Gracie in Love
benutzte sie eine Schablone für die Tulpenblätter und stach mehrere Blütenblätter aus. Mit einem spitzen Metallstift ritzte sie Adern und Pünktchen ein und steckte die so dekorierten Blätter auf eine mit Stärke überzogene Blumenform. So konnten die Blätter schon in der richtigen Form trocknen. Laut ihrer Berechnungen benötigte sie für die drei Torten zusammen etwa dreihundertsechzig Blätter. Sobald sie diese fertig hatte, würde sie mit den Blumen beginnen. Zum Glück arbeitete sie gern bis spät in die Nacht.
Sie hatte gerade ihren Arbeitsrhythmus gefunden, als draußen ein Wagen hielt. Schnell erhob sie sich und ging zur Haustür. Da klingelte es auch schon.
Als sie die Tür öffnete, stand Riley davor.
„Hallo“, begrüßte er sie. „Ich kam gerade hier vorbei und sah dein Auto draußen stehen.“
Sofort begann ihr Herz zu klopfen, und ihr wurde ganz warm. „Schön, dass du vorbeischaust.“ Sie bat ihn herein. „Was bringt dich in die billige Gegend der Stadt?“
„Dies und das.“
Er schloss die Tür, dann nahm er Gracie in den Arm und küsste sie. Wie immer wurde sie Wachs in seinen Händen. Gracie schloss die Augen und genoss es, in dem Kuss zu versinken. Dieser Tag war wirklich wunderbar!
„Dafür kannst du gern jederzeit vorbeikommen“, sagte sie grinsend, als sie sich voneinander lösten.
„Kein Problem. Aber das ist noch nicht alles. Ich wollte dich einladen, heute Abend mit mir essen zu gehen.“
Erfreut schaute sie ihn an. „Wirklich?“
„Ja, wirklich. Mac hat mich vorhin angerufen und vorgeschlagen, wir könnten ja heute Abend mal zu viert ausgehen. Das könnte doch nett werden, was meinst du?“
Einen solchen Abend würde sie niemals durchstehen, war ihr erster Gedanke. Und ihr zweiter Gedanke war ...
„Nett? Nett?“ Sie starrte ihn an. „Bist du vielleicht auch von diesen Außerirdischen von Pams Grundstück entführt worden? Wir vier sollen gemeinsam ausgehen? In ein Restaurant in Los Lobos? Hast du denn die Zeitungsartikel schon vergessen? Weißt du, was das für ein Skandal wird? Du kandidierst für das Bürgermeisteramt, und ich versuche, ein ganz normales Leben zu führen. Aber das kannst du beides ja wohl total vergessen, wenn wir heute Abend zu viert essen gehen!“
Er sah sie an. „Ist das eine Absage?“
„Was? Natürlich nicht! Ich unke nur ein bisschen herum. Wann soll ich fertig sein?“
Er sah sie misstrauisch an. „Das machst du doch mit Absicht, oder? Du willst, dass ich Angst bekomme.“
„Überhaupt nicht.“ Sie grinste. „Na gut. Vielleicht ein bisschen. Ich wollte nur sagen: Die Leute werden tratschen. Aber komm doch rein, ich muss nämlich noch ein bisschen arbeiten. Es ist nicht gut, wenn ich allzu sehr hinter meinem Zeitplan herhinke.“
Sie führte Riley ins Esszimmer und sagte: „Setz dich. Ich muss Blätter machen.“
Ihr gegenüber nahm er auf einem Stuhl am Esstisch Platz. „Torten zu machen scheint viel Arbeit zu sein.“
„Das kannst du laut sagen. Aber weißt du, was heute passiert ist? Ich habe heute einen Anruf bekommen.“ Dann berichtete sie ihm über das anstehende Interview mit Neda Jackson. „Ich kann es immer noch überhaupt nicht glauben. Weißt du, welche Auswirkungen das auf mein Geschäft haben wird?“
„Es wird explodieren.“
„So ist es.“
„Ich habe deinen Terminkalender gesehen, Gracie. Da sieht es jetzt schon ganz schön eng aus. Heißt das, du wirst endlich expandieren?“
„Ich weiß es nicht. Wenn dadurch viele zusätzliche Aufträge reinkommen, muss ich mir auf jeden Fall eine Hilfe suchen. Also ja. Mir gefällt nur der Gedanke nicht, dass ich dann nicht mehr alleine zuständig bin. Es macht mir halt so viel Spaß, diese Torten selbst herzustellen.“
„Aber dein Tag hat auch nur vierundzwanzig Stunden!
Ich schätze, da steht eine grundsätzliche berufliche Entscheidung an.“
„Du meinst, ich muss das Geschäft vergrößern?“
„Nicht wenn du nicht willst.“
Gracie seufzte, denn natürlich hatte er recht. In den letzten fünf Jahren war sie allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt geworden. Nach dem Artikel würde es kompliziert werden. Noch mehr Torten konnte sie alleine unmöglich schaffen, jedenfalls nicht in der Hochsaison im Frühling und Sommer. Das bedeutete, sie würde demnächst eventuell Aufträge ablehnen müssen – oder jemanden ins Boot holen.
„Ich schätze, mir wird nichts anderes übrig bleiben“, sagte sie langsam.
„Klingt vernünftig. Und wo
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