Grace - Die Biographie
hat 1944 an der Pariser École Libre des Sciences Politiques seinen Abschluss gemacht. Ein Pragmatiker. »Rainier war kein Mann der Künste.« 242 Und er ist launisch, unterliegt Stimmungsschwankungen,ist durchaus schwierig im zwischenmenschlichen Umgang. Ein in sich gekehrter Einzelgänger mit eigenem Kopf. Später einmal wird sein Hang zum Cholerischen und seine Strenge zu familiären Problemen führen.
Von einem Pulk an Fernsehreportern am 15. Dezember 1955 unmittelbar nach der Landung in New York, zu Beginn seiner mehrwöchigen USA-Reise – die Fürst Rainier gemeinsam mit Pater Francis Tucker, seinem engen Vertrauten in Monaco, unternimmt, freilich mit dem inoffiziellen Endziel Philadelphia – auf eine potentielle zukünftige Braut und eine mögliche Hochzeit hin befragt, entwickelt sich zwischen der offensiven Presse und dem sich zurückhaltend und ganz offensichtlich kryptisch äußernden Fürsten folgender Dialog vor laufenden Kameras:
TV -Reporter: »Hoheit, vielen Gerüchte zufolge stehen Sie mit verschiedenen Frauen in Kontakt – jede könnte es sein. Das letzte Gerücht: Grace Kelly. Würden Sie das für uns kommentieren?« Rainier: »Nein. Ich lernte Grace Kelly einfach nur kennen. Sie besuchte den Palast, als sie in Cannes war, beim Festival. Das ist alles.« TV -Reporter: »Es gibt viele Berichte darüber, dass Sie aktiv nach einer Ehefrau suchen. Könnten Sie dazu etwas sagen?« Rainier: »Nein, das bin ich nicht. Das wurde falsch zitiert …« TV -Reporter: »Aber wenn Sie heiraten wollten – was für ein Mädchen wäre das?« Rainier: »Ich weiß es nicht. Die Beste!« TV -Reporter: »Und was wäre das für Sie?« Rainier: »Wir kommen der Sache näher, wie? – Nun, sie braucht viele gute Eigenschaften, weil ich einen schrecklichen Charakter habe.« 243
Grace – die in diesen Dezembertagen in den MGM-Studios in Culver City in Hollywood Der Schwan dreht, ihren vorletzten Film –, weiß, dass sie den Fürsten voraussichtlich am 24. Dezember wiedersehen wird, zu Hause in Philadelphia bei ihren Eltern. Da ist ihre einzige persönliche Begegnung mit dem Fürsten genau siebeneinhalb Monate her.
Zu jenem Zeitpunkt ihrer ersten und bisher einzigen Begegnung– am 6. Mai 1955 – ist Grace fünfundzwanzig Jahre jung. Sechs Jahre liegen zwischen ihr und Rainier. Als sie siebenundzwanzig Jahre später im Sterben liegt, erfährt dies alsbald auch der Pariser Journalist Pierre Galante: »Das Ende war derart tragisch. Dabei hatte alles so schön begonnen. Ich konnte es kaum fassen, dass sie auf diese Art ihr Leben lassen musste. Das war sehr hart. Meine Frau sagte einmal zu mir: ›Auch wir haben Schuld an ihrem Tod, weil wir sie dem Fürsten vorgestellt haben.‹ – Und es war dort, wo sie den Tod fand.« 244
— Berühmt, blond, amerikanisch:
Marilyn oder Grace?
George Schlee, Gardner Cowles und Aristoteles Onassis. Ein Herrentrio, das im Herbst 1955 einen Plan schmiedet, eine Art Komplott. Einen Plan, der das Fürstentum von Monaco betrifft sowie dessen noch immer unverheirateten, inzwischen zweiunddreißigjährigen Fürsten. Einen Plan, der die insbesondere in jenen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend nachlassende Attraktivität Monte Carlos für den europäischen Geldadel und die amerikanischen Touristen ins Visier nimmt sowie, nicht zuletzt, die monetären Interessen des griechischen Großreeders Aristoteles Onassis, der sich mit millionenschweren Anteilen in Monaco eingekauft hat. Der verlorengegangene internationale Jetset soll zurückkommen an diesen Ort. So ist es denn auch vor allem Onassis, dem am finanziellen Wohlergehen des kleinen Fürstentums gelegen ist, gewiss weniger aus altruistischen Gründen als vielmehr aus recht eigennützigen, seiner monegassischen Investitionen wegen.
Aristoteles Onassis (1906–1975), seines Zeichens Multimilliardär und Besitzer einer internationalen Tankerflotte, hat seit Beginn der frühen fünfziger Jahre ganz spezielle Beziehungen zu dem in dieser Zeit nahezu maroden, im Verfall begriffenen Fürstentum an der Riviera. Das Casino schreibt seit 1951 Verluste. Onassis investiert in Anlagen und Immobilien, in Villen und Hotels und ganze Apartmenthäuser in Monaco. Ab 1953 ist er es, der die mehrheitlichen Aktienanteile der monegassischen, im April 1863 gegründeten Gesellschaft »Société des Bains de Mer« (SBM) hält und diese kontrolliert, und eine ganze Zeitlang heißt es, sehr zum Unwillen von Fürst Rainier III., der anfangs die
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