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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gesehen hatte. Er hatte
König Artus’ Leben gerettet und eine Schlacht gegen eine
wahre Übermacht gewonnen, er trug eine silberne Rüstung
und er hatte das Herz einer wunderschönen Jungfrau gewonnen. Und das alles hatte zu nichts anderem als Leid
und Schrecken und Blutvergießen geführt. Der Traum
hatte sich erfüllt, aber er war zum Albtraum geworden.
Lancelot weigerte sich zu glauben, dass es so etwas wie
ein lenkendes Schicksal gab, denn hätte hinter alledem
eine solche Macht gestanden, dann wäre sie von einer
Grausamkeit gewesen, die einfach unvorstellbar war. Er
hatte innerhalb weniger Tage alles gewonnen, was er sich
jemals erträumt hatte, und innerhalb weniger Augenblicke
mehr verloren, als er jemals besessen hatte.
Und dann wusste er, was er zu tun hatte.
Ganz plötzlich war ihm alles klar. Es war kein Zufall,
der ihn hierher gebracht hatte, und auch nicht irgendwelche rätselhaften Schicksalsmächte. Vielmehr war er selbst
es gewesen. Ein Teil von ihm – vielleicht Dulac, der irgendwo tief verborgen in ihm immer noch existierte –
hatte ganz deutlich begriffen, dass es nur noch eines gab,
was er tun konnte. Er würde diese verfluchte Rüstung
dorthin zurückbringen, wo er sie gefunden hatte, aber zuvor würde er Artus einen letzten Dienst erweisen. Er würde nach Malagon gehen und Mordred töten und, wenn es
sein musste, auch Morgaine le Faye. Vielleicht würde er
bei dem Versuch, dies zu tun, sterben, aber welche Rolle
spielte das jetzt noch? Er würde Camelot so oder so nie
wieder sehen.
Lancelot ritt bis zum Fuß des felsigen Hügels, auf dem
sich die schwarze Festung erhob, und stieg aus dem Sattel.
Das Einhorn wieherte unwillig, als wäre es mit seiner Entscheidung nicht einverstanden. Lancelot ignorierte es, befestigte den Schild an seinem linken Arm und zog das
Schwert, während er langsam auf das offen stehende Tor
zu ging. Er hätte warten können, bis die Sonne ganz untergegangen war, um sich Malagon im Schütze der Dunkelheit zu nähern, aber welchen Sinn hätte das gehabt?
Die Sinne der Pikten, die möglicherweise hinter den zerfallenen Zinnen standen, konnte er täuschen, aber Morgaine le Faye und Mordred würden seine Annäherung spüren,
noch bevor er die Burg erreichte.
Alle seine Sinne waren bis aufs Äußerste gespannt, als
er in das Torgewölbe trat. Unendlich langsam und jederzeit auf einen Angriff gefasst bewegte er sich durch das
gemauerte Gewölbe.
Doch er wurde nicht angegriffen. Er hörte nicht einmal
einen verdächtigen Laut und das änderte sich auch nicht,
als er das jenseitige Ende des Tores erreicht hatte. Der Hof
lag still vor ihm. Malagon war verlassen – oder erweckte
zumindest diesen Eindruck.
Lancelot sah sich misstrauisch um. Er lauschte angespannt, aber alles, was er hörte, war das Pochen seines
eigenen Herzens und das Geräusch des Windes, der sich
an den zerbröckelnden Zinnen brach. In diesem besonderen Moment klang es in seinen Ohren wie das Wehklagen
tausend gequälter Seelen.
Er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich
auf die Wirklichkeit. Sie war unheimlich genug. Malagon
war eindeutig verlassen, aber etwas … war hier. In den
Schatten zwischen den Trümmern, Erkern und Mauervorsprüngen schien noch eine andere, tiefere Dunkelheit zu
lauern und die Stille verbarg ein noch stärkeres Schweigen, das sich über die Grenzen des Hörbaren hinaus erstreckte.
Lancelot ging weiter. Vorsichtig näherte er sich der Tür,
durch die er das Innere der Burg schon einmal betreten
hatte, und folgte demselben Weg wie damals. Unbehelligt
erreichte er den Kellerraum, im dem er auf die piktischen
Wachen gestoßen war. Er war leer wie der Rest der Burg,
sonderbarerweise aber von einem Dutzend Fackeln taghell
erleuchtet. Das schwarze Eisentor auf der andere Seite war
geschlossen.
Auf dem großen Holztisch standen noch Teller mit den
Resten einer Mahlzeit. Lancelot untersuchte sie flüchtig
und stellte fest, dass sie bereits von einer dicken Schicht
grünen Schimmel überzogen waren. Es musste eine Weile
her sein, dass Malagon verlassen worden war. Trotzdem
behielt er das Schwert in der Hand, während er sich dem
eisernen Tor näherte. Das Gefühl, dass etwas da war, wurde stärker.
Lancelot legte die Handfläche auf das schwarze Eisen
und war darauf vorbereitet, mit aller Kraft zu drücken,
aber das Tor bewegte sich so leicht in seinen uralten Angeln, dass er überrascht hindurchstolperte und einen großen Schritt

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