Grace - Die Biographie
urplötzlich und unwillentlich vom Sims und landet in dem von der Polizei eine Etage tiefer aufgespannten Netz. Das Testpublikum will dies 1951 so, nachdem man in Previews zwei gedrehte Alternativenden vorführte, eines, bei dem der junge Mann ums Leben kommt, so wie im realen Leben geschehen, und eines, in dem er gerettet wird. Das reale Leben fiel durch.
Edith Van Cleve, Theateragentin sowie Agentin der großen einflussreichen, 1924 gegründeten und 1997 geschlossenen US-Agentur »Music Corporation of America«, kurz MCA – deren Agent Lew Wasserman auch Alfred Hitchcock eine Zeitlang vertritt und, nach einer Fusion der MCA und der Universal, als späterer Studioboss der Universal die Filme des Hitchcock’schen Spätwerks, von The Birds ( Die Vögel , 1963) bis hin zu Family Plot ( Familiengrab , 1976), mit produzieren wird –, ebnet Grace mit den Weg zu ihrer ersten kleinen Leinwandrolle: Nachdem Don Richardson Grace Kelly an Edith Van Cleve empfohlen hat, schickt diese ihre neue junge Schauspielerin zu einem der vielen Castings und Proben – die für das Projekt Vierzehn Stunden angesetzt sind. So wie Edith Van Cleve hat auch Produzent Sol C. Siegel Grace zuvor in einer der Aufführungen von Strindbergs Der Vater gesehen und empfiehlt die junge Darstellerin. Nach einer anschließenden Kostümprobe besetzt Regisseur Henry Hathaway Grace daraufhin in einer kleinen Nebenrolle für ihr erstes Kinoengagement überhaupt.
Die Dreharbeiten finden von Anfang Juni bis Anfang August 1950 statt, Drehorte sind die Twentieth Century-Fox Studios sowie, für die Außenaufnahmen in Manhattan, der Broadway und die Wall Street.
Während dieser Dreharbeiten kommt Gary Cooper einmal an den Set von Vierzehn Stunden , um Regisseur Henry Hathaway einen Besuch abzustatten. Es geschieht dort, in diesem Sommer 1950 – Cooper und Grace begegnen sich zum ersten Mal.
Cooper ist von der zwanzigjährigen Theateraktrice sofort angetan, davon, dass sie einen Antitypus verkörpert, ähnlich wie die ebenso im Jahre 1929 geborene, jedoch androgyner anmutende Audrey Hepburn. Cooper schwärmt hernach von Grace, von ihrer wohlerzogenen Art, ihrem Charme, ihrer Schönheit, die so ganz anders ist als jene der proper ausgestatteten, explizit aufreizenden Leinwandgöttinnen, die zu dieser Epoche en vogue sind: »Ich fand sie hübsch, man sah, daß sie was Besonderes war, und ich dachte, aus der wird vielleicht eines Tages mal was. Sie wirkte gebildet und so, als käme sie aus einer guten Familie. Auf jeden Fall war sie eine erfrischende Abwechslung nach all diesen Sexbomben, derer man allmählich überdrüssig wurde.« 91
Für Grace wiederum ist es die erste Begegnung mit einem Hollywood-Star dieses Formats. In den Herbstmonaten September und Oktober des darauffolgenden Jahres, 1951, werden sie gemeinsam in Fred Zinnemanns schwarzweißem Westernklassiker High Noon (Zwölf Uhr mittags , 1952) vor der Kamera stehen. Doch das kann Grace zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Grace hat als Mrs. Fuller nur zwei, respektive drei Sequenzen: Einmal außen, unten auf der Straße, inmitten des New Yorker Verkehrs. Auf dem Weg in die Anwaltskanzlei zur Verlesung der Scheidungsmodalitäten. Das andere Mal in der Kanzlei, von wo aus sie das Geschehen gegenüber beobachten kann.
Es sind genau zwei Drehtage, die Grace zu Vierzehn Stunden hat. An ihrem ersten Drehtag wird die Sequenz gedreht, die inden Straßen New Yorks spielt. Gedreht wird auf dem Studiogelände der Twentieth Century Fox, in Bühne 8. Grace sitzt im Taxi, das im Stau steht, da man die Straße vor dem Hotel abgesperrt hat, sie kurbelt das Fenster herunter und ruft dem Verkehrspolizist Dunnigan zu: »Officer – are we going to be able to get through? I have to have an important appointment – and I’m late now.« 92 Er rät ihr, auszusteigen und den Rest zu laufen. Grace steigt aus dem Wagen aus und muss über die Stoßstangen zweier dicht hintereinander stehender Autos steigen, wobei Paul Douglas ihr die Hand reicht und behilflich ist. »Take it easy«, meint er dabei zu ihr. »Thank you«, sagt sie zu ihm, als die Stoßstangen galant überwunden sind, und gibt ihm die Hand. »It’s allright«, erwidert Douglas und lächelt. Grace dreht sich um und geht aus dem Bild.
Grace Kellys erster Auftritt ist in der vierzehnten Minute – und er dauert lediglich eine halbe Minute. Sie trägt einen Pelzmantel, schwarze Handschuhe, eine schwarze Handtasche, eine Kopfbedeckung, die einer Melange aus
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