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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerrte ihn wie einen Stein in die Tiefe.
Und damit endete der Albtraum. Lancelot wälzte sich mit
einem Schrei herum, stemmte sich auf die ausgestreckten
Arme hoch und würgte qualvoll und keuchend, fest davon
überzeugt, schlammiges Wasser und Morast zu erbrechen.
Alles, was aus seinem geöffneten Helmvisier tropfte,
war ein wenig Spucke. Er zitterte am ganzen Leib. Der
Boden, auf dem er sich abstützte, war trockener, mit Tannennadeln bedeckter Waldboden, nicht der saugende Morast auf dem Grund des Sees. Es war weit und breit kein
Wasser zu sehen.
Dafür lag er halb in einem stacheligen Gebüsch, dessen
Dornen es irgendwie geschafft hatten, durch die schmalen
Spalten und Ritzen seiner Rüstung zu dringen und ihn an
den unmöglichsten Stellen zu pieken.
Verwirrt stemmte er sich weiter hoch, bis er sich in eine
kniende Position erheben konnte, und sah sich um. Aus
dem See, in dem er gerade noch zu ertrinken gedroht hatte,
war ein Wald geworden und es war ein ganz normaler
Wald mit ganz normalen Bäumen, zwischen denen Unterholz und Gestrüpp wucherte. Keine toten Einhörner lagen
auf dem Boden und es gab auch keine lebendigen Einhörner, die ihn aufzuspießen oder zu Tode zu trampeln versuchten. Und schon gar keine Männer mit spitzen Ohren,
die schwarze Rüstungen trugen und auf gehörnten Ungeheuern ritten. Er befand sich nicht mehr in der Kristallhöhle unter den Ruinen Malagons, aber auch nicht mehr im
Elfenbeinwald und vermutlich nicht einmal mehr auf Avalon.
Nein. Lancelot verbesserte sich in Gedanken. Nicht nicht mehr . Er war niemals dort gewesen, ganz einfach,
weil es dieses Dort nicht gab. Avalon und die Tir Nan Og
waren ebenso eine Legende, wie es Elben nur in Mythen
und Märchen gab. Er hatte weder eine Ahnung, wo er war,
noch wie er hierher gekommen war. Ein Blick in den
Himmel zeigte ihm, dass es früher Vormittag war. Die
Sonne konnte gerade erst aufgegangen sein und dies hier
waren ganz bestimmt nicht die düsteren, sumpfigen Wälder, in denen Malagon lag. Es gehörte nicht sonderlich
viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was geschehen war.
Morgaines magisches Feuer hatte ihn betäubt. Irgendwie
hatte er es überlebt und irgendwie war er auch aus Malagon herausgekommen und vermutlich war er den ganzen
Tag und die darauf folgende Nacht ziellos herumgeirrt, bis
er schließlich hier zusammengebrochen und in diesen absurden Albtraum gefallen war.
Auch diese Theorie stand auf ziemlich wackeligen Füßen, aber sie war immer noch tausendmal besser als der
Gedanke, dass er wirklich in diesem unheimlichen Land
der Fabelwesen und Elben gewesen war.
Er stand ganz auf und bekam den Beweis, dass alles nur
ein Traum gewesen war. Der Dunkelelb, der ihn entwaffnet hatte, hatte ihm auch den Schild weggenommen, aber
nun trug er ihn wieder auf dem Rücken und in seinem
Gürtel steckte auch wieder das Schwert, das man ihm
ebenfalls abgenommen hatte.
Lancelot drehte sich einmal um seine Achse und stieß
einen leisen Pfiff durch die Zähne aus. Nur ein Moment
verging, da wurde hinter ihm Hufschlag laut, und das Einhorn trat zwischen den Bäumen hervor. So erleichtert
Lancelot auch war, das Tier in diesem Moment zu sehen,
zögerte er doch einen Augenblick, sich ihm zu nähern. Er
sah das Einhorn nun mit anderen Augen. Illusion oder
nicht, ihm war jetzt endgültig klar, dass dieses Tier kein
sanftmütiges Fabelwesen war, sondern ein gefährliches
Raubtier.
Er verscheuchte auch diesen Gedanken, schwang sich
mit einer kraftvollen Bewegung in den Sattel und lenkte
das Einhorn in die Richtung, die er für Süden hielt. Ganz
sicher war er nicht, denn in einem Punkt hätte er sich den
Elfenbeinwald aus seinem Traum beinahe zurückgewünscht: Dieser reale Wald war so dicht, dass er kaum
von der Stelle kam, und das Blätterdach über seinem Kopf
war wie eine Deckte, dass er die Sonne mehr erahnte als
sie sah, und sich nicht an ihrer Position orientieren konnte.
Mehr als einmal drohten sie im dichten Unterholz stecken
zu bleiben und kamen nur weiter, weil sich das Einhorn
mit brutaler Kraft einen Weg durch das Gestrüpp brach.
Aber der Weg war nicht sehr weit. Auch wenn es ihm so
vorkam, als wären es Stunden gewesen, bewegten sie sich
in Wahrheit doch kaum länger als zehn Minuten durch den
Wald, bis es vor ihnen wieder hell wurde. Wenige Augenblicke später tat das Einhorn einen letzten Schritt zwischen
den Bäumen hervor und Lancelot brachte es mit einem
überraschten Ruck zum

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