Gralszauber
würde jeden töten,
der nicht reinen Blutes ist, wenn er auch nur versuchen
würde sie anzulegen.«
»Sicher«, sagte Lancelot in etwas versöhnlicherem Tonfall. »Du hast wirklich gut aufgepasst, scheint mir. Und
nun bring mich in dein Dorf.«
Irgendwie schien auch das nicht das zu sein, was Arianda zu hören erwartet hatte, aber das erschien Lancelot
schon kaum noch wichtig. Er hatte bisher schon so viele
Fehler gemacht, dass es auf einen mehr oder weniger gar
nicht mehr ankam.
Und einen Moment später spielte es überhaupt keine
Rolle mehr. Arianda wollte sich herumdrehen um zum
Dorf voranzugehen, doch dann erstarrte er mitten in der
Bewegung und das letzte bisschen Farbe wich aus seinem
Gesicht.
Lancelot fuhr herum und sah in dieselbe Richtung. Der
Waldrand schien sich aufgetan zu haben und mindestens
ein Dutzend schwarz gepanzerter Gestalten auf gewaltigen
schwarzen Einhörnern sprengte heran.
»Bei Dana!«, entfuhr es Arianda. »Dunkelelben? Hier? Aber wie ist das …« Er fuhr zu Lancelot herum und seine
Augen wurden noch größer. »Lauft, Herr! Bringt Euch in
Sicherheit!«
»Nein!« Lancelot zog entschlossen sein Schwert. »Du
läufst! Ich halte sie auf!«
Ariandas Gesichtsausdruck machte klar, dass er ernsthaft an seinem Verstand zweifelte, aber dann sah er noch
einmal zu den herannahenden Reitern hin und der Anblick
schien seine Zweifel wohl endgültig zu beseitigen, denn er
fuhr herum und rannte los.
Lancelot befestigte fast gelassen den Schild an seinem
linken Arm, klappte das Helmvisier herunter und trat den
Reitern ruhig entgegen. Das Kräfteverhältnis erschien ihm
nicht besonders fair; er stand allein gegen ein Dutzend
berittener Gegner, die bestimmt auch nicht zum ersten Mal
ein Schwert in der Hand hielten. Aber er hatte möglicherweise eine Überraschung für die Dunkeleiben. Das
Schwert in seiner Hand schrie nach Blut und diesmal würde es bekommen, was es wollte. Und so viel es wollte.
Die Reiter kamen rasch näher. Lancelot warf noch einmal einen Blick über die Schulter zurück und stellte voller
Erleichterung fest, dass Arianda das Dorf schon fast erreicht hatte und dass auch keiner der Dunkelelben versuchte ihn einzuholen. Sonderbarerweise schien im Dorf
selbst niemand von ihm und den Dunkelelben Notiz zu
nehmen.
Das Leben dort ging seinen normalen Gang. Und der
Heereszug der silbernen Ritter war noch viel zu weit entfernt, als dass er irgendeine Hilfe von ihnen erwarten
konnte.
Lancelot war es nur recht. Er würde auch allein mit den
Angreifern fertig werden und er wollte nicht, dass noch
mehr Unschuldige seinetwegen zu Schaden kamen.
Als der erste Reiter heransprengte, spreizte Lancelot
leicht die Beine, knickte in den Knien ein und ergriff das
Schwert mit beiden Händen. Die Klinge schnitt mit einem
sirrenden Laut durch die Luft, traf den Oberschenkel des
Reiters – und wurde ihm aus der Hand geprellt.
Lancelot taumelte mit einem überraschten Schrei zurück
und fiel gleich darauf auf den Rücken, als der Dunkelelb
seinen Schild senkte und ihm vor die Brust stieß. Bunte
Sterne explodierten vor seinen Augen und für einen Moment bekam er keine Luft mehr.
Mehr auf sich selbst wütend als auf den Mann, der ihn
niedergeschlagen hatte, setzte er sich auf und tastete nach
seinem Schwert. Er war ungeschickt gewesen, aber ein
zweites Mal würde ihm das gewiss nicht passieren.
Als er aufstand, waren sämtliche Reiter herangekommen
und hatten ihn eingekreist. Nur einer der Männer – der, der
ihn gerade niedergeschlagen hatte – war aus dem Sattel
gestiegen und kam langsam auf ihn zu. Lancelot packte
sein Schwert fester.
»Gib auf«, sagte der Dunkelelb. »Ich will dich nicht verletzen.«
Statt zu antworten schwang Lancelot das Schwert zu einem wütenden Hieb.
Der Dunkelelb machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Schild zu heben, sondern parierte den Hieb mit dem
gepanzerten Unterarm. Das Runenschwert konnte das
schwarze Eisen nicht durchdringen!
Noch bevor Lancelot auch nur die Zeit fand, richtig zu
erschrecken, trat der Elb mit einem wütenden Knurren vor,
deutete einen abermaligen Schildstoß an und versetzte
Lancelot einen Faustschlag vor die Schläfe, als dieser auf
die Finte hereinfiel und auszuweichen versuchte.
Sein Helm bewahrte ihn vor dem Schlimmsten, aber die
Wucht des Hiebes reichte allemal, ihn in die Knie brechen
zu lassen. Alles drehte sich um ihn. Er war nicht mehr in
der Lage, sein Schwert festzuhalten; geschweige denn sich
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