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Graf Petöfy

Graf Petöfy

Titel: Graf Petöfy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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von seinen Lippen, dem Franziska nichtsdestoweniger mit Hülfe zahlreich eingestreuter Namen entnehmen konnte, daß vom Grafen Ludwig Batthiany, ganz besonders aber von den Galgenexekutionen vor Arad die Rede war.
    Als er endlich schwieg, dankte sie dem Alten, ohne seinen Haß gegen Österreich und Görgey noch irgendwie weiter rektifizieren zu wollen, und verließ den Bildersaal, um unter Vermeidung der Wendeltreppe durch das Billardzimmer in ihre Wohnräume zurückzukehren.
     
    Als sie diese betrat, heimelte sie das überaus Behagliche darin an, aber die Fahrt und mehr noch die Galerie hatten sie müde gemacht, und so streckte sie sich auf eine dem Fenster gegenüberstehende Chaiselongue und schlief ein.
    Als sie wieder erwachte, stand Hannah in der Tür.
    »Ich wollte dich nicht stören, denn du brauchst Schlaf; aber der Graf schickt eben schon zum zweiten Male: die Herren würden zu Tische bleiben. Er erwartet dich also.«
    Franziska fühlte sich wenig angenehm von dieser Meldung berührt und erschrak fast. Es war ihr nicht zu Sinn, eine Konversation mit ungrischen Edelleuten zu führen, mit Kavalieren, deren Ton und Ausdrucksweise sie von ihren Wiener Tagen her nur zu gut kannte. Mit wachem Auge weiterzuträumen wäre ihr das ungleich Liebere gewesen. Es galt aber, sich dieser Stimmung so rasch wie möglich zu entreißen, und so setzte sie sich an den Spiegel, um ihrer Toilette den Abschluß zu geben.
    »Gib mir noch das venezianische Collier, Hannah; ich glaube, der Graf freut sich, wenn ich es trage. So. Und nun noch den Fächer. Ach, Hannah, ich wollte, ich säß erst wieder an diesem Tisch hier und hätte nichts um mich und nichts über mir als die Muttergottes und den kleinen Christus, der mir den Rosenkranz entgegenhält. Ich wollt ihn lieber zwölfmal abbeten als von Oberst Szabô zwölf Artigkeiten hören. Ich empfinde doch nur Gêne dabei.«
    »Sei nur erst im Feuer, so kommt dir der Mut. Es ist gerade wie beim Theater.«
    »Ja, du hast recht, ganz so. Sie sind auch wirklich nur gekommen, mich als Gräfin auftreten zu sehen. Und haben nebenher noch das Vergnügen, selbst mitspielen zu dürfen.«
     
    Vorstellung und Begegnung waren ganz so verlaufen, wie Hannah prophezeit hatte. Nach Überwindung einer ersten Scheu war Franziska gesprächig geworden, und bei Schluß der Tafel stand es außer Frage, daß man sich gegenseitig gefallen hatte. Nur eines war ihr unbequem gewesen: ein gewisses Übermaß von Zurückhaltung und Respektsbezeugung, das augenscheinlich vorher verabredet worden war. Aber sie war andererseits zu klug und zu billig denkend, um nicht den Unmut darüber verhältnismäßig leicht zu verwinden. »Die goldene Mitte zu halten ist unter allen Umständen schwer, und die vornehme Welt kann es am wenigsten. Es dünkt ihr das bequemste, sich in Extremen zu bewegen.«
    Der Kaffee war nicht auf der Veranda, sondern auf der obersten Parkterrasse genommen worden, von der aus sich das Landschaftsbild weniger großartig als in der Front, aber dafür auch um so lieblicher präsentierte. Das, was voll künstlerischen Sinnes von seiten des Grafen an dieser Stelle geschehen war, steigerte nur diesen Eindruck, und so konnte es denn kaum ausbleiben, daß Huldigungen über Huldigungen gegen ihn laut wurden, am meisten im Hinblick auf den Teich und die Trauerweiden, über die mehrere hohe, dunkle Zypressen von der untern Terrasse her hinwegragten. In der Tat, es war ein entzückendes Bild und der Abend ohne Luftzug und ohne Schwüle. Nur dann und wann kam von den Rosenbeeten her ein leiser Hauch herüber.
     
    Es war kurz vor Sonnenuntergang, als die drei Herren aufbrachen. Ihr Wagen verfolgte von Terrasse zu Terrasse denselben Schlängelweg, den Graf und Gräfin auf ihrer Vormittagsfahrt innegehalten hatten, und beide sahen jetzt dem im schnellsten Trabe dahinjagenden Gefährte nach, bis es die letzte Biegung bei der Gruftkapelle gemacht und sich in dem Wiesengrunde, darin es bereits dunkelte, verloren hatte. Aber noch in dem Dunkel verfolgten sie die Spur.
    Als Franziska nach einer Weile wieder Platz genommen, nahm der Graf ihre Hand und sagte:
    »Du hast dich tapfer gehalten, Fränzl, und auf den alten Szabô kannst du nun rechnen. Devaviany bedeutet nicht viel, er ist von alter Zeit her ein Narr und denkt an nichts als an seine Handschuhe. Sahst du wohl, wie kokett er sie strich und streichelte? Bleibt also nur noch Perczel. Und der ist bon garçon. Szabô allein gilt; er hat den Ruf und Ruhm, den alle

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