Gracie in Love
einzulassen wäre ...
Sie schloss die Augen und hörte die Stimme ihrer Mutter, die ihr sagte, dass sie sich zum Gespött machte. Gracie erschrak bei dem Gedanken daran. Nicht schon wieder. Nicht wenn ...
„Moment mal.“ Sie setzte sich auf und starrte die Wand an. „Das ist mein Leben, nicht das meiner Mutter und nicht das von irgendjemandem sonst. Es ist mein Leben, und über mein Leben entscheide ich.“
Okay, das klang schon besser. Und jetzt? Wenn sie also nicht ihrer Mutter gefallen wollte, was wollte sie dann?
„Lass dich einfach darauf ein“, ermunterte sie sich. Sie hatte keine Ahnung, wie es mit Riley weitergehen würde, was sie wirklich für ihn empfand und er für sie – aber sie wollte es mit ihm versuchen. Wenn da mehr war, würde sie es bald wissen. Und wenn es nur ein blöder Ausrutscher gewesen wäre, musste sie das auch bald herausfinden. Selbst wenn sie am Ende mit gebrochenem Herzen dastünde – das war immer noch besser, als sich den Rest seines Lebens zu fragen: Was wäre gewesen, wenn ...?
Fünfundvierzig Minuten später verließ Gracie frisch geduscht das Haus. Auf dem Weg zur Arbeit wollte sie kurz bei Jill im Büro vorbeischauen. Auf ihrer Mailbox waren acht Anrufe ihrer Freundin gewesen, Gracie musste sie endlich über ihr Wohlbefinden informieren. Vielleicht würde sie ihr auch ein bisschen was erzählen. Nachdem der Bürgermeister vermeintliche Details aus ihrem Privatleben ausgeplaudert hatte, erschien es ihr albern, ausgerechnet ihrer besten Freundin die Tatsachen zu verheimlichen.
Ganz in der Nähe wohnte ihre Mutter. Vielleicht sollte sie auch bei ihr vorbeifahren und sich ihre tägliche Dosis Vorhaltungen abholen, dachte sie, als sie bei dem Stopp-Schild anhalten musste. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen, das musste ihre Mutter jetzt endlich begreifen. Im Moment war ihre Beziehung mit Riley das Wichtigste. Selbst wenn sich das als Fehler erweisen sollte, war das ihre Sache. Und wenn ihre Familie nicht hinter ihr stehen wollte, dann würde sie sich bemühen, auch das zu verstehen.
„Das klingt nach starker Frau“, ermunterte Gracie sich, als sie vor dem Einfamilienhaus parkte. Eine weitere Zurückweisung durch ihre Familie wäre äußerst schmerzhaft, doch egal, wie gemein die anderen zu ihr waren, sie kehrte immer wieder zu ihnen zurück.
Als sie zum Haus ging, bemerkte sie Vivians Wagen, der in der Einfahrt stand. Na wunderbar, dachte Gracie. Zwei in einem.
Gerade als sie anklopfen wollte, bemerkte sie, dass die Tür einen Spalt offen stand. Sie drückte sie auf. „Hallo, ich bin’s!“
Im Haus blieb es still.
„Mom? Vivian?“
Aus dem hinteren Teil des Hauses kam ein Geräusch, dem sie folgte. Als sie den langen Flur betrat, hörte sie Stimmen.
„Ich fasse nicht, wie du das tun kannst“, hörte sie ihre Mutter sagen, die mehr als nur ein bisschen verärgert klang. „Was stimmt eigentlich nicht mit dir?“
„Gar nichts. Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst“, meckerte Vivian.
„Ich rege mich auf, weil diese Hochzeit Tausende Dollar verschlingen wird.“
Gracie blieb im Flur stehen. Sollte sie sich noch einmal bemerkbar machen oder einfach wieder gehen?
„Ich gebe doch Geld zu meinem Brautkleid dazu“, sagte Vivian trotzig.
„Das Kleid kostet über dreitausend Dollar. Bis jetzt hast du nicht mehr als zweihundert dazugegeben. Schätzchen, ich möchte ja auch, dass du glücklich bist und deine Traumhochzeit feiern kannst, aber diese andauernden Absagen sind einfach unmöglich.“
„Ich weiß. Aber Tom war gestern Abend wirklich gemein zu mir. Ich glaube nicht, dass ich mit so einem Mann zusammen sein kann.“
„Fein. Wenn du heute also die Hochzeit absagen möchtest, dann tun wir das. Aber das war es dann auch. Noch einmal mache ich das alles nicht mehr rückgängig. Ich habe bereits meine fünftausend Dollar vom Sparbuch ausgegeben. So viel Geld habe ich einfach nicht! Ich habe sogar eine Hypothek auf das Haus aufgenommen, um deine Hochzeit zu bezahlen. Gut, ich bekomme einen Teil des Geldes zurück, aber was ist mit den fünftausend Dollar? Die sind futsch, wenn wir jetzt endgültig absagen. Ich gebe dir das Geld für deine Hochzeit gerne, aber ich habe keine Lust, es wegen nichts und wieder nichts zu verlieren, nur weil du dich nicht entscheiden kannst!“
Gracie wich zurück. Davon wollte sie gar nichts hören.
Warum, um Himmels willen, nahm ihre Mutter eine Hypothek auf, um diese Hochzeit zu bezahlen? Das war doch Wahnsinn,
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