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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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drückte sie die Waffe herunter,
bis ihre Spitze direkt an ihrem Herz ruhte.
»Stoß zu«, sagte sie herausfordernd. »Nur keine Angst.
Es ist ganz leicht. Nur ein kleiner Ruck. Du wirst es kaum
spüren.«
Lancelot fluchte, riss das Schwert zurück und versetzte
ihr im selben Moment mit der anderen Hand einen Hieb,
der sie haltlos zurücktaumeln ließ. Er hatte nicht einmal
mit großer Kraft zugeschlagen, aber seine Finger steckten
in einem Handschuh aus Eisen. Morgaine prallte gegen
einen Baum und schlug hart mit dem Hinterkopf gegen
den eisenharten Stamm.
Noch während sie benommen zu Boden sackte, wurde
der Wald rings um Lancelot lebendig. Schatten und
schwarz glitzernde Bewegungen tauchten zwischen den
Bäumen auf und er hörte aufgeregte Stimmen und das
Dröhnen eisenbeschlagener Pferdehufe; als wäre die Dunkelheit ringsum lebendig geworden, um nun aus allen
Richtungen zugleich auf ihn einzustürmen. Wie Morgaine
gesagt hatte, waren ihnen die Dunkelelben gefolgt, gerade
außerhalb seiner Sichtweite. Diesmal hatte er keine Gnade
von ihnen zu erwarten, das war ihm klar.
Er sprang auf Morgaines Pferd und sprengte los.
Zu seiner Erleichterung reagierte das schwarze Einhorn
auf seine Befehle und es entwickelte binnen Sekunden
eine ebenso fantastische Geschwindigkeit wie sein weißes
Gegenstück in der anderen Welt. Hinzu kam, dass der Elfenbeinwald keinerlei Unterholz besaß und die Stämme
weit auseinander standen. Binnen weniger Augenblicke
jagte er wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil dahin,
zehnmal schneller, als es jedem normalen Pferd möglich
gewesen wäre; auf jeden Fall aber schnell genug, um jeden
Verfolger abzuschütteln.
Lancelot drehte den Kopf, erschrak bis ins Mark und
verbesserte sich in Gedanken.
Jeden Verfolger, der nicht ebenfalls auf einem Einhorn
ritt.
Unglückseligerweise galt das nicht für die Dunkelelben.
Fünf oder sechs der schwarz gekleideten Gestalten waren hinter ihm und sie holten auf. Sie waren einfach die
besseren Reiter.
Dennoch dachte Lancelot nicht daran, aufzugeben. Dieser sonderbare Wald musste doch irgendwann einmal aufhören. In wirklich freiem Gelände würde er vielleicht
schnell genug reiten können, um seine Verfolger doch
noch abzuschütteln. Er beugte sich tief über den Hals des
Einhorns und ließ die Zügel knallen.
Schneller und schneller jagten sie durch den Wald. Als
Lancelot nach einer Weile zurücksah, stellte er fest, dass
sich die Anzahl der Verfolger auf drei verringert hatte.
Diese drei aber waren deutlich näher gekommen. Und
ob drei, dreißig oder nur ein einziger, spielte keine Rolle.
Lancelot hatte ja gerade erlebt, dass er nicht einmal einem
einzigen dieser schrecklichen schwarzen Krieger gewachsen war.
Und plötzlich hörte der Wald auf. Vor ihm lag ein sanft
abfallender Hang, der zum Ufer eines kleinen Sees hinabführte. Auf der Wiese und unten am Wasser weideten
mindestens ein Dutzend schneeweißer Einhörner.
Lancelots Tier bäumte sich so erschrocken auf, dass seine hastige Reaktion zu spät kam. Er griff nach dem Sattelknauf um sich daran festzuklammern, konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass er aus dem Sattel glitt und ungeschickt zu Boden stürzte. Die wirbelnden Hufe des Einhorns verfehlten ihn um Haaresbreite. Lancelot zog erschrocken den Kopf zwischen die Schultern, verlor durch
die hastige Bewegung endgültig den Halt und rollte unter
gewaltigem Getöse den Hang hinab. Erst auf halber Strekke zum See kam er zum Liegen und stemmte sich benommen in eine sitzende Position hoch.
Was er sah, war höchst erstaunlich.
Das schwarze Einhorn, das ihn abgeworfen hatte, stand
am Waldrand und tänzelte nervös auf der Stelle. Seine
Ohren bewegten sich ununterbrochen hin und her. Irgendetwas hier schien ihm große Angst zu bereiten.
Lancelot sah sich alarmiert um. Was dazu angetan war,
diesem schier unverwundbaren Fabelwesen Angst zu machen, das war vermutlich erst recht ein Grund für ihn, auf
der Hut zu sein. Avalon war vielleicht das Land der Elben
und Fabelwesen, aber es war ganz und gar nicht ungefährlich.
Er sah jedoch keinerlei Monster oder andere Ungeheuer.
Die einzigen anderen Lebewesen zwischen dem Waldrand
und dem See waren die weißen Einhörner.
Die Tiere hatten aufgehört zu grasen oder Wasser zu
trinken und sahen aufmerksam zum Waldrand hin. Das
schwarze Einhorn tänzelte noch einen Moment unruhig
auf der Stelle, dann fuhr es herum und verschwand mit
wirbelnden Hufen im Wald.
Nur einen

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