Grace - Die Biographie

republikanischen Senator Joseph Raymond McCarthy (1908–1957) –, bezeichnet jene etwa ein Jahrzehnt umfassende Periode innerhalb der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten, die die Anfangsphase des Kalten Krieges gegen die Sowjetunion markiert. Dieser Zeitabschnitt, der sich von 1947 bis 1956 erstreckt, auch als Second Red Scare bekannt, war von einem radikalen Antikommunismus bestimmt, welcher die harte Verfolgung echter oder vermeintlicher Kommunisten, Linker, Intellektueller und Bürgerrechtler zur Folge hatte. WenngleichSenator Joseph McCarthy selbst Anfang 1950, nach dem zweiten Verfahren gegen Franklin D. Roosevelts Ratgeber Alger Hiss überhaupt erst politisch auftrat und wirkte, ist die gesamte Zeit der paranoid anmutenden Verfolgungen und Tribunale nach ihm benannt. In dieser Periode verfolgte die US-Regierung die Kommunistische Partei der USA sowie ihre Führung, ihre Mitglieder und eine Vielzahl vermeintlicher Sympathisanten und Anhänger. Nachdem sowohl der stellvertretende Finanzminister Harry Dexter White als auch Alger Hiss als Agenten der Sowjetunion verdächtigt wurden, wurden für Regierungsmitglieder und Staatsdiener sogenannte Loyalitätstests obligatorisch. Diese internen Prüfverfahren für Bundesangestellte wurden vom FBI unter Federführung von dessen Begründer und Direktor J. Edgar Hoover geleitet. Seither ist die McCarthy-Ära zur Metapher politischer Verfolgung und Stigmatisierung Andersdenkender geworden. Eine moderne »Hexenjagd«. Einer Metapher, die bis heute von zeitloser Gültigkeit ist.
    Carl Foreman (1914–1984) selbst war früher, von 1938 bis 1942, Mitglied in der Kommunistischen Partei. Während er am Drehbuch zu Zwölf Uhr mittags sitzt, wird er im April 1951 aufgefordert, wie etliche seiner Freunde in Hollywood auch, vor dem House Un-American Activities Committee (HUAC), dem Untersuchungsausschuss für unamerikanische Aktivitäten und Umtriebe, zu erscheinen und auszusagen. Die Anhörung wird jedoch verschoben und findet just während der Dreharbeiten zu Zwölf Uhr mittags statt, am 24. September. Vor dem HUAC müssen auch im Exil lebende Intellektuelle wie Thomas Mann, Hanns Eisler und Bertolt Brecht aussagen; der 1952 in Europa weilende Charlie Chaplin, ebenfalls unter Verdacht stehend, erhält für seine Rückreise in die USA kein gültiges Visum mehr, sodass er in die Schweiz geht, wo er am Genfer See bis zu seinem Tod seinen Wohnsitz hat. Das politische Amerika dieser Zeit ist zutiefst ambivalent und kaum wiederzuerkennen. Misstrauen wird allenthalben geschürt.
    Auch »Gary Cooper macht eine freiwillige Aussage vor dem House Un-American Activities Committee , das im Oktober 1947 in Hollywood nach kommunistischer Gesinnung ermittelt«. 112 Cooper ist seinerzeit denn auch ein sogenannter »friendly witness«, ein freundlicher Zeuge, ganz ähnlich wie etwa auch Walt Disney. Disney wiederum kollaboriert sogar mit dem FBI als Kontaktmann der Special Agents und steht zugleich selbst unter Verdacht. Eine schizophrene Situation.
    Für Drehbuchautor und Koproduzent Foreman wird die krude »Hexenjagd« durch den HUAC schließlich zum fatalen Verhängnis – er verlässt bald schon seine amerikanische Heimat und geht nach England.
    Zwölf Uhr mittags , von Anfang September bis Mitte Oktober 1951 gedreht, also zur Hochzeit des McCarthyismus, reflektiert indirekt auch diese aktuellen politischen Geschehnisse im eigenen Land. Da ist die Bürgerschaft der Kleinstadt Hadleyville (Hollywood). Da ist der Mörder Frank Miller, der mit seinen drei Mannen erneut für Unordnung und Leid sorgen könnte. Und da ist Sheriff Will Kane, der Gesetzeshüter, derjenige, der sich auch ohne blechernen Stern für die Bürger einzusetzen bereit ist. Sowie, schließlich, Kanes Angetraute, Amy. Sie, die zum Zünglein an der Waage wird, die sich im allerletzten Moment ganz für ihren Mann entscheidet und einen der drei Banditen hinterrücks erschießt. Die Bürger Hadleyvilles sind die Menge, die Masse und, letztlich, auch die paranoide Meute. Ihrem Beschützer, Kane, der die Ordnung einst überhaupt erst herstellte, verweigern sie jegliche Unterstützung und Kooperation. Loyalität und Integrität, selbst die alter Weggefährten und Sinnesgenossen, brechen abrupt weg. Niemand will ihm als Hilfssheriff zur Seite stehen. Alle haben sie Angst, versammeln sich stattdessen im Saloon und zerreden dort alles. Es ist eine Form des Denunziantentums. Der Friseur bestellt bei dem Schreiner in seinem