Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
er dann umkehrte. Das Olympia Sport- und Kongresszentrum. Stimmt, fiel ihm wieder ein, hier in Seefeld waren 1964 und 1976 die nordischen Disziplinen der Olympischen Winterspiele ausgetragen worden. Irgendwo hatte er auf seinem allerersten Rundgang auch ein Schild mit den Olympioniken aus Seefeld gesehen. Hier war man noch stolz auf seine Sportler. Aber wozu mitten im Ort an historischer Stätte den Showdown mit den Hummer-Killern veranstalten? Wäre eine einsame Waldhütte dazu nicht besser geeignet? Oder, noch besser: gar kein Showdown! Dann kämen zumindest alle mit dem Leben davon ...
„Warum gehen wir denn nicht zur Polizei?“, versuchte Alfie es erneut. Der Respekt vor der Staatsmacht war einfach zu tief in ihm verankert. Mandy interpretierte seine Frage anders.
„Du Angsthase. Bleib halt im Bus, wenn du zu viel Schiss hast!“ Wieder pustete sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er hasste es, wenn sie die Power-Amazone heraushängen ließ. Das tat sie doch absichtlich, um ihn wie eine ausgelutschte Lusche aussehen zu lassen! Wenn es hart auf hart kam, was wollte sie dann groß tun? Ihr Akkordeon werfen? Die Angreifer in den Wahnsinn jodeln?
„Ich habe keine Angst!“, erklärte er.
„Hast du doch.“
„Hab ich nicht!“
„Kinder, gebt Ruhe. Das hier ist ernst. Volle Konzentration.“ Jeff Bridges sprach ein Machtwort und fuhr den VW -Bus direkt vor den Haupteingang, wo alle heraussprangen und erst einmal tief Luft holten. Alfie sah sich um. Der Ort lag in tiefem Schlummer. Drüben – mitten im Trockenen – stand das Seekirchl und glänzte weiß im Mondlicht. Oben am Himmel leuchteten die Sterne. Idylle pur.
Wäre da nicht, auf leisen Sohlen wie ein Panther, der schwarze Hummer vorgefahren. Er pirschte sich am Hotel Hocheder vorbei und parkte vor den Tennisplätzen, auf dem schmalen Fußweg, der zum Kino führte.
Wie auf ein geheimes Stichwort griffen alle zu den Waffen.
Wenn klapprige Greise Schnellfeuerwaffen schulterten, konnte Alfie als junger, kerniger Mann natürlich nicht zurückstehen. Er krallte sich das Erste, was ihm in die Finger kam. Es war schwarz und aus Metall, entweder eine Pistole oder ein Revolver, aber ganz sicher eine Handfeuerwaffe. Der Griff war ergonomisch, wie die Handschmeichler, die sie früher im Kunstunterricht gebastelt hatten. Dennoch bekam Alfie eine Gänsehaut. Er hatte noch nie jemanden umgebracht. Am nächsten war er Mord bislang gekommen, wenn er einen Keks so lange unter die Milchoberfläche drückte, bis keine Bläschen mehr aufstiegen.
Sollte sich das heute ändern? Würde er gleich einen Menschen töten?
„Sind alle bis an die Zähne bewaffnet?“ Jeff Bridges sah in die Runde. Alle nickten. „Dann los.“
Jeff machte den Anfang.
„Hatari!“, rief Mireille Mathieu und reckte die Rechte, in der sie eine Pumpgun hielt, nach oben.
„Halali, meine Liebe, du meinst Halali“, korrigierte die Herzoginwitwe, ihrerseits mit einer Art Raketenwerfer behängt. „Wiewohl ich Hatari! sehr gern gesehen habe. Mit John Wayne in der Hauptrolle. Ja, das waren noch Männer.“ Abschätzig musterte sie ihre Begleiter.
„War das nicht dieser Großwildjägerfilm?“ Mandy klang pikiert. Wenn es um Tiere ging, verstand sie keinen Spaß. Apropos Tiere ...
„Yussef!“, rief Mosche Dajan. „Hat jemand Yussef gesehen?“
„Boar ey, ein Tyrannosaurus Rex!“ Jetzt erst entdeckte Mandy die Skulptur auf der Grünfläche vor dem Eingang. Sie lief darauf zu, ihre diversen Gewehre klapperten. „Macht mal jemand ein Handyfoto von mir und ihm?“
Die kleine Skulptur – von der Größe her allenfalls ein Baby-T-Rex, weswegen man sie auch leicht übersehen konnte – glänzte metallisch im Mondlicht.
„Wie gesagt, Akku leer“, wiederholte Jeff Bridges, weil er das ja schon vorhin gesagt hatte.
„Sonst hat niemand ein Smartphone?“ Mandy konnte es nicht glauben. „Echt keiner?“ Mit einem Schlag fühlte sie sich in jene graue Vorzeit zurückversetzt, in welcher der echte T-Rex noch über die Erde streifte.
Alfie hätte nicht gemusst, zumal er sie nicht leiden konnte, aber irgendwie war da trotzdem eine Verbindung zwischen ihnen – und man musste zugeben, dass sie in dieser Krisensituation die Nerven behielt. Er zog also sein altes Motorola-Handy aus der Hosentasche, mit dem man nichts weiter konnte als telefonieren – und Fotos schießen.
„Aber kein dussliger Schnappschuss, verstanden? Ich will aussehen wie Heidi Klum!“, befahl Mandy.
Ist doch
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