Grace - Die Biographie

als Tyrannen oder Egomanen.
    Schauspieler Donald Sinden, der in Mogambo den sehr britischen und sehr gutgläubigen Ehemann von Grace Kelly spielt, beschreibt in seiner Autobiographie, wie John Ford ihn und Grace an ihrem ersten Drehtag für Mogambo am Set »führt«: Esist die Ankunft von Linda und Donald Nordley, der Dampfer legt an, am Flussufer steht Victor Marswell, um das Anthropologen-Ehepaar zu begrüßen. Ohne die geringste Probe der Szene, ohne jedwede Regieanweisung oder Besprechung, wie ihre Figuren sich zu verhalten haben oder was sie empfinden könnten, befinden sich Grace und Sinden an Deck des Dampfers, während Gable am Holzsteg wartet.
    Dann ist John Fords Stimme über Lautsprecher zu hören: »Grace, Donald – geht unter Deck. Okay. Donald – komm wieder an Deck. Schau dir die Landschaft an. Ruf nach Grace. Leg den Arm um sie. Zeig ihr eine Giraffe rechts von dir. Dann hol deine Kamera raus – schnell. Fotografier sie – die Giraffe. Lächle ihn an, Grace. Grace – sieh dir das Nilpferd an, links von dir. Lass es von Donald fotografieren. Da rutscht ein Krokodil ins Wasser. Du hast Angst, Grace – Angst! Okay. Jetzt kommt ihr an Land. Schaut euch um. Was erwartet euch hier? Die Eingeborenen kommen euch entgegengelaufen. Okay! Okay! Cut! Im Kasten!« 119
    Die Handlung: Eloise Y. Kelly (Ava Gardner; der Rollenvorname wurde in der deutschen Synchronfassung geändert in Ellinor), ihres Zeichens Tänzerin und Showgirl aus New York, mit ausgeprägtem Hang zum Mondänen, reist auf Einladung eines indischen Maharadschas nach Afrika. Doch dort wartet niemand mehr auf sie, der Maharadscha ist abgereist. Und so gerät sie in Kenia eher unfreiwillig auf die Lodge und Tierfängerstation des Großwildjägers Victor Marswell (Clark Gable), der über den überraschenden Besuch zunächst überhaupt nicht erfreut ist. Eher zähneknirschend bietet Marswell der Diva eines seiner Gästezimmer an. Eloise ist dabei, sich Hals über Kopf in den attraktiven Einzelgänger zu verlieben. Das bekommt auch Marswells korpulenter, gutmütiger Kamerad und Arbeitspartner John Brown-Pryce, genannt »Brownie« (Philip Stainton), mit. Doch Marswell ist von der direkten Art seines Gastes nur wenig angetan, und so schickt er Eloise mit dem Flussdampfer zurück auf die Heimreise. Derweil trifft das britische Ehepaar Nordley bei Marswell ein – der Anthropologe Donald Nordley (Donald Sinden) mit seiner Frau Linda (Grace Kelly). Victor Marswell ist sofort von der jungen blonden Frau fasziniert und fühlt sich vonihr angezogen. Ihre distanzierte Noblesse ist der Gegenentwurf zur vulgären Direktheit von Eloise. Es dauert nicht lange, da steht Eloise Kelly mit einem Teil ihres unübersichtlichen Gepäcks und in verschmutztem, nassem Kleid wieder auf Marswells Veranda, durchaus frohlockend: Der Flussdampfer ist steckengeblieben. Wie Leon Boltchak (Eric Pohlmann), neben »Brownie« ein weiterer Angestellter Marswells, feststellt, halten sich auf der Lodge nunmehr gleich zwei Frauen auf, eine Situation, die es bisher noch nie gegeben hat. Es hat dabei etwas Eigenwilliges, dass Ava Gardner den gesamten Film hindurch mit ihrem Rollennachnamen gerufen wird: »Kelly«!
    Die Dynamik unter den Lodge-Bewohnern ist vorprogrammiert: Eloise ist zunehmend eifersüchtig auf ihre Konkurrentin Linda, während Marswell sich ad hoc zwischen zwei Frauen befindet. Nachdem Donald Nordley nach der Ankunft zunächst vom Fieber gepackt wird, plant er bald schon eine Expedition, um das Verhalten der Berggorillas im Dschungel zu erforschen, zu filmen und auf Tonband aufzunehmen. Marswell ist über Nordleys Vorhaben nicht erfreut, weiß er doch, welche Strapazen und Risiken eine solche Urwaldexpedition mit sich bringt. Zudem fühlt sich der in die Jahre gekommene Großwildjäger ob der offensichtlichen und wachsenden Zuneigung zwischen Linda Nordley und ihm zunehmend unwohl, schuldig auch gegenüber Lindas Ehemann. Marswell und Linda treffen sich heimlich, doch Eloise bekommt dies mit. Ein klärendes Gespräch, von Mann zu Mann, welches Marswell mit Nordley führen will, scheitert sowohl an der vollkommenen Ahnungslosigkeit Nordleys als auch an Marswells Unfähigkeit, den mit seinen Forschungen beschäftigten Ehemann mit der Wahrheit zu konfrontieren. Als die Situation zu eskalieren droht, inszeniert Eloise in Marswells Zelt ein hörbar feucht-fröhliches Tête-à-tête, woraufhin Linda in das Zelt stürmt und, zutiefst verletzt und verzweifelt, zu Marswells