Grace - Die Biographie

das ganze Lager und lacht. Während es zwischen den Eheleuten Sinatra-Gardner kriselt – obgleich sie gerade ihren ersten Hochzeitstag auf einer der Safaris begehen –, und vor der Kamera Grace und Ava um Clark Gable buhlen, sind es die beiden ungleichen Frauen, die jenseits der Kamera Freundschaft schließen. Mit Frank Sinatra wird Grace wiederum drei Jahre später, zwischen Januar und März des Jahres 1956, gemeinsam vor der Kamera stehen – für Die oberen Zehntausend , den letzten Film ihrer künstlerischen Karriere.
    »Das Kinopublikum hatte auf das Team Clark Gable – Grace Kelly in Mogambo begeistert reagiert und die Klatschkolumnisten sprachen sogar von einer Heirat der beiden Stars,« 124 – ein medialerVorgang, der sich in der Karriere der Schauspielerin Grace Kelly noch mehrfach wiederholen wird. Ein Vorgang auch, der ihr so oder so äußerst unangenehm ist, der sie immer wieder aufs Neue belastet, da sie die Folgen des wachsenden medialen Interesses gegenüber ihrer Familie in Philadelphia kaum zu rechtfertigen weiß. Während Grace auf Diskretion und Verschwiegenheit setzt, ist die Presse an jeder denkbaren Pikanterie aus ihrem Privatleben interessiert. Sogar von einem Heiratsantrag von Graces Seite an Gable ist die Rede. Angesichts der realen Situation sind Grace und Clark Gable von etwas Vergleichbarem weit entfernt: »Sie hatte einen Flirt mit Gable, erzählte sie mir«, 125 berichtet, etwas relativierend, ihr späterer Partner, der Couturier Oleg Cassini, mit dem Grace in den Jahren 1954 und 1955 eine Liebesbeziehung verbindet. Graces jüngere Schwester Lizanne wiederum bekundet: »Grace war verrückt nach Clark.« 126
    Zwischen Gable und Grace mag eine gewisse Anziehung bestehen, zumal Gable, der »King of Hollywood«, im Mekka des Kintopps den zweifelhaften Ruf als notorischer Frauenheld und Schwerenöter genießt. Andererseits jedoch befindet sich Clark Gable während der Mogambo- Dreharbeiten mitten im Scheidungsverfahren von seiner vierten Frau, Lady Sylvia Ashley, Exfrau von Douglas Fairbanks. Der – bis heute unbelegten – Legende zufolge verliebte sich Grace dennoch in den von ihr schon lange verehrten, knapp dreißig Jahre älteren, graumelierten Hollywoodstar, und sie gehen eine kurze Affäre miteinander ein. Sie begleitet ihn oftmals an den drehfreien Tagen auf seinen Safaris und steht hierfür freiwillig in aller Herrgottsfrühe auf, während die anderen Schauspieler sich vom Drehstress erholen. »Sie waren die meiste Zeit über zusammen«, 127 so Donald Sinden. Grace nennt Gable während der Dreharbeiten »Ba« – was bezeichnenderweise auf Suaheli »Vater« heißt. Grace ist die einzige am Set, die schon zu Drehbeginn ein wenig Suaheli spricht, und etwa im »New Stanley Hotel« in Nairobi das Essen der Schauspieler in der Landessprache bestellt.
    So ist es denn auch Grace selbst, die in Bezug auf ihre Drehzeit in Afrika einmal die vieldeutige Bemerkung macht, dass, wenn man schon Monate im afrikanischen Busch verbringe, man dort so viel ja nicht machen könne. Doch – so oder so – ist nach derRückkehr und dem Abschluss der langen Dreharbeiten in Afrika die Situation eine andere. Die in den Elstree-Studios vor den Toren Londons fortgesetzten Innenaufnahmen finden unter anderen Vorzeichen statt als jene dreimonatigen Aufnahmen zuvor in Afrika. Gable verhält sich in England betont kühl gegenüber Grace, was diese unweigerlich verletzt und kränkt. Doch da er sich im Scheidungsverfahren befindet, will er sich nun hier, in London, wo alles und alle näher und dichter dran sind, keinerlei Skandal leisten. Er verhält sich distanziert freundlich und professionell, mehr nicht. Überdies reist Ma Kelly aus Philadelphia an, um im Februar 1953 ganze drei Wochen in London auf ihre dreiundzwanzigjährige Tochter aufzupassen – die Schlagzeilen um eine mögliche Affäre zwischen ihrer Gracie und dem mehr als doppelt so alten Gable haben auch vor Philadelphia nicht haltgemacht. Zudem möchte Margaret Majer-Kelly einmal selbst den »King of Hollywood« kennenlernen.
    Nach Abschluss der Dreharbeiten zu Mogambo lädt Graces Agent Jay Kanter sie zu seiner Hochzeit ein, die am 15. April 1953 in New York stattfindet, und stellt Grace und seine frischgebackene Ehefrau Judith Balaban Quine einander vor. Drei Jahre später wird Judith eine von Graces sechs Brautjungfern sein. Die beiden Frauen werden bis zu Graces Tod miteinander befreundet sein.
    1953 steht Grace auch wieder für einige wenige