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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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er darauf wartete, dass seine Ladung in den Vorratsscheunen der Burg verschwand.
    Der Fuhrknecht hatte die schlanke Gestalt neben dem Eingang zum Turm sofort entdeckt. Hübsch war die Kleine, auch wenn sie ein bisschen zerzaust wirkte und noch ein paar Strohhalme in ihren Haaren steckten. Ob sie wohl gerade ein aufregendes kleines Abenteuer hinter sich gebracht hatte? Es schien ganz so.
    Graciana betrachtete den großen, muskulösen Kerl im Lederwams in unverblümtem Erstaunen. Niemand vom Gesinde der Burg machte sich sonst die Mühe, freiwillig mit ihr zu reden.
    »Du bist aber ein hübsches, freundliches Ding«, meinte er grinsend und sah sie aus schwarz blitzenden Augen an. »Bist du aus Lunaudaie?«
    »Nein!« Graciana wandte sich leicht ab. »Ich bin erst seit einiger Zeit hier. Ich habe vorher am kleinen Meer gewohnt!«
    Sie nannte den Golf von Morbihan bei dem Namen, den ihm die Bretonen gegeben hatten. Es tat gut, einfach mit jemand zu plaudern, der sich ihr gegenüber weder hämisch noch boshaft oder gar gebieterisch gab. Der nichts von ihr wollte und sie davor bewahrte, weiter ihren Gedanken nachzuhängen und die eigene verhängnisvolle Schwäche zu verfluchen.
    »Was hat dich ins Landesinnere verschlagen?«, wollte der Mann wissen.
    »Der Krieg«, entgegnete Graciana wahrheitsgemäß und konnte einen Seufzer nicht unterdrücken.
    »Hast du Heimweh?«, fragte der Fuhrmann neugierig.
    »Ich würde gern zurückgehen«, erwiderte sie ehrlich. »Aber ich kann schlecht allein über Land ziehen!«
    Sie bemerkte gar nicht, dass der Mann sie eindringlich musterte und immer näher kam. Auch er war nicht gegen den Zauber immun, den Graciana ausstrahlte, diese Mischung aus Unschuld und Leidenschaft, die einen Mann um den Verstand bringen konnte.
    »Für ein Mädchen wie dich würd’ ich vieles tun ...«, sagte er, und Graciana wurde erst rot, dann blass und dann wieder rot.
    Was meinte er damit? Eine dumme Frage, schalt Graciana sich, denn sie hatte im Zuge der Ereignisse eine Menge von ihrer Naivität verloren. Aber war das nicht die Chance, um die sie eben noch gebetet hatte? Eine Möglichkeit, Kérven des Iles zu entkommen?
    »Sie werden mich nicht aus der Burg lassen«, entgegnete sie atemlos und schob alle Bedenken zur Seite. Sie hatte doch eh nichts mehr zu verlieren.
    »Da lässt sich schon eine Möglichkeit finden, Mädchen«, brummte der Fuhrmann ein wenig überrascht von der Bereitwilligkeit, mit der sie auf dieses Angebot einging. Sie sah nicht wie eine leichtsinnige Dirne aus. Er hatte sich die Sache schwieriger vorgestellt. »Siehst du das Bündel dort neben meinem Sitz auf dem Boden des Wagens? Es sind lauter Decken, mit denen ich meine Ladung schützen kann, wenn sich’s um wichtigere Dinge handelt als bloßes Feuerholz. Wenn es dir gelingt, ungesehen unter diese Decken zu schlüpfen, bist du in Sicherheit. Niemand kontrolliert ein leeres Fuhrwerk, und ich habe heute noch eine schöne Strecke des Weges vor mir ...«
    Graciana presste die Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Sie wollte nicht auf die Stimme in ihrem Innern hören, die sie eine Närrin schimpfte und vor Gefahren warnte. Im schlimmsten Falle konnte sie umkommen, doch das wäre kein Unglück, sondern eine Erleichterung. Denn dann brauchte sie wenigstens nicht selbst Hand an sich zu legen.
    »Wenn du die Knechte ablenkst, die das Holz in den Schuppen tragen, könnte es gehen«, sagte sie eifrig. »Ich warte, bis der Wagen fast leer ist, damit du gleich losfahren kannst, ja?«
    »Und du willst nichts mehr holen? Kein Bündel, kein Hemd? Keinen Mantel?«
    Graciana schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich besitze nichts«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    Die Perle hatte ihr Kérven ohnehin fortgenommen, und für einen Mantel würde sie nicht die Gefahr eingehen, ihm über den Weg zu laufen. Es war schließlich egal, ob sie fror, es kümmerte sie nicht. Sie wollte bloß fort aus Lunaudaie! Fort von der gefährlichen Anziehungskraft Kérvens, der sie einfach nicht widerstehen konnte. Und wenn sie nachgab, dann verachtete sie sich hinterher stets selbst.
    »Nun gut, du kannst dich in die Decken hüllen, dann hast du es schön warm!«, erklärte der Fuhrmann und tätschelte ihren Arm.
    Graciana duldete es. Es war ihr egal, ob er sie anfasste oder nicht. Sie hatte ihre Unschuld bereits verloren, die ihres Körpers und die ihrer Gedanken. Konnte ein anderer Mann sie mehr verletzen als Kérven? Nein, und deshalb wollte sie nur fort von hier.
    Sie sah

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