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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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auf dem Mittelsitz im Fond am sichersten war. Jeder denkt, hinter dem Fahrer sei es am sichersten, weil der doch – wenn Gefahr droht – schon unbewusst so steuert, dass nicht seine Seite crasht, sondern die Beifahrerseite. Das war aber nur der zweitsicherste Platz. Neun von zehn Crashtest-Dummies hatten bestätigt, dass man hinten in der Mitte die wenigstens Blessuren davontrug. Eben dort, hinten in der Mitte thronte die Herzoginwitwe, die als Einzige nicht bekifft wirkte, und sie sah nicht so aus, als ob sie den Platz tauschen wollte. Zumal das jetzt auch kein besonders günstiger Zeitpunkt war. Ihre Verfolger holten rapide auf. Bildete Alfie sich das nur ein, oder spürte er ihren Atem in seinem Nacken?
    Es war jedoch nur der Atem von Mosche Dajan, den er spürte. „Keine Sorge, Kleiner, die knall ich weg.“ Er beugte sich wieder nach hinten, kurbelte die Scheibe nach unten und schoss in die schwarze Nacht. Dabei lachte er wie ein Verrückter.
    „Es zieht!“, erklärte die Herzoginwitwe und schlang die als Stola dienende Wollmonstrosität enger um ihre Schultern.
    „Getroffen!“, freute sich Mireille Matthieu und tätschelte, quer über die Herzoginwitwe hinweg, das Knie von Mosche.
    Irgendwo da draußen lag jetzt ein totes Reh am Straßenrand.
    „Da vorn ist schon die Grenze“, rief Alfie. Er fühlte sich erleichtert. Als ob es irgendeinen Unterschied machte, ob sie sich auf deutscher oder österreichischer Seite befanden. Wenn ihr VW-Bus unter dem Aufprall einer Rakete aus sowjetischen Restbeständen explodierte, waren sie tot, mausetot. Und zwar auf beiden Seiten der Grenze, da machte der Sensenmann keinen Unterschied. Und tot zu sein wäre in Österreich ebenso unlustig wie in Deutschland. Das nahm sich unterm Strich nichts.
    Alfie schluckte schwer. „Drei ... zwei ...“, zählte er die Kilometer bis zur Grenze mit.
    „Geht das nicht schneller?“, erkundigte sich die Herzoginwitwe spitz.
    „Meine Liebe, willst du fahren?“, gab Jeff barsch zurück.
    „Sie hat aber nicht Unrecht“, brüllte Hugh Hefner von hinten. „Die Mistkerle holen auf.“
    Man konnte die Gesichter in dem schwarzen Hummer schon erkennen.
    Und dann hatten sie es geschafft: Die Räder des VW -Lovemobils rollten auf österreichische Erde. Was, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, überhaupt keinen Unterschied machte. Der Hummer hatte sie nun eingeholt – und versetzte ihnen einen Stoß.
    „Blöde Ärsche“, schimpfte Mandy.
    Kannibalin Selma wühlte vor sich im Fußraum. Als sie wieder auftauchte, hielt sie eine Handgranate umklammert. „Deutsche Wehrmacht?“, las sie von der Granatenummantelung ab. „Wo um alles in der Welt habt ihr die her? Bei eBay ersteigert? Funktionieren die noch?“ Sie klang belustigt.
    „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, nicht wahr, meine Liebe?“, entgegnete Jeff Bridges und ging mit Schmackes in die Kurve. Der VW-Bus legte sich beängstigend schräg. Sechs Greise, zwei junge Menschen und ein Waffenlager, mit dem man ein komplettes Dritte-Welt-Land in Schutt und Asche legen konnte, womöglich gar ein Erste-Welt-Land, waren zu viel für das klapprige Gefährt.
    Der Hummer war jetzt links neben ihnen. Gleich würde er versuchen, sie nach rechts von der Straße abzudrängen. Dort ging es zwar nicht sehr steil in die Tiefe, aber es ging in die Tiefe. Das würden sie zweifelsohne nicht überleben.
    „Jetzt!“, brüllte Jeff.
    Selma kurbelte ihre Scheibe herunter und winkte dem jungen Mann zu, der auf der Beifahrerseite des Hummer saß und eine gefährlich aussehende Waffe durch das geöffnete Fenster hielt. Er ballerte los – aber da hatte Selma schon die Lasche von der Handgranate abgezogen und sie hinüber in den Hummer geworfen.
    Wobei sie nicht wirklich in den Innenraum des Hummer traf, sondern in die Luft hinter dem Hummer. Die Explosion verschaffte ihnen trotzdem einen kleinen Vorteil. Einen klitzekleinen.
    Nur wenige Sekunden später hatte der Fahrer des Hummer seinen Wagen wieder unter Kontrolle. Und hier, am Berg, hatte der VW gegen diesen keine Chance, egal, wie gepimpt er war.
    „Mehr Granaten!“, rief Jeff.
    Alle wühlten im Fußraum, zogen an Laschen und warfen, was das Zeug hielt. Hinter ihnen donnerte und wetterleuchtete es. Leider war der Hummer allerdings gepanzert, daher kratzte es ihn wenig, ob neben ihm eine Eiche zu Zahnstochern zerschreddert wurde. Die Handgranaten hätten sogar auf ihn fallen können und hätten allenfalls einen kleinen Kratzer im Lack

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