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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Aber warum sollte ich? Ich muss gestehen, dass mich die
Vorstellung amüsiert hat, einen kleinen Küchenjungen an
Artus’ berühmter Tafel sitzen zu wissen. Doch ich muss
auch gestehen, dass ich nicht geglaubt habe, dass du uns
so viel Ärger bereiten könntest.« Das Lächeln auf ihrem
Gesicht erlosch wie weggeblasen und machte einem Ausdruck gnadenloser Härte Platz.
»Aber damit ist es ja nun vorbei. Du hattest deine Chance. Ich wünschte, du hättest dich anders entschieden, doch
nun ist es zu spät.«
»Mir bricht das Herz«, sagte Lancelot hämisch, »In spätestens einer Stunde wirst du dir wünschen, dass genau das
geschieht«, sagte Morgaine böse. »Ich fürchte nur, dass
dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen wird. Dies hier ist
die Tir Nan Og, Lancelot. Die Insel der Unsterblichkeit.
Manchmal kann es sich als Fluch erweisen, nicht sterben
zu können.«
Sie machte eine herrische Geste zu dem Mann an Lancelots Seite. »Bringt ihn fort. Und verschwendet keine Zeit
mehr. Ihr wisst, dass der Drache nicht gerne wartet.«
»Aber Herrin!«, entfuhr es dem Dunkeleiben. »Der Drache! Ich meine: Er … er ist doch noch fast ein Kind und –
«
»Du hast gehört, was ich gesagt habe!«, unterbrach ihn
Morgaine zischend. »Willst du meinen Befehl ausführen
oder soll ich einen deiner Männer beauftragen? Der Appetit des Drachen reicht möglicherweise auch für zwei.«
»Nein, Mylady«, antwortete der Dunkelelb. Ein deutlicher Unterton von Furcht hatte sich in seine Stimme geschlichen. »Ich werde gehorchen.«
»Was für eine Überraschung«, sagte Morgaine gehässig.
Und Lancelot sprang.
Mit einer Kraft, die ihm die pure Verzweiflung verlieh,
stieß er sich ab, sprang auf Morgaines Pferd und war hinter ihr, noch bevor sie richtig begriff, wie ihr geschah.
Morgaine schrie erschrocken auf und mindestens ein halbes Dutzend Dunkelelben griff gleichzeitig nach ihren
Waffen und bewegte sich auf sie zu und Lancelot schlang
den linken Arm um Morgaines Hals und zwang mit der
anderen Hand ihren Kopf so weit zurück, dass sie kaum
noch atmen konnte. Aus Morgaines Schrei wurde ein ersticktes Keuchen.
»Niemand rührt sich!«, rief er. »Noch einen Schritt weiter und ich breche ihr das Genick!«
Tatsächlich erstarrten die meisten Dunkelelben mitten in
der Bewegung. Nur zwei oder drei näherten sich ihm weiter, hielten dann aber ebenfalls an, als er Morgaines Kopf
noch ein winziges Stück weiter zurückbog. »So und jetzt
können wir weiterreden«, sagte er.
»Ich … bekomme … keine Luft … mehr«, würgte Morgaine mühsam hervor.
»Ach was«, antwortete Lancelot. »Habt Ihr mir nicht gerade selbst erklärt, dass es hier keinen Tod gibt? Und wo
wir schon einmal dabei sind: Wie würde es Euch gefallen,
für den Rest Eures unendlich langen Lebens an einen Besenstiel gebunden zu werden, damit Euer Kopf nicht unentwegt auf Euren Schultern hin und her rollt?«
»Gib auf, du Dummkopf!«, zischte der Dunkelelb. »Du
hast keine Chance!«
Seine Behauptung entbehrte nicht einer gewissen Wahrheit. Ein gutes Dutzend Schwerter und Speerspitzen konnte Lancelot auf sich gerichtet sehen und wie viele auf seinen Rücken zielten, das wollte er lieber gar nicht wissen.
Statt die Warnung jedoch zu beherzigen, bog er Morgaines Kopf noch weiter zurück, sodass sie nun endgültig
keine Luft mehr bekam. Nach einem Moment lockerte er
seinen Griff jedoch wieder.
Morgaine rang gurgelnd nach Atem. »Du … du Narr«,
keuchte sie. »Dein Tod … wird dafür noch … noch tausendmal schlimmer werden als der, den … den ich dir
ohnehin zugedacht hatte. Du weißt nicht, wen du herausforderst.«
»Eine Hexe?«, vermutete Lancelot.
»Dafür wirst du büßen«, drohte Morgaine. Sie hatte Mühe, überhaupt zu sprechen, aber das nahm ihren Worten
nichts von ihrer Drohung.
»Wahrscheinlich«, antwortete Lancelot. »Aber im Augenblick sieht es wohl eher so aus, als hätte ich hier das
Sagen. Schickt Eure Leute fort.«
Morgaine lachte, allerdings nur für einen Moment, genau so lange, wie Lancelot brauchte, um den Druck auf
ihren Hals noch weiter zu verstärken. Ihre Nackenwirbel
knackten hörbar und Lancelot gemahnte sich zur Vorsicht.
Er wollte sie nicht umbringen.
»Ich meine es ernst. Schickt Eure Leute weg oder Ihr
sterbt vor mir!«
»Ihr … habt gehört, was er … gesagt hat«, keuchte
Morgaine. »Verschwindet!«
Der Dunkelelb, der offensichtlich so etwas wie den Führer des kleinen Trupps darstellte, zögerte.

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