Grace - Die Biographie
zum vierten Mal wird sie nunmehr für einen Film der Paramount vor der Kamera stehen: »Ich beendete Grünes Feuer an einem Morgen um elf, um eins ging ich in das Synchronstudio – und um sechs Uhr reiste ich nach Frankreich ab.« 198
— Die erste Begegnung:
An einem Freitag, dem 6. Mai, gegen 16 Uhr
Im März 1955 ruft Rupert Allan bei Grace Kelly an. Der PR-Agent hat eine Neuigkeit für seine Klientin: Sie sei als Ehrengast auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes eingeladen, um dort Amerika mit Ein Mädchen vom Lande zu repräsentieren. Grace lehnt ab, möchte nicht schon wieder reisen, wünscht sich Distanz zur Filmbranche und zum Showbusiness. Allan bittet sie, ernstlich darüber nachzudenken, dies sei ein wichtiger Anlass. Er werde wieder anrufen. Grace verspricht, darüber nachzudenken. Doch eigentlich möchte sie nicht, möchte hierbleiben, in New York, und ihr weitläufiges neues Apartment fertig einrichten. Endlich beginnen, sich zu Hause zu fühlen. Anderntags ruft Allan Grace erneut aus Los Angeles an, diesmal ist er insistierender, redet auf sie ein, sie sei von der französischen Regierung eingeladen, sie würde ihr Land, Amerika, vertreten. Tagelang geht das so. Immer mehr Argumente fallen Rupert Allan ein, eines in seiner Wahrnehmung triftiger und wichtiger als das andere. Bis Grace sich schließlich überreden lässt, es ist nicht das erste Mal. Kurz darauf nur wird sie gegen ihren eigenen Willen eine Zusage geben, die ihr Leben für immer verändert.
Anfang Mai fliegt Grace von New York nach Paris, wo sie, wie schon ein Jahr zuvor zusammen mit Edith Head, noch ein paar Stunden in der Stadt verbringt, um des Nachts mit dem Train Bleu von Paris nach Cannes zu fahren, der am Morgen ankommt. Im Zug an die Riviera hält sich nicht nur Grace Kelly auf. So sitzt etwa auch Pierre Galante im »Blauen Zug«, Filmredakteur der populären französischen Wochenzeitschrift Paris Match , mit den Filmfestspielen als Ziel. Doch Galante verfolgt auf Anweisung seines Chefredakteurs Gaston Bonheur noch ein weiteres Ziel: Eine Geschichte über ein arrangiertes Rendezvous bei Hofe, zwischen Fürst Rainier III. von Monaco und Grace Kelly, mit Fototermin im Palast: »Prince Charming Meets Movie Queen«, Märchenprinz trifft Hollywood-Prinzessin.
Tatsächlich gelingt es Galante bereits zu Beginn der Zugfahrt, die Bekanntschaft von Grace zu machen. Wird Galante dochvon seiner Frau begleitet, der Schauspielerin Olivia de Havilland, einst Star in Filmen wie Vom Winde verweht , und diese kennt wiederum Gladys de Segonzac, Garderobiere von Über den Dächern von Nizza und Graces Begleitung auf dieser Frankreichreise. So stellt man einander vor. Grace ahnt zunächst nicht, was da auf sie zukommt, zumal sie noch keine Kenntnis von ihrem – vollen – Terminplan während der Filmfestspiele hat. Am Ende der Zugfahrt spricht Galante das Thema Monaco an, fragt Grace suggestiv, was sie davon hielte, zwischendurch einmal dem Festivaltrubel zu entfliehen, für ein paar wenige Stunden nur, und sich zum Beispiel das kleine Fürstentum anzusehen, mit persönlicher Audienz bei Seiner Hoheit Fürst Rainier III. von Monaco. Grace legt sich zunächst nicht fest, lehnt allerdings auch nicht sofort ab.
Am anderen Morgen, dem 5. Mai, trifft Grace Kelly in Cannes ein, wo sie – ganz ähnlich wie im vergangenen Jahr von Alfred Hitchcock – diesmal von Rupert Allan am Bahnhof erwartet und wieder ins »Hotel Carlton« gebracht wird.
Während des etwa zehntägigen Aufenthaltes an der Côte d’Azur sowie in einer angehängten, gemeinsamen privaten Woche in Paris trifft sich Grace wieder mit Jean-Pierre Aumont, der sie in den Tagen vor ihrem Abflug gen Paris in New York abends zum Dinner ausgeführt und auch in ihrem neuen luxuriösen Apartment in der 5th Avenue besucht hatte. Immerhin, eine gewisse Ablenkung mit Jean-Pierre an der Riviera und in Paris – noch ein guter Grund, Rupert Allans Drängen nachzugeben. Es gibt dokumentarische Fernsehaufnahmen in Schwarzweiß, wie Grace mit Aumont Händchen haltend durch die Altstadt von Cannes sowie in La Napoule flaniert, wie sie eine Töpferei besuchen, wie sie auf einem offenen Platz Boule spielen, sowie Fotografien von einem vertrauten Tête-à-Tête, einem mittäglichen Lunch, wie sie an einem Tisch beieinandersitzen, sie seinen Arm, seine Hand ganz an ihren Oberkörper heranzieht. Dann küsst sie seine Hand. Ein Moment der Nähe, der publik wird und kursiert. Fotografen und Reporter
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