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Graciana - Das Rätsel der Perle

Graciana - Das Rätsel der Perle

Titel: Graciana - Das Rätsel der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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einem Lächeln. »Mein Freund, Ihr habt eine höchst eigenartige Weise, mit einer Dame umzugehen, die ...«
    »Sie ist keine Dame, Euer Gnaden«, fiel ihm Kérven ungehörig ins Wort. Er warf sich besorgt zwischen seinen Herrn und Graciana. »Sie ist ... Nun, sie ist gefährlich ...«
    »Das kann ich erkennen«, konstatierte Jean de Montfort gelassen, während Graciana tief durchatmete und sich zu fassen versuchte. »Nicht eines der Edelfräulein unseres Hofes hat Euch je in einen solchen Zustand versetzt, Kérven. Ich erkenne Euch nicht wieder. Wo bleibt Eure Gastfreundschaft, Euer gesittetes Benehmen?«
    Kérven machte den Eindruck, als sei er in voller Rüstung von seinem Gegner beim Turnier aus dem Sattel gehoben worden. Jean de Montfort hatte ihn noch nie so konfus und eigenartig erlebt. Er konnte nicht ahnen, dass der Graf von Lunaudaie annahm, dass er sich in diesem Augenblick zwischen seiner Liebe und seiner Vasallentreue entscheiden musste. Er wollte den Herzog warnen, aber wenn er es tat, verriet er Graciana. Gütiger Himmel, eines war so unmöglich wie das andere. Er konnte jedoch eines tun: Er trat auf Graciana zu und riss ihr den Dolch aus dem Gürtel.
    Die junge Frau zuckte vor ihm zurück, vollends verwirrt von seinem Benehmen. Seine Anrede hatte ihr jedoch verraten, wer der prächtig gekleidete Mann sein musste, der mit soviel Autorität die Szene beherrschte. Sie warf sich auf die Knie vor ihm und beugte respektvoll den Kopf.
    »Ich bitte um Gerechtigkeit und Euer Ohr, Herr Herzog! Sainte Croix!«
    Sie fügte die beiden Zauberworte wie eine heimliche Beschwörung an. Hatte sie ihre Macht nicht schon einmal zu spüren bekommen? Vielleicht bewirkten sie ein neuerliches Wunder?
    Jean de Montfort versteifte sich förmlich. Dann beugte er sich hinab und griff nach ihren schmalen, schmutzstarrenden Händen. Er zog sie hoch, ohne darauf zu achten, dass er sich selbst dabei befleckte.
    »Gütiger Himmel, Kind!«, rief er bestürzt aus. »Ich weiß nicht, was hinter Euch liegt, aber eines kann ich erkennen. Ihr benötigt einen Menschen, der sich um Euch kümmert! Nein!« Letzteres galt Kérven, der sich erneut einmischen wollte. »Habt Geduld, mein Freund, und überlasst mir alles weitere. Ihr sollt dabei sein, wenn Dame Graciana uns alles berichtet, aber es wird noch genügend Zeit dazu sein. Im Augenblick sieht es mir eher danach aus, als würde dieses arme Mädchen gleich zusammenbrechen. Schickt zur Oberhofmeisterin, sie soll sich um unseren Gast kümmern!«
    Bis die Respekt einflößende Dame de Tréboule, die das Amt der Oberhofmeisterin am herzoglichen Hofe ausübte, eintraf, führte der Herzog Graciana zu einem Taburett und hieß sie Platz zu nehmen. Kérven hatte ihren Dolch in seinen Gürtel gesteckt, aber seine Wachsamkeit ließ erst nach, als die prächtig gewandete Matrone das Mädchen in den Knabenkleidern davonführte.
    »Ich habe Euer Wort, dass Ihr sie nicht ohne mein Beisein seht?«, versicherte er sich mit rauer Stimme bei Jean de Montfort.
    Der Herzog schmunzelte. »Kann es sein, dass Ihr eifersüchtig seid, Kérven? Wie schmeichelhaft für mich. Ihr habt mein Wort!«
    Kérven des Iles verbarg sein Aufatmen ebenso wie seine Bestürzung.
    »Ich danke Euch«, erwiderte er.
    »Ich muss gestehen, es fällt mir ebenso schwer wie Euch, darauf zu warten, bis die Demoiselle sich ausgeruht hat«, erklärte der Herzog gelassen. »Aber sie scheint sich unsere Gastfreundschaft verdient zu haben. Zudem ist es vielleicht von Nutzen, wenn Ihr Euch ein wenig beruhigt, ehe Ihr sie wieder seht!«
    Der Graf von Lunaudaie verneigte sich mit hochroten Wangen, und als er sich wieder aufrichtete, hatte der Herzog sein Gemach bereits verlassen. Er war allein, und nur die Wände hörten den erbitterten Fluch, der sich über seine Lippen drängte. Was zum Teufel führte Graciana im Sinn? Was hatte sie mit Sainte Croix zu schaffen?

18. Kapitel
    Ihr seid so schmal wie eine Weidengerte«, Dame Lucile schlug die Hände vor dem beeindruckenden Busen zusammen, als sie Graciana endlich dazu überreden konnte, ihre groben Knabenkleider auszuziehen.
    Die junge Frau hatte bereits gelernt, dass keine Antwort von ihr erwartet wurde. Sie musste sich lediglich der Fürsorge der Edelfrau unterwerfen mit dem gütigen Herzen einer sturmerprobten Mutter von neun Kindern, von denen sieben am Leben geblieben waren.
    Graciana war so müde, bis in die Tiefen ihrer Seele hinein erschöpft, dass sie ohnehin alles nur wie durch einen

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