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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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packte gewaltsam ihren Arm, um ihn wieder nach vorne zu drehen.
    Es fiel ihm zwar nicht leicht, die verkrampften Finger zu öffnen, aber schließlich hatte Graciana seiner Kraft nichts entgegenzusetzen. Riesig, milchig glänzend, vollkommen und kostbar schimmerte das vogeleigroße Juwel auf ihrer zitternden Handfläche. Eine kolossale Perle von so makelloser, überirdischer Schönheit, wie Kérven sie noch nie erblickt hatte.
    »Großer Gott«, rief er erstaunt. »Wo hast du dieses Kleinod gestohlen?«
    »Ich habe es nirgends gestohlen. Es gehört mir«, erwiderte Graciana bang. Sie ahnte bereits, dass er ihr kein Wort glauben würde.
    »Natürlich!« Kérven rettete sich in Spott. »Wieso habe ich nicht gleich gemerkt, dass du in Wirklichkeit die Königin von Saba bist? Entschuldige meine unverzeihliche Dummheit! Wo haben Majestät den Rest Ihrer Schätze versteckt?«
    Er spürte das vergebliche Zucken der schmalen Hand, weil Graciana die Kostbarkeit wieder bedecken wollte, aber das ließ er nicht zu.
    »Ich schwöre Euch bei allem, was mir heilig ist, dass diese Perle mir gehört«, rief die junge Frau heiser. »Ich habe ein Recht ...«Verdammt! Das Recht, dass dir der Henker die rechte Hand abhackt, ehe er dich als Diebin brandmarkt?«, schalt der Seigneur sie wütend. »Wie kannst du nur so dumm sein und denken, dass ein solches Juwel nicht vermisst wird? Man wird den Dieb suchen! Die Diebin! Du kannst von Glück sagen, dass man dich noch nicht gefunden hat!«
    »Ich bin keine Diebin«, wehrte sich Graciana aufgebracht. »Der Dieb seid Ihr, wenn Ihr mir mein Eigentum nicht zurückgebt. Ihr habt keinen Grund, an mir zu zweifeln! Gott ist mein Zeuge, dass ich die Wahrheit sage!«
    »Und wenn du die heilige Dreifaltigkeit auf mich herabschwören würdest, ich glaube dir kein Wort, meine Kleine«, knurrte Kérven und griff nach der Perle, um sie zwischen zwei Fingern gegen das Licht der Kerzen zu halten.
    »Wie konnte ich auch annehmen, dass Ihr mir glauben würdet!«, sagte Graciana erbittert und starrte auf ihre leere Hand.
    »Nur ein Dummkopf würde das tun, und ich mag manches sein, aber bestimmt kein Dummkopf!«
    Langsam hob sie den Kopf und blickte in die blauen Augen, deren Blick in besorgtem Unwillen auf ihr Gesicht geheftet war. Sorge war es, die ihren Grimm besänftigte.
    »Was kann ich tun, damit Ihr mir glaubt?«
    »Wie wäre es zur Abwechslung einmal mit der Wahrheit?«, schlug er vor. »Woher kommst du? Wohin wolltest du? Was ist dein Auftrag? Vermutlich stimmt nicht einmal dein Name, wie heißt du? Wo hat dich ein Kerl wie Cocherel überhaupt aufgetrieben und für seine schurkischen Zwecke abgerichtet?«
    »Cocherel?«
    Die Betroffenheit in Gracianas Augen verriet Kérven, dass er sich auf der richtigen Spur befand. Sie hatte mit dem Söldnerführer zu tun! Schließlich hatte nur der falsche Herzog von St. Cado einen Vorteil davon, wenn Jean de Montfort von seiner Handlangerin getötet wurde.
    »Du gehörst zu ihm, nicht wahr? Zu Paskal Cocherel!«
    Woher konnte er das wissen? Graciana wandte das Gesicht ab und versuchte sich zu fassen, aber der Schaden war längst angerichtet.
    »Was soll ich sagen«, murmelte sie verdrossen. »Ihr glaubt mir ja ohnehin keine Silbe.«
    »Ich müsste auch verrückt sein, um das zu tun, mein Engel!«, sagte Kérven fuchsteufelswild. »Ich hätte gute Lust, dich in Ketten nach Rennes zu schicken und den Herzog über dein Schicksal urteilen zu lassen! Du hättest es verdient!«
    »Und warum tut Ihr es nicht?«, rief sie mindestens so wütend wie er.
    »Vielleicht mache ich es, wenn du mich langweilst, meine Schöne! Aber zunächst möchte ich die Freuden deines Körpers gerne ein wenig länger genießen. Wie vielfältig begabt du doch bist, petite! «
    Graciana zuckte unter der nachlässigen Berührung seiner Hand an ihrem Busen zusammen, als habe er sie geschlagen. Noch nie hatte er sie so abschätzig berührt. Erst jetzt begriff sie, dass er sie tatsächlich bisher nicht wie eine Dirne behandelt hatte. Diesmal indes schwang in seinen Worten ein Unterton von Verächtlichkeit und Gleichgültigkeit mit, der mehr schmerzte als jeder Peitschenhieb. Sie sah, wie er die Perle noch einmal betrachtete, ehe er sie in den Beutel an seinem Gürtel schob und die Bänder wieder zuzog. Danach jedoch befestigte er die Börse nicht mehr an dieser Stelle, sondern öffnete eine andere Truhe, der er eine silberne Schatulle entnahm, in welche er den Lederbeutel legte. Entsetzt sah sie dabei

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