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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu wehren. Brutal wurde Lancelot in die Höhe gerissen
und quer über den Rücken des Pferdes geworfen, auf dessen Sattel sich der Reiter im nächsten Moment schwang.
Während er noch mit aller Kraft darum kämpfte, nicht
das Bewusstsein zu verlieren, riss der Mann das Pferd herum und die gesamte Gruppe galoppierte dem Waldrand
entgegen.
»Beeilt euch!«, schrie der Elb. Immerhin erkannte Lancelot jetzt seine Stimme. Es war der Mann, den er am
Waldrand beobachtet hatte. »Der Zauber hält nicht mehr
lange an! Wenn die Tuata uns sehen, ist es aus!«
Lancelot hob stöhnend den Kopf. Das Ergebnis war ein
grober Fausthieb zwischen seine Schulterblätter, der ihm
den Atem nahm.
»Rühr dich nicht, Bursche!«, knurrte der Dunkelelb.
»Oder ich werde wirklich grob.«
Lancelot hätte es nicht einmal gekonnt, wenn er es gewollt hätte. Sein Kopf dröhnte noch immer, Blut lief ihm
aus Mund und Nase und machte ihm das Atmen schwer.
Der Mann hatte ihn so spielend niedergerungen, wie ein
Erwachsener ein Kind niedergeschlagen hätte, das ihn mit
einem Spielzeugschwert attackierte. Und so bitter die Einsicht auch war – dieser Vergleich kam der Wahrheit ziemlich nahe. Die Magie der Rüstung, die ihn in Camelot
praktisch unbesiegbar machte, wirkte hier nicht. Lancelot
konnte von Glück sagen, dass er überhaupt noch lebte.
Wie lange dieser Zustand noch anhalten würde, wusste
er nicht. Die Männer hatten ganz offensichtlich Befehl, ihn
lebend bei Morgaine le Faye abzuliefern, aber so, wie er
Morgaine mittlerweile zu kennen glaubte, nur aus einem
einzigen Grund: Morgaine wollte ihn selbst töten.
Sie erreichten den Elfenbeinwald und sprengten ein gutes Stück weit hinein, bis ihr Tempo allmählich geringer
wurde und sie schließlich anhielten. Lancelot wurde grob
aus dem Sattel gezerrt und auf die Füße gestellt. Jemand
riss ihm den Schild vom Arm, ein anderer schwarzer Riese
nahm ihm den Helm ab.
»Wirst du jetzt vernünftig sein?«, fragte der Dunkelelb,
der ihn entwaffnet hatte. Er hatte sein Helmvisier hochgeklappt, sodass Lancelot in sein Gesicht blicken konnte,
nicht in eine eiserne Drachenfratze, aber er konnte sich des
unheimlichen Eindruckes nicht erwehren, in das aufgerissene Maul eines Drachen zu blicken, der gerade einen
Menschen verschlungen hatte.
Er nickte.
»Gut«, sagte der Dunkelelb. »Dann kannst du jetzt selbst
reiten. Versprichst du mir, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, oder soll ich dir die Beine brechen, damit du keine Dummheiten machst?«
In seiner Stimme war nicht die Spur von Humor und
Lancelot begriff, dass die Drohung bitterernst gemeint
war.
»Ich werde nicht fliehen«, versprach er.
Die abgrundtief schwarzen Augen des Dunkelelbs starrten ihn einen Moment lang durchdringend an, aber dann
nickte er. »Gut. Schnell jetzt.«
Er ergriff Lancelot an der Schulter, drehte ihn herum
und versetzte ihm einen Stoß, der ihn ungeschickt auf ein
reiterloses schwarzes Einhorn zustolpern ließ. Rasch, bevor der Dunkelelb auf die Idee kommen konnte, seinem
Wunsch mit weiteren Faustschlägen Nachdruck zu verleihen, kletterte er auf seinen Rücken und griff nach den Zügeln. Auch sein Bezwinger stieg wieder in den Sattel und
sie ritten ohne ein weiteres Wort los.
Ihr Weg führte sie tiefer und tiefer in den Elfenbeinwald
hinein. Lancelot vermochte nicht zu sagen, in welche
Richtung sie ritten, den es gab in diesem unheimlichen
Wald rein gar nichts, woran er sich orientieren konnte. Die
Baumstämme waren frei von Moos, das ihm die Himmelsrichtung hätte sagen können, und er konnte den Blick so
oft in den Himmel heben, wie er wollte, die Sonne schien
stets genau im Zenit zu stehen.
Trotzdem hielt er unentwegt nach einem möglichen
Fluchtweg Ausschau. Er hatte keine Sekunde lang vorgehabt, das gegebene Wort zu halten. Was immer ihm der
Dunkelelb auch antun konnte, wenn er einen Fluchtversuch unternahm und scheiterte, konnte unmöglich so
schlimm sein wie das, was ihn erwartete, wenn er Morgaine le Faye in die Hände fiel. Er hatte den abgrundtiefen
Hass in den Augen der Hexe nicht vergessen, als sie sich
in der Kristallhöhle begegnet waren.
Doch es ergab sich keine Gelegenheit zur Flucht. Vielleicht ahnten die Dunkeleiben sein Vorhaben, vielleicht
war es auch nur ihr angeborenes natürliches Misstrauen –
gleichwie, Lancelot war nicht einen Moment unbeobachtet. Darüber hinaus war er nicht einmal sicher, ob es ihm
etwas genutzt hätte. Das Tier, das er ritt, war ein riesiges

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