Gracie in Love
vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Vivian überhaupt nicht wusste, was sie wollte. Mit dem teuren Kleid und dem Empfang und dem Essen im Country Club würde die Hochzeit bestimmt über fünfundzwanzigtausend Dollar kosten. Für das Geld konnte man seinem Kind ein komplettes Studium finanzieren!
„Nein, Mom!“ Vivian begann zu heulen. „Es tut mir leid. Ich weiß, ich mache es dir nicht leicht. Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Geld verlierst, und ich weiß auch, dass die Hochzeit viel zu teuer ist. Ich werde noch mehr arbeiten. Versprochen. Und ich werde mit Tom reden. Wir werden eine Lösung finden. Aber bitte sag die Hochzeit nicht ab, bitte nicht!“
Ihre Mutter seufzte. „In Ordnung. Aber dann reiß dich zusammen. Es steht zu viel auf dem Spiel.“
Gracie drehte sich um und verließ leise das Haus. Sie wollte jetzt nicht dazwischenfunken, und außerdem war sie vollkommen anderer Meinung.
Einerseits konnte sie nachvollziehen, warum ihre Mutter bereit war, ihr Erspartes für Vivians Hochzeit zu opfern, die vielleicht nicht einmal stattfinden würde. Aber ihr wollte nicht in den Kopf, wie man nur um der Hochzeit willen heiraten konnte. Vivian und Tom machten offensichtlich alle fünfzehn Minuten Schluss miteinander. Das war nicht gerade eine gute Grundlage für eine gemeinsame Zukunft, fand sie.
„Problem anderer Leute“, murmelte Gracie, stieg ins Auto und fuhr zu Jill. Doch trotz alledem kroch wieder das Gefühl in ihr hoch, nicht dazuzugehören. Die Nähe, die sie einmal zu ihrer Mutter und zu ihren Schwestern verspürt hatte, war einfach nicht mehr da. Sie war wirklich auf sich gestellt.
Riley genoss den Tag in der Bank. Nach der gemeinsamen Nacht mit Gracie war es für ihn ein Leichtes, die Blicke und das Getuschel seiner Angestellten zu ertragen. Sollten sie nur reden – er kannte die Wahrheit, und am Ende würde er die Schlacht gewinnen.
Zeke war da anderer Meinung.
„Wir haben ein echtes Problem“, eröffnete ihm sein Wahlkampfmanager, als er in Rileys Büro trat. „Die neuen Zahlen kommen erst heute Nachmittag rein, aber sie sind bestimmt alles andere als rosig.“ Zeke blieb vor Rileys Schreibtisch stehen und sah ihn an. „Alle fanden die Geschichte von deiner Romanze mit Gracie toll. Und deswegen werden sie dich dafür hassen, dass du Gracie schlecht behandelst.“
„Das tue ich ja gar nicht.“
„Es klingt aber so.“
Diese ganze Misere hatte er Yardley zu verdanken. Riley lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Mein Privatleben ...“
„Scheiße.“ Zeke sah ihn erbost an. „Verdammt, Riley. Wenn du unbedingt nur mal wieder einlochen wolltest, hättest du dir besser ...“
Riley war aufgesprungen, noch bevor Zeke seinen Satz beendet hatte. Er packte ihn am Kragen und drückte ihm damit fast die Luft ab.
„Wag es ja nicht, so über sie zu reden.“ Seine Augen funkelten zornig.
Zeke nickte, dann ließ Riley ihn los. Der andere Mann schluckte und richtete seine Krawatte.
„Selbstverständlich. Okay. Warten wir die neuen Zahlen ab.“ Vorsichtig sah er Riley an. „Wirst du dich weiter mit ihr treffen?“
„Ja. “
„Gracie ist meine Schwägerin und eine tolle Frau. Ich habe sie immer gemocht. Aber du bist dir schon der Tatsache bewusst, dass Yardleys Behauptungen – egal, ob was dran ist oder nicht – dich Stimmen kosten werden. Vielleicht nur ein paar, vielleicht eine Menge.“
„Das werden wir schon stemmen.“
„Ja. Natürlich. Ich werde mir eine neue Strategie ausdenken. Gib mir Zeit bis morgen, ja?“ Er trat einen Schritt zurück.
In diesem Moment klopfte Diane und kam herein.
„Es tut mir leid, wenn ich Sie unterbreche, aber Sie hatten mich gebeten, Sie zu informieren, wenn Ihr Vater wieder auftaucht. Er ist da.“
Riley war nicht im Geringsten überrascht. Er nickte. „Ich muss das hier noch zu Ende besprechen.“
Zeke starrte ihn an. „Dein Vater, wie cool. Vielleicht können wir das in der Kampagne verwenden.“
„Nein.“
„Ich meine doch nur ... Dann würdest du nicht mehr so unnahbar erscheinen.“
„Nein.“
Heute schien es unmöglich, Riley gute Vorschläge aufzutischen. „In Ordnung. Ich komme morgen Abend wieder rein. Dann haben wir die neuen Zahlen und eine neue Strategie.“
„Schön.“
Zeke nahm seine Ordner und verließ den Raum. Gleich darauf kam Rileys Vater herein.
„Guten Morgen, mein Junge“, begrüßte der Mann ihn fröhlich. „Wie geht’s?“
„Super.“
Derselbe Anzug wie beim letzten Mal,
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