Gracie in Love
vorbei. Einverstanden?“
„Super. Danke.“
Etwas zufriedener legte er auf und steckte das Handy ein. Dann zog er entschlossen die Jacke aus, nahm die beiden kleinen Kisten, in denen Pams Kuchen war, und brachte sie zu seinem Wagen.
Bis er Gracies Torte vollständig nach oben gebracht hatte, musste er noch drei Mal laufen. Er arrangierte sie, so gut er konnte, und verließ dann mit der größten Box von Pams Torte den Ballsaal. Auf der obersten Treppe fing ihn ein Wachmann ab.
„Nicht so schnell“, stoppte ihn der bullige Typ. „Was haben Sie da?“
„Eine Torte. Es wurden versehentlich zwei geliefert.“
Der Mann sah nicht überzeugt aus. „Gerade wurde hier angerufen. Man hat uns darauf hingewiesen, dass jemand versuchen würde, die Torten auszutauschen. Es hätte was mit der Wahl zu tun. Einer der Kandidaten wollte für Aufmerksamkeit sorgen.“ Der Wachmann musterte Riley „Komisch. Sie sehen genau aus wie der Typ, der als Bürgermeister kandidiert.“
Es war unfassbar. Pam hatte wirklich an alles gedacht.
„Sie irren sich“, sagte Riley und versuchte, an dem Mann vorbeizuschlüpfen. „Die neue Torte ist bereits aufgebaut, und sie schmeckt köstlich. Probieren Sie einfach mal von dieser, das wird Sie überzeugen. Die ist ganz schrecklich.“ Er öffnete die Box und hielt dem Mann die Torte hin. „Na los, greifen Sie zu.“
„Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich muss Meldung machen.“ Tatsächlich drückte der Security-Mann einen Knopf auf seinem Walkie-Talkie.
Riley versuchte, die Entfernung zur Tür abzuschätzen, und überlegte kurz, ob er losrennen sollte. Doch dann erklang schon eine Stimme am anderen Ende des Walkie-Talkies: „Halten Sie ihn fest.“ Es blieb ihm keine andere Wahl mehr.
Er sprintete los und rannte die Treppe hinunter – und sah zu spät, dass ihm von unten jemand entgegenkam, ein Mann mit einer Kiste Wein. Riley wich nach links aus, der Mann nach rechts. Beide versuchten noch, dem Aufprall auszuweichen.
Riley wollte sich am Geländer festhalten, rutschte aber ab und versuchte es noch einmal. Die Torte flog durch die Luft. Der andere Mann ließ die Weinkiste fallen, beide Männer stürzten und purzelten, ineinander verhakt, die Treppe hinunter.
Als sie unten aufkamen, landeten sie unsanft in den weingetränkten Tortenresten. Der Fußboden war mit Scherben und Splittern der zerbrochenen Flaschen übersät.
Alles tat Riley weh. Das wird kein gutes Ende nehmen, dachte er. Und der Eindruck verstärkte sich, als in diesem Moment aus der Ferne Sirenengeheul zu hören war.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
20. KAPITEL
A m nächsten Morgen wurde Gracie durch ihr Handy geweckt. Sie schien wieder gesund zu sein, bemerkte sie beruhigt. Dann dachte sie an Riley, der sich am Tag vorher weder gemeldet noch bei ihr vorbeigekommen war. Vielleicht war er das ja jetzt?
„Hallo?“
„Gracie, ich bin es, Mom. Hast du schon in die Zeitung geschaut?“
„Was? Nein.“ Sie rollte sich aus dem Bett. Wenigstens diesmal konnte sie nicht im Mittelpunkt eines neuen Skandals stehen. Sie hatte seit zwei Tagen das Haus nicht mehr verlassen.
„Es geht um Riley“, erklärte ihre Mutter langsam. „Er wurde verhaftet.“
„Was? Machst du Witze?“
Gracie sprang aus dem Bett und lief zur Haustür, rannte auf die Veranda und hob die Zeitung auf. Ein kurzer Blick auf die Überschrift ließ sie zusammenzucken.
„Bürgermeisterkandidat in Sicherheitsgewahrsam wegen Trunkenheit und ungebührlichen Benehmens.“
Das Bild zeigte einen mit Torte beschmierten Riley, der inmitten von zerbrochenen Weinflaschen in der Halle des historischen Gebäudes vom Geschichtsverein saß.
„Ich glaube, mir wird schlecht“, flüsterte Gracie, als sie wieder ins Haus ging. „Das ist alles meine Schuld.“
„Du lagst krank im Bett, hat mir Alexis erzählt.“
„Genau. Ich war so krank, dass Riley netterweise für mich den Kuchen zum Geschichtsverein gebracht hat. Allerdings stellte sich heraus, dass Pam schon vorher dort war und eine ekelhaft schmeckende Torte platziert hatte. Er wollte die Torten austauschen. Offensichtlich muss dabei etwas schiefgegangen sein.“
„Dann solltest du die Sache schleunigst aufklären. Kann ich dir dabei irgendwie helfen?“
Gracie kamen beinahe die Tränen. „Ich weiß es im Moment nicht. Aber wenn mir etwas einfällt, rufe ich dich an.“
„In Ordnung, Gracie. Wir sind für dich da, mein Kind. Nur dass du das
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