Grace & Josephine - Eingeschneit (German Edition)
Wortwahl benutzte wie sie.
Als sie daraufhin auf die Homepage von Josephine gegangen war, konnte sie nichts weiter tun, als mit weit offenem Mund auf den Bildschirm zu starren.
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, schrieb sie eine Nachricht an Josephine:
Liebe Josephine,
mein Name ist Grace und ich habe deine Facebook-Seite und deine wundervolle Homepage heute entdeckt. Ich kann es, ehrlich gesagt, noch gar nicht fassen … und vielleicht hältst du mich ja auch für verrückt, aber wir haben sooo viele Gemeinsamkeiten, dass ich mich einfach mit dir in Verbindung setzen musste.
Zuerst einmal ist da die Tatsache, dass wir beide jung Mutter geworden sind. Unsere Töchter sind im selben Alter, sind beide im November geboren und ihre Namen beginnen sogar mit demselben Anfangsbuchstaben!
Wir beide wohnen in Städten, die mit einem „P“ beginnen, du in Providence, ich in Portland.
Wir beide schreiben Gedichte und haben eine Lyrik-Seite auf Facebook.
Dann ist da noch die Tatsache, dass mindestens 8 der Dinge in deiner „10 Things About Me“-Rubrik mit meinen übereinstimmen, wie z.B. unserer beider Vorliebe für Hershey-Schokolade, die Gilmore Girls oder 30 Seconds To Mars.
Es ist einfach unglaublich, wie viel wir gemeinsam haben. Ich war mir nie sicher, ob ich an so etwas wie Seelenverwandtschaft glauben soll – bis jetzt!
Ich hoffe, sehr bald von dir zu hören. Vielleicht siehst du dir einfach mal meine Seite an, damit du verstehst, was ich meine.
Liebe Grüße, Grace
Nachdem sie auf „senden“ geklickt hatte, beschlich sie ein ganz mulmiges, ja fast ängstliches Gefühl. Sie wusste nicht, wie Josephine reagieren würde. Wie hätte sie selbst auf so eine Nachricht reagiert?
Erst einmal wusste sie nur eins: Sie war froh, dass es außer ihr noch jemanden gab, der sogar im Hochsommer kalte Füße hatte und mit Socken schlief.
JOSEPHINE
Mit dem inzwischen vierten Kaffee in der Hand und einem belegten Bagle, machte sie sich zurück auf den Weg zu ihrem Waggon, was sich als genauso schwierig erwies wie der Hinweg. Sie hatte zwar damit gerechnet, dass es voll sein würde – aber doch nicht SO voll!, dachte sie.
Nach gefühlten zwanzig Minuten war sie zurück auf ihrem reservierten Platz, den sie Dave zu verdanken hatte, weil sie beim Bestellen des Tickets fast vergessen hätte, sich einen zu reservieren; und sie war in diesem Moment auch sehr froh darüber, dass sie sich für den Großraum entschieden hatte, so saß anstatt drei Personen nur eine bei ihr, und das war zum Glück nur eine ältere Dame.
Als sie auf ihre Uhr schaute, war es bereits 9:22 Uhr – und irgendwie bekam sie diesen unglaublich leckeren Bagle einfach nicht runter. Sie musste an die letzte SMS von Grace denken, in der sie ihr versprochen hatte, die Hoffnung nicht aufzugeben und dass nichts und niemand sie davon abhalten könne, dieses New-York-Wochenende mit ihr zu verbringen.
„Wird sie es schaffen oder werde ich am Ende alleine in New York an der Penn Station stehen, inmitten von Manhattan? Eine Frage, auf die ich erst eine Antwort bekomme, wenn ich dort bin und sie nicht“, sagte sie leise zu sich selbst.
Mit einem flauen Gefühl im Magen packte sie den Bagle in ihre Tasche, zog sich ihre Kopfhörer über und wählte in ihrer Playliste ihr momentanes Lieblingslied von 30 Seconds To Mars – City of Angels – aus, und als die Melodie in ihren Ohren erklang, musste sie wieder schmunzeln. Denn es weckte Erinnerungen an Grace und ihren ersten Kontakt über Facebook an sie.
Sie konnte sich noch daran erinnern, als ob es erst gestern gewesen wäre.
Immer wieder hatte sie die Nachricht gelesen und konnte einfach nicht glauben, dass es auf dieser großen weiten Welt wirklich jemanden gab,
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