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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sattel und fuhr sich mit
der freien Hand durch das Haar. Es war so schwarz wie
seine Rüstung, aber nicht einmal annähernd so dunkel wie
seine Augen.
Auch die anderen Reiter nahmen nach und nach ihre
Helme ab. Alle ihre Gesichter hatten den gleichen, ebenso
düsteren wie edlen Zug, alle hatten schwarze Haare und
noch schwärzere Augen und sie alle hatten die gleichen
Fuchsohren wie ihr Anführer.
»Wir müssen weitersuchen«, sagte einer der anderen
Männer. »Lady Morgaine wird nicht begeistert sein, wenn
wir mit leeren Händen zurückkehren.«
Lady Morgaine? Lancelot wurde hellhörig. Etwa Morgaine le Faye? Dann konnte es unmöglich ein Zufall sein,
dass diese Reiter hier aufgetaucht waren. Aus seinem Verdacht wurde Gewissheit. Sie waren auf der Suche nach
ihm!
»Lady Morgaine«, antwortete der erste Reiter mit einem
freudlosen Lachen, »wird uns wahrscheinlich töten, wenn
wir mit leeren Händen zurückkommen. Allerdings weiß
ich nicht, was ich mehr fürchten soll: ihren Zorn oder die
Vorstellung, denen da in die Hände zu fallen.«
Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Kette aus
Silberfunken, die sich weiter in ihre Richtung bewegte,
ohne jedoch sichtbar näher gekommen zu sein.
Sein Begleiter schnaubte abfällig. »Tuata!«, sagte er.
»Verweichlichte Schwächlinge!«
»Das mag sein«, antwortete der Reiter. »Unglückseligerweise sind es ziemlich viele verweichlichte Schwächlinge.
Und selbst wenn wir ihnen gewachsen wären – du
kennst Lady Morgaines Befehl. Keinen Kampf. Wir sind
zu weit auf das Gebiet der Tuata vorgestoßen. Ein Zusammenstoß hier könnte einen Krieg auslösen.«
Das andere Spitzohr wirkte nicht überzeugt, aber es widersprach nicht, sondern beließ es bei einem missmutigen
Achselzucken. »Also suchen wir den Bengel«, knurrte er.
»Und das besser schnell«, fügte der andere hinzu. »Die
Tuata sind nicht blind und dies hier ist ihr Land. Sie werden unsere Spuren sehen. Wir müssen von hier verschwunden sein, wenn sie den Waldrand erreichen.«
Er hob die Stimme und drehte sich halb im Sattel herum
und Lancelot zog sich hastig weiter hinter seine Deckung
zurück, sodass er ihn nun nicht mehr sah, sondern nur
noch seine Stimme hörte.
»Zwei von euch reiten zurück bis zu der Stelle, an der
wir seine Spur verloren haben! Wir anderen schwärmen
hier aus und suchen den Waldrand ab. Aber gebt Acht,
dass euch die Tuata nicht sehen! Ich möchte nicht als der
in die Annalen eingehen, der den ersten Krieg auf Avalon
seit tausend Jahren ausgelöst hat!«
Lancelot konnte hören, wie er seinen Helm wieder aufsetzte, dann wurde für einen kurzen Moment Hufgetrappel
laut und danach kehrte wieder Stille ein.
Aber für wie lange?
Es gab jetzt keinen Zweifel mehr daran, dass die Männer
in den schwarzen Rüstungen nach ihm suchten. Er hatte
nicht viel von dem verstanden, was die Krieger gesagt
hatten, aber das Wenige reichte aus. Er war in höchster
Gefahr. Dass sie ihn bisher noch nicht entdeckt hatten, war
ein reines Wunder.
Er sah wieder zu der Stadt Avalon hin. Die Reiter – Tuata hatte der Spitzohrige sie genannt; was für ein sonderbares Wort: fremd, aber zugleich auch auf seltsame Weise
vertraut wie so vieles – waren noch immer nicht sichtbar
näher gekommen, aber ihre Rüstungen blitzten und funkelten im Sonnenlicht wie poliertes Silber. Dasselbe galt
zweifellos auch für seine Rüstung. Sobald er den Wald
verließ, musste er deutlich zu sehen sein, und zwar aus
beiden Richtungen. Und selbst wenn es nicht so gewesen
wäre: Lancelot war nicht sicher, dass er bei den silbernen
Rittern tatsächlich sicherer wäre als bei den Spitzohren.
Hier konnte er jedoch auf keinen Fall bleiben. Früher
oder später würden die Spitzohren seine Spur wieder finden oder durch einen bloßen Zufall über ihn stolpern.
Es gab nur einen Platz, an dem er sich verstecken konnte.
Aufmerksam sah er zu der kleinen Ansiedlung hin. Er
schätzte, dass es eine gute Meile bis dorthin war, aber der
Hang war fast überall mit hüfthohem Gras bewachsen und
es gab zahlreiche Büsche und kleinere Gehölze, die ihm
Deckung gewähren würden. Natürlich brauchte er ein wenig Glück um es zu schaffen – um genau zu sein, eine
ganze Menge Glück –, aber welche Wahl hatte er schon?
Lancelot sah sich noch einmal nach allen Seiten um,
dann huschte er geduckt zwischen den Bäumen hervor und
rannte auf ein niedriges Gebüsch zu, das vielleicht zwanzig oder fünfundzwanzig Schritte

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