Grace - Die Biographie
lauern in dem Festivalstädtchen und seinem Umland überall.
In Paris schließlich steigen Grace und Aumont im »Hotel Raphael« unweit den Champs-Élysées ab, gehen ins Theater, spazierenan diesen Tagen im Mai durch die Stadt der Liebe, und verbringen schließlich mit Teilen seiner verzweigten Familie ein Wochenende in Aumonts Landhaus in Malmaison, vor den Toren der französischen Kapitale.
Grace, die mal mit Cassini in Kontakt steht, mal wieder nicht, die soeben den Fürsten von Monaco kennengelernt hat – sie flirtet mit ihrer zwei Jahre zurückliegenden New Yorker Affäre, belebt sie kurzzeitig wieder. Noch einmal eine Romanze an der Riviera. Und Aumont schöpft Hoffnung auf mehr, spricht Reportern gegenüber gar von Heirat. Auch er. Er ist nicht der Erste mit dieser Hoffnung. Als Grace nach diesem insgesamt rund zweieinhalbwöchigen Aufenthalt in der dritten Maiwoche aus Frankreich kommend in Amerika eintrifft, wird sie noch am Flughafen von einem Fernsehreporter nach ihrer Beziehung zu Aumont befragt: »Guten Morgen, Miss Kelly, es ist ein herrlicher Tag hier in New York. Unsere Zuschauer wären sicher sehr enttäuscht, wenn ich Sie nicht frage, was an den Gerüchten um Ihre Romanze mit Jean-Pierre Aumont dran ist? Möchten Sie uns dazu etwas sagen?«
Und Grace antwortet in der ihr eigenen scheuen und distanzierten Art: »Nun, ich kann nur sagen, dass wir sehr gute Freunde sind. Ich lernte Jean-Pierre vor einigen Jahren in New York kennen und freute mich sehr, ihn in Cannes wiederzutreffen.« – »Irgend etwas Ernstes?« – »Ah, nein.« 236
Die Affäre ist von Graces Seite damit beendet, Jean-Pierre Aumont, in Grace Kelly sehr verliebt, ist, wie es heißt, sehr verletzt und verärgert.
Zuvor, am Freitag, dem 6. Mai schließlich – Grace ist gerade einmal knappe anderthalb Tage in Cannes – steht der royale Termin im Fürstenpalast von Monaco an.
Als Grace erfährt, dass sie bereits um halb sechs auf einem offiziellen Empfang der Amerikaner erwartet werde, auf dem sie zudem als Gastgeberin repräsentieren solle, will sie die Audienz zunächst absagen. Doch ihr wird nachdrücklich versichert, dies sei nach erfolgter Einladung bei Hofe vollkommen undenkbar. Paris-Match -Redakteur Pierre Galante telefoniert daraufhin mit dem Palast, und dort erklärt man sich bereit, die Audienz vonvier auf drei Uhr vorzuverlegen. Fürst Rainier habe jedoch vor dem Pressetermin mit Grace Kelly noch einen weiteren Termin in seiner Villa in Beaulieu, wo er ein Essen gebe. Er werde sich bemühen, pünktlich zu erscheinen. Grace wiederum hat jenen Termin am späten Nachmittag um halb sechs in Cannes im Kopf. Die Autofahrt von Cannes nach Monaco und zurück dauert je Strecke zwischen einer und anderthalb Stunden. Aufgrund des nun äußerst eng ausfallenden Zeitplans herrscht Anspannung und auch Unsicherheit.
Anderntags setzt sich die Reihe an Hindernissen fort. Just während der Filmfestspiele in diesem Mai 1955 findet nun einer jener Streiks statt, die die Franzosen seit jeher gern abhalten und die regelmäßig Teile des öffentlichen Lebens lahmlegen. Es kommt daher zu einem Stromausfall, es gibt keinerlei Elektrizität, auch im noblen »Carlton« nicht. So kann Grace, die ihre Haare gewaschen hat, den Fön nicht benutzen. Auch die von der Reise zerknitterten Kostüme, die sie am Vorabend erst ausgepackt hatte, können nicht aufgebügelt werden. So steht Grace am Vormittag dieses letztlich so schicksalhaften Freitags mit nassen Haaren und ungebügelten Kleidern in ihrem Hotelzimmer, ausgerechnet vor einer Audienz mit einem Fürsten, mit Fototermin für die Titelgeschichte einer nationalen Wochenzeitschrift.
Gladys de Segonzac versucht zu helfen, indem sie gemeinsam spontan improvisieren. Grace versucht zuerst, die nassen Haare ein wenig trockenzubürsten, um sie dann zu einem Knoten zusammenzubinden. Ihre Garderobiere bindet ein Haarband mit künstlichen Blumen in den Haarknoten ein, welches ihren Hinterkopf ein wenig bedeckt und den bei Hofe gemeinhin erforderlichen Hut ersetzen soll. Bis sie in Monaco sein werden, ist das Haar bei den Temperaturen, die an der Côte im Mai vorherrschen, halbwegs getrocknet. Unter den Kleidern finden sie schließlich ein einziges, das nicht zerknittert ist. Es ist ein schwarzes Baumwollsatinkleid, mit einem Blumenmuster in Rot- und Grüntönen, ärmellang, eng in der Taille, dann in einen weiten Rock übergehend.
Gemeinsam fahren Grace, Gladys de Segonzac und Pierre Galante mittags
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