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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machen musste, um sein Gleichgewicht wiederzufinden.
Auch die Höhle hatte sich nicht verändert. Stalagmiten
und Kristalle verwandelten das hintere Drittel der Höhle in
ein schier undurchdringliches Labyrinth und auch das unheimliche Leuchten war noch immer da und erfüllte den
Raum mit Farben, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Eine düstere Verlockung ging von den leuchtenden Kristallen aus, eine Verlockung, die mit jedem Moment stärker zu werden schien und die die Ahnung einer gewaltigen
Gefahr enthielt, zugleich aber auch etwas ungemein Verlockendes.
Dennoch trat Lancelot einige Schritte in den Raum hinein und blieb dann stehen, um sich lange und aufmerksam
umzusehen, ehe er weiterging. Er war durchaus bereit,
sein Leben zu geben, um Artus und Camelot zu retten,
aber das hieß schließlich nicht, dass er blindlings in eine
Falle stolpern musste. Die Höhle war jedoch leer. Es gab
keinen zweiten Eingang und die Stalagmiten und ihre Gegenstücke bildeten zwar ein fast undurchdringliches Labyrinth, boten jedoch kein Versteck, in dem ein eventueller
Feind auf ihn lauern konnte.
Endlich schob er das Schwert in den Gürtel zurück, löste
den Schild vom linken Arm, befestigte ihn auf dem Rükken und schob das Helmvisier hoch. Dann ging er weiter
und näherte sich den leuchtenden Kristallen.
Das letzte Stück musste er durch wadentiefes Wasser
waten. Es war unerwartet warm, und als es in seine Rüstung drang und er es auf seiner Haut fühlte, da hatte er
das absurde Gefühl, gar nicht nass zu werden, sondern
leuchtend warmes Sonnenlicht zu spüren.
Zögernd streckte er die Hand aus, um einen der Kristalle
zu berühren, verhielt im letzten Moment aber noch einmal.
Vielleicht sollte er es besser nicht tun. Diese leuchtenden
Kristalle waren vielleicht nicht nur ungewöhnlich, sondern
mochten durchaus gefährlich sein. Er nahm an, dass sie
irgendetwas mit Morgaines magischer Kraft zu tun hatten,
vielleicht sogar deren Quelle waren.
Aber wenn er weiter hier herumstand und sie nur anstarrte, würde er das nie herausfinden.
Entschlossen legte er die Hand auf den leuchtenden Kristall.
Nichts geschah.
Weder tat sich der Boden unter seinen Füßen auf noch
fiel ihm die Decke auf den Kopf. Es passierte überhaupt
nichts und Lancelot war beinahe ein bisschen enttäuscht.
Doch dann fühlte er doch etwas.
In den leuchtenden Kristallen schien eine sanfte, aber
ungemein starke Kraft zu vibrieren. Er konnte sie weder
beschreiben noch schien sie irgendetwas zu bewirken, aber
sie war eindeutig da und sie war von unvorstellbarer Stärke, wie das lodernde Feuer im Herzen eines vermeintlich
erloschenen Vulkans, der seit Tausenden von Jahren
schlief und nur darauf wartete, wieder auszubrechen.
Lancelot zog die Hand zurück, überlegte einen Moment
und zog dann das Schwert. Sein Verdacht war richtig gewesen. In diesen Kristallen schlummerte große magische
Macht und es war klar, dass es genau diese Macht war, der
sich Morgaine le Faye bediente, um ihre Fäden zu spinnen
und Artus zu bekämpfen. Wenn er sie zerstörte, dann zerstörte er auch Morgaine. Auf jeden Fall aber würde er sie
entscheidend schwächen. Vielleicht stark genug, dass Artus sie auch ohne seine Hilfe besiegen konnte.
Er ergriff das Schwert mit beiden Händen, holte aus und
führte einen Hieb, in dem alle Kraft lag, die er aufbringen
konnte.
Ein dröhnender Glockenschlag erscholl, unvorstellbar
laut und von einer Macht, die Lancelots Körper bis ins
Innerste erzittern ließ, und das Runenschwert, das so mühelos durch fingerdicken Stahl glitt wie ein heißes Messer
durch Schnee, prallte vom Kristall ab, ohne ihm auch nur
einen Kratzer zugefügt zu haben.
Lancelot taumelte unter der Wucht seines eigenen
Schlages zurück und hätte um ein Haar das Schwert fallen
gelassen. Das Dröhnen und Klirren hielt noch immer an,
als schriee der Kristall vor Schmerz.
Er war fassungslos. Das Kristallgebilde sah so filigran
aus wie ein gefrorenes Spinnennetz, ein zerbrechliches
Gespinst, das so verwundbar wirkte, dass man es kaum
mit den Fingerspitzen zu berühren wagte – und doch hatte
es einem Hieb standgehalten, der eine tausendjährige Eiche gefällt hätte! Wenn er noch einen Beweis gebraucht
hätte, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging,
dann hatte er ihn nun.
Aber so leicht würde er nicht aufgeben.
Lancelot trat einen halben Schritt zurück, spreizte die
Beine um festen Stand zu haben und ließ das Schwert mit
noch

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