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Graf Petöfy

Graf Petöfy

Titel: Graf Petöfy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Gastrollen, etwa ›Medea‹ zweimal täglich, oder euren Bismarck auf eine Bärenjagd in den Karpaten einladen sollte – gleichviel, wir müssen heraus aus dieser Dumpfheit, in die kein Licht und keine Freude dringt.«
    »Ich bitte dich, Petöfy, denk an dich und nicht an mich. Ich habe gute Tage.«
    »Gute Tage? Graue Tage hast du.«
    »Nein, gute Tage, sag ich. Und wenn sie nebenher grau sind, so laß sie; die grauen sind nicht die schlimmsten. Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen.«
    »Ist schon recht. Aber es hat's ein Mann gesagt, und ihr, ihr empfindet anders: ihr seid für Gegensätze, könnt Schwarz ertragen, aber nicht Grau, Tod und Unglück, aber nicht Langeweile. Kenne das und habe mir auch schon einen Plan ausgedacht. Sobald ich die Hand wieder rühren kann, schreib ich an Phemi.«
    »Nein, Petöfy. Das unterlaß. Ich bitte dich darum.«
    »Aber ihr stimmtet doch so gut zusammen, und so mich nicht alles täuscht, hattest du wirklich ein Herz für sie.«
    »Hatt ich auch und hab ich noch. Ich bin ihr ganz aufrichtig zugetan, und wenn sie meiner je bedürfen sollte – sie wird es nicht, sie weiß eben für sich selbst zu sorgen –, so werd ich mich vor der Lächerlichkeit und vor der Undankbarkeit hüten, ihr gegenüber die Fremde herauskehren zu wollen oder wohl gar die Gräfin. Ich bin dessen überhaupt nicht fähig. Ich weiß das. Aber ebenso gewiß weiß ich auch, daß ich keine Veranlassung habe, diese Beziehungen ohne Not wieder anzuknüpfen. Ich bin nun aus dem Kreise heraus und wünsche mich nicht wieder hinein. Am wenigsten aber wünsche ich ein zweilebiges Leben zu führen, ein zweilebiges, das nach meiner Meinung nicht viel besser ist als keins.«
    Er hatte den Kopf anfangs mißmutig hin und her gewiegt, aber diese Mißlaune ging rasch wieder in eine freundlichere Stimmung über. »Und so soll es denn immer Hannah sein! Hannah und immer wieder Hannah. Weißt du, Fränzl, ich bewundere deine Genügsamkeit und daß ihr euch nicht ausplaudert.«
    »Oh, wir können uns nicht ausplaudern, weil wir, was dich vielleicht überraschen wird, eigentlich überhaupt wenig plaudern.«
    »Je nun, was tut ihr denn?«
    »Wir verstehen uns.«
    »Das ist freilich viel.«
    »Beinahe alles.«
    »Nun gut. Aber ist sie nicht etwas zu nüchtern oder doch wenigstens nüchtern überhaupt?«
    »Immer nur da, wo sie's sein darf, wo Nüchternheit ausreicht oder hingehört. Ich möchte sagen: nüchtern für alle Tage.«
    »Und feiertags?«
    »Ist sie voll Mut und Leidenschaft und liebt mich so, daß sie jeden Augenblick für mich sterben würde.«
    »Das glaubst du?«
    »Nein, ich weiß es und weiß es seit lange, seit meinem zehnten Jahr, da fing es an. Und wie sie sich damals gezeigt hat, so zeigt sie sich noch. Ich bin ihrer so sicher, wie daß ich lebe, ja, mein Zutrauen zu ihr ist grenzenlos. Sieh, um dir nur ein Beispiel zu geben, ich ängstige mich beim Gewitter, aber in ihrer Gegenwart fällt alle Furcht von mir ab. Es ist mir dann, als stünde mein Schutzgeist neben mir. Eigentlich könnt ich dir von ihr erzählen, von ihr und meiner Kinderzeit. Aber sage mir, wenn der Anfall kommt und die Schmerzen; ich weiß, du bist dann am liebsten allein.«
    »Erzähle nur; ich höre. Kinderzeit ist ohnehin unsere beste Zeit und die lehrreichste dazu. Da leben wir noch so recht eigentlich und zeigen uns, wie wir sind. In dem, was nachher kommt, ist soviel Zurechtgemachtes. Auch im Guten.«
    »Avis au lecteur.«
    »O nicht doch, Fränzl, ich hasse das, ich hasse das Hinterrückssprechen in Winken und Andeutungen. Aber du wolltest mir von Hannah erzählen, und wie sie zuerst dein Champion wurde, dein Ritter ohne Furcht und Tadel. War es nicht so?«
    »Ja. Du darfst es so nennen, denn es gab etwas von einer regelrechten Schlacht, und Blut floß. – Aber es ist kalt geworden. Erlaube mir also, daß ich zunächst für Feuer sorge, soweit die paar Kohlen dazu reichen, und vor allem diesen Schirm beiseite schiebe. Das Halbdunkel hier ist nur gut für Gespenstergeschichten, und die wären das letzte, was ich erzählen möchte.«
    »Gib deiner Geschichte jede Beleuchtung, die du für gut hältst, vor allem aber gib die Geschichte.«
    »Nun, also Hannahs Vater war Küster an der Kirche, wo der meinige Prediger war...«
    »Ich entsinne mich...«
    »Er war aber nicht bloß Küster, sondern auch Totengräber, was ihm in meinen Augen noch ein besonderes Ansehen gab. Er hatte langes weißes Haar, viel weißer,

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