer Schuss. Den man an sich nicht hörte; es war ein Schalldämpfer im Einsatz. Was man allerdings hören konnte, war, wie er über den Küchetisch schrammte und die Strathisla-Flasche zerbersten ließ. Wieder ein Stöhnen, dieses Mal bestimmt von Jeff Bridges. Der Mord an einem guten Tropfen war für Auftragskiller emotional schwerer wegzustecken als der Mord an einem Menschen.
Wieder ein Schatten vor dem Fenster.
Und dann ... ein Blitzen im Mondlicht, ein gedämpfter Schrei, ein dumpfes Plumpsen.
Stille.
Das Licht ging wieder an. Mosche Dajan stand mit einer kleinen Auswahl Wurfmessern in der Tür. „Hab ihn!“, freute er sich.
Und tatsächlich, als sich alle vier wieder hochgerappelt hatten, sahen sie durch das zerschossene Fenster draußen im Kräutergarten – praktischerweise quasi schon zum Verbuddeln ausgestreckt – einen Mann liegen.
„Boar“, staunte Alfie. „Wieso kannst du so gut Messerwerfen?“
„Ich war beim Zirkus!“ Mosche klang stolz.
„Jungelchen, hol eine Schaufel“, befahl Jeff Bridges.
„Wieso ich?“
„Du bist der Jüngste von uns.“
„Ich komme gerade von meiner eigenen Seebestattung!“ Alfie empörte sich so sehr, dass ihm das Küchentischtuch von den Schultern rutschte. „Ich bin jetzt wohl kaum in der Verfassung für körperliche Arbeit!“ Er hob das Tischtuch wieder auf, als Mireille plötzlich aufkiekste und zeigefingerte. „Es lebt!“
Tatsächlich. Der Haufen Mensch mit dem Messer in der Brust bewegte sich. Und stöhnte.
„Soll ich ihm den Rest geben?“, fragte Mosche Dajan und zielte mit einem weiteren Messer durch das zerschossene Fenster.
Jeff Bridges schüttelte den Kopf. „Ich will erst wissen, wer ihn geschickt hat. Holt ihn rein.“
Während Mosche und Mireille nach draußen eilten und die Herzoginwitwe sich um Mandy kümmerte – „nur ein Streifschuss am Arm!“ – sah Jeff Bridges Alfie an. „Wieso versuchen die, dich umzubringen, wo sie doch eigentlich glauben sollten, dass du am Grund des Wildsees dümpelst? Merkwürdig!“
„Aber ... aber die haben Mandy erschießen wollen, nicht mich!“, hielt Alfie dagegen.
„Jungelchen, schau sie dir an – deine Größe, deine Figur, blonde Locken, kariertes Hemd ... sie könnte dein Zwilling sein.“ Er stockte kurz, dann fasste er sich wieder. „Glaub mir, die wollten dich erledigen! Nur dich allein.“
In diesem Moment wäre Alfie gern wieder einmal ohnmächtig geworden, aber so zartbesaitet war er nicht mehr. Dafür war er dem Tod einmal zu oft von der Schippe gesprungen. Er fragte sich, ob der gehörnte Schröpp einen Auftragsmörder auf ihn angesetzt hatte. Aber so viel Geld setzte der in seinem Café gar nicht um. Wiewohl, so oft, wie der Killer die Sache schon vergeigt hatte, tötete er womöglich zum Schnäppchenpreis.
„Weißt du, was, Jungelchen?
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