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Grace - Die Biographie

Grace - Die Biographie

Titel: Grace - Die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Wydra
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einer Operation unterziehen müssen. Seine oft bezwingende, fast schmerzhafte Physis als Sheriff Will Kane im fertigen Film mag durchaus auch aus seinem ganz realen Befinden herrühren. Es ist nicht nur Sheriff Kanes, es ist auch Gary Coopers eigener Schmerz. Psychisch setzt ihm die aktuelle Trennung von seiner langjährigen Ehefrau Rocky zu – Veronica »Rocky« Balfe, die sich als Schauspielerin Sandra Shaw nannte, und Cooper hatten 1933 geheiratet und bleiben bis zu Coopers Tod 1961 verheiratet – sowie das Ende seiner etwa zwei Jahre andauernden, aufwühlenden und beider Karrieren partiell zersetzenden Liebesverbindung 105  mit der jungen Broadway-Schauspielerin Patricia Neal, mit der er zuvor in King Vidors The Fountainhead ( Ein Mann wie Sprengstoff , 1949) und in Bright Leaf ( Zwischen zwei Frauen , 1950) unter der Regie von Michael Curtiz vor der Kamera stand. Es sind »mehr als zwei Jahre in einem Strudel von Schuld, Reue, flüchtigem Glück und unterschwelliger Verzweiflung«. 106
    Cooper, dieser Mythos des aufrechten Mannes, wirkt in Zwölf Uhr mittags kummervoll und gebrochen, und es ist für alle am Set zu spüren. Vielleicht kommt ihm da Grace Kelly als temporäre Ablenkung gerade recht?
    Auch heißt es, Grace habe angeblich nicht nur mit Gary Cooper, sondern parallel auch mit Regisseur Fred Zinnemann während der Dreharbeiten eine Affäre gehabt. 107 Aufgrund des etwas angespannten Verhältnisses zwischen Regisseur und Darstellerin – im Gegensatz zu Alfred Hitchcock kümmern sich weder Zinnemann noch anschließend John Ford bei Mogambo sonderlich um Grace, geben ihr kaum Regieanweisungen, achten wenig auf ihre Schauspielführung – sowie ihrer am Set allen Teammitgliedern auffallenden Zurückgezogenheit und Verschlossenheit darf dies allerdings vielmehr in Zweifel gezogen und der gut funktionierenden Kolportage innerhalb der Traumfabrik zugeschrieben werden. Und obgleich der Hollywoodautor und Cooper-Freund Robert Slatzer verschiedentlich zu bekunden und zu bekräftigen meinte, dass Grace mit beiden eine Liaison gehabt habe, 108 so hat sich Grace doch, wie es Stanley Kramer einmal sehr explizit formuliert, von allen sehr abgesondert.
    Zudem wartet Gene Lyons in Denver auf sie. Mit ihm war Grace am »Elitch Gardens Theatre« im Sommer 1951 in gut zehn Wochen in zehn Stücken aufgetreten – darunter etwa in T. S. Eliots Komödie The Cocktail Party (1949) – und hatte trotz der harten strapaziösen Theaterarbeit einen Heidenspaß daran. Längst hat sich Gene Lyons trotz anfänglichen Haderns und Zögerns nun auch in Grace verliebt, nachdem er sich zuvor erst von der Schauspielerin Lee Grant getrennt hatte. Er wird bald schon nach New York gehen, zum Fernsehen. Wie Grace auch.
    Graces jüngere Schwester Lizanne, mit der sie nach Drehschluss und an den Wochenenden stets zusammen ist – sie halten sich in ihrem Apartment des »Chateau Marmont«-Hotels auf oder sind in Hollywood unterwegs, lassen sich einmal von »Coop« im silbernen Jaguar durch die Gegend fahren, auf der Suche nach einem guten Steakhouse –, kommentiert die privaten Vorgänge während Zwölf Uhr mittags folgendermaßen: »Grace war verknallt in Gary Cooper. Sie verehrte ihn, himmelte ihn an.« 109 Der Film ist maßgeblich von der Melodie des von Dimitri Tiomkin komponierten melancholischen, schweren Titelliedes bestimmt, welches mal nur instrumental interpretiert wird, mal mit dem von Tex Ritter in sonorer Klarheit eingesungenen Liedtext zu hören ist. Der Song wird neben der Gitarre von seinem einzigartig prägnanten Rhythmus des Hammond Novachord – dem 1939 eingeführten, ersten analogen polyphonen Synthesizer – dominiert. Mit seiner doppelten Konnotation – das Schicksal des Individuums und das der Allgemeinheit – macht der Song das Leitmotiv von Zwölf Uhr mittags aus:

    Do not forsake me, oh my darlin’
    On this, our weddin’ day
    Do not forsake me, oh my darlin’
    Wait, wait along
    (…)
    Oh, to be torn twixt love and duty
    Supposin’ I lose my fair-haired beauty
    Look at that big hand move along
    Nearin’ high noon
    (…)
    Do not forsake me, oh my darlin’
    You made that promise when we wed
    Do not forsake me, oh my darlin’
    Although you’re grievin’, I can’t be leavin’
    Until I shoot Frank Miller dead
    (…) 110
    Filmkomponist Dimitri Tiomkin (1894–1979), ein gebürtiger Ukrainer, der 1925 in die USA emigriert, nachdem er zuvor am St. Petersburger Konservatorium Musik studiert hatte, schuf mit der

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