Grace - Die Biographie
Waffe greift und diesen an der Schulter anschießt. Daraufhin erkennen alle, was für sie am Ende das Beste scheint: Linda kehrt zu ihrem Ehemann zurück, voller Reue, Marswell und Eloise werden schließlich ein Paar.
Die dramaturgische Grundsituation, die hier zwischen den Protagonisten angelegt ist, entspricht letztlich einer klassischenDreierkonstellation. So wie am realen Set Donald Sinden nur Augen für Grace Kelly hat, während diese offenbar Clark Gable verfallen ist, der seinerseits zunächst nur Interesse an Ava Gardner hat, um sich, von dieser abgelehnt, schließlich eine kurze Zeitlang Grace zuzuwenden – Graces Freundin Rita Gam spricht von »nur einer romantischen Nacht bei Dreharbeiten mitten im Dschungel«. 120 So ist es in der Fiktion des Films nicht anders, dass unerwidert Liebende abgelehnt und verletzt werden, während Gefühle dort entstehen, wo sie nur für Irrungen und Wirrungen sorgen und bereits Bestehendes existentiell zu gefährden drohen.
Mogambo markiert zugleich die erste Zusammenarbeit zwischen der MGM-Kostümdesignerin Helen Rose und Grace Kelly. Rose wird später, in Green Fire (Grünes Feuer, 1954 ) und Die oberen Zehntausend , beides ebenfalls MGM-Produktionen, für die Kostüme von Grace verantwortlich zeichnen, sowie schließlich auch das Brautkleid, das sie auf ihrer Hochzeit in Monaco tragen wird, entwerfen. In Mogambo trägt Grace kurzärmelige Blusen und lange Röcke, Hosen und Safarijacken. Es hat durchaus etwas Reizvolles, wie sie in dieser hellen, an eine Uniform erinnernden khakifarbenen Montur auftritt, als Einzige mit Tropenhelm.
In einer abendlichen Szenerie, in der die drei Männer ein kleines Dinner zu Ehren ihrer drei Gäste geben, erscheint Grace Kelly in einem violetten Abendkleid, das in seiner Form jenem roten aus dem darauffolgenden Film Bei Anruf Mord sehr ähnelt. Kurzärmelig, mit etwas Dekolleté und langem Faltenrock, zieht sie in diesem Abendkleid alle Blicke auf sich und entfacht im Laufe des Dinners einen anspielungsreichen mehrdeutigen Dialogwechsel zwischen der eifersüchtigen Ava Gardner und Clark Gable. Grace sitzt nahezu ausnahmslos stumm dabei, obgleich sie diejenige ist, deren Erscheinen zum dramaturgischen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird.
Der Amerikaner Rupert Allan, der sich wegen der im Juni bevorstehenden Inthronisierung von Queen Elizabeth II. für das US-Magazin Look in diesem Frühjahr in London aufhält – Graces zukünftiger langjähriger persönlicher PR-Berater und späterer monegassischer Generalkonsul und Botschafter in Los Angeles, der ihr eines Abends nach einem Drehtag im Londoner »Savoy Hotel« von Morgan Hudgins, dem Pressesprecher des MGM-Studiosvorgestellt wird –, erinnert sich an eine für Graces romantische Verträumtheit signifikante Begebenheit, die ihm wiederum Clark Gable später von den Dreharbeiten zu Mogambo erzählte: Grace war allein, saß auf einer Felsanhöhe in Strandnähe, und Gable ging zu ihr. »Sie wandte sich ihm zu, und er sah, dass sie weinte. Er fragte ›Warum weinst du, Grace?‹, und sie erwiderte ›Es ist so wunderschön. Ich lese gerade Schnee am Kilimandscharo von Hemingway, und ich blickte auf und hatte gerade über diesen erfrorenen Leoparden gelesen, den sie ganz oben im Schnee dieses hohen Berges, des höchsten in Afrika, fanden. Ich sehe also von meinem Buch auf und denke, was für ein wunderbares Bild Hemingway doch geschaffen hat, und dann sah ich diesen Löwen am Ufer entlanggehen. Es war einfach überwältigend schön‹.« 121
»Mogambo« – dies verkündet die Metro-Goldwyn-Mayer gern – bedeutet auf Suaheli »Leidenschaft«. Doch je nach Konnotation kann es ebenso für »Gefahr« stehen. Beides wird in John Fords opulentem Abenteuerepos bedient. Zu den für ihre Entstehungszeit visuell spektakulären Sequenzen des Films zählen zweifelsohne die Tieraufnahmen, die ein Second-Unit-Kamerateam unter Beratung einiger ansässiger Großwildjäger, darunter auch des legendären Frank Bunny Allen, dreht: Höhepunkt dieser außergewöhnlichen Großwildaufnahmen sind – neben Szenen mit Giraffen, Elefanten, Nilpferden und schwarzen Panthern – jene ausführlichen Sequenzen im Gorilla-Gebiet. So ist der für John Ford eher atypische Film ein »stimmungsvoller Abenteuerfilm mit schönen Tieraufnahmen, der Urwaldmilieu und -atmosphäre meisterhaft einfängt«. 122
Mogambo wird am 1. Oktober 1953 in der New Yorker Radio City Music Hall uraufgeführt, kommt am 9. Oktober
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