Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
nie eine Seelenverwandte, oder?“, fragte Grace sie, bekam aber keine Antwort. Stattdessen stand die Dame auf und begab sich auf einen Platz am Ende der Sitzreihe.
Grace grinste nur und flüsterte ein Gebet zum Himmel: „Danke, danke, Du da oben, dass Du unser Wochenende doch noch wahr werden lässt.“
Sie holte schnell ihr Smartphone heraus und schrieb eine SMS an Jo.
IN EINER HALBEN STUNDE GEHT`S LOS!
SUUUPER!!! ICH HATTE SCHON SOLCHE ANGST, DASS ICH AM ENDE ALLEINE IN NEW YORK DASTEHE, kam sofort von Jo zurück.
ICH WERDE GANZ BALD DA SEIN! LIEGT IHR GUT IN DER ZEIT?
JA. BIS JETZT KEINE VERSPÄTUNG. ICH WERDE NACH PLAN UM 10:50 UHR ANKOMMEN.
DU ARME MUSST DIR DANN IRGENDWIE DIE ZEIT VERTREIBEN, BIS ICH BEI DIR BIN. TREFFPUNKT WIE VEREINBART AM TIMES SQUARE???
ABER KLAR! ICH WERDE AUF DICH WARTEN.
Die nächste halbe Stunde zappelte Grace nervös herum, immer wieder sah sie auf ihre Armbanduhr. Dann holte sie erneut ihr Smartphone heraus und stöpselte die Kopfhörer ein. Sie suchte nach einem besonderen Lied, ihrem Lied. Seit Beginn ihrer Freundschaft hatte es sie treu begleitet: City of Angels . Grace wusste, dass mit der „Stadt der Engel“ Los Angeles gemeint war, doch für sie beide war es New York, denn dort würden sie sich zum allerersten Mal sehen.
Jo war schon jetzt ein Engel auf Erden für sie, der beste, gütigste und großzügigste Mensch, den sie kannte. Sie war ihr so ans Herz gewachsen, und dabei hatte sie ihr noch nie gegenüber gestanden. Aber das sollte sich heute noch ändern.
Jo. Ihre Freundin. Ihre Seelenverwandte. Sie dachte an die Nachrichten zurück, die ihrer ersten folgten. Es war kaum zu glauben, dass sie sich wirklich gefunden hatten, zwei Menschen mit einer Seele.
…
„ Was für Musik hörst du gerne?“, hatte Grace Jo gefragt, während sie den leisen Klängen von Coldplay zuhörte.
„30 Seconds to Mars, wie du ja schon weißt, Coldplay und Matchbox Twenty sind meine Lieblingsbands“, kam darauf die Antwort und Grace hatte nur erneut den Kopf schütteln können vor Erstaunen.
„Das ist doch nicht möglich! Ich höre gerade Coldplay!“
„Nein! Nicht dein Ernst! Lass uns etwas versuchen … wir gehen jetzt beide zu unserem DVD-Regal und nennen die 5 Filme, die uns am meisten zum Weinen gebracht haben“, schlug Jo vor.
Dass sie beide nicht nur bei jedem traurigen Film, sondern auch bei jeder rührenden Werbung in Tränen ausbrachen, das hatten sie schon voneinander erfahren.
Drei der fünf Filme, die sie beide aufschrieben, stimmten überein.
„Also, langsam wird es unheimlich!“, rief Grace und schrieb dasselbe an Jo.
„Du sagst es! Was ist eigentlich deine Lieblingsschokolade? Meine ist Hershey`s Cookies `n` creme.“
Grace brach in lautes Lachen aus, dann ging sie an ihren Vorratsschrank, holte sich eine Tafel Hershey`s Cookies `n` creme heraus und biss genüsslich ab. „Du wirst nicht glauben, welche meine ist.“
Selbst jetzt noch bescherte es Grace eine Gänsehaut, wenn sie an die vielen Gemeinsamkeiten dachte. Natürlich hatten sie nicht alles gemein, zum Beispiel war Josephines Lieblingsfarbe Türkis und ihre eigene Rot, und Jo stand total auf Kaffee, wo sie selbst eine absolute Teetrinkerin war, aber die Gemeinsamkeiten überwogen doch bei Weitem.
„ Mom, warum triffst du dich nicht mal mit Jo?“, hatte ihre Tochter Louise sie vor einigen Wochen gefragt, als sie wieder einmal von ihrer Online-Freundin schwärmte. „Es ist ja nicht so, dass sie in Frankreich wohnt oder in Australien. Providence ist nur ein paar Staaten weit entfernt. Besuch sie doch einfach mal.“
Louise, mit ihren zwölf Jahren, sagte immer, was sie dachte, und Grace fragte sich: Warum eigentlich nicht?
Noch am selben Abend machte sie Jo einen Vorschlag: „Hast du Lust, dich mit mir zu
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