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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Herrin …«
»Verschwindet!« Morgaine versuchte zu schreien, aber
sie brachte nur ein halb ersticktes Keuchen zustande.
Trotzdem zögerte der Krieger nur noch einen Moment,
ehe er seinen Begleitern das Zeichen zum Abziehen gab.
Als er selbst sein Pferd herumdrehen wollte, rief Lancelot
ihn noch einmal zurück.
»Halt!«
Der Dunkelelb sah ihn hasserfüllt an.
»Mein Schwert!«, verlangte Lancelot. »Gebt es mir.
Sehr vorsichtig und mit dem Griff voran. Und versucht
nichts, worunter Eure Herrin leiden würde.«
»Gib ihm schon das verdammte Schwert, du Narr«,
zischte Morgaine.
Der Dunkelelb tat, was Morgaine von ihm verlangt hatte, wenn auch langsam und mit sichtbarem Widerwillen.
Lancelot konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
Vermutlich war er ohne weiteres in der Lage, ihn binnen
eines Augenblickes zu töten. Aber er wagte es nicht. Der
Druck, den Lancelot auf Morgaines Hals ausübte, war so
groß, dass eine einzige unbedachte Bewegung ausreichen
musste, um Morgaine das Genick zu brechen. Lancelot
seinerseits fragte sich, wie lange er die Anstrengung noch
aushaken würde. Die Muskeln in seinem rechten Arm waren schon jetzt verkrampft und taten furchtbar weh.
Hastig nahm er das Schwert entgegen, deutete dem
Dunkeleiben endlich zu verschwinden und versetzte Morgaine einen Stoß, der sie aus dem Sattel schleuderte und
zu Boden warf. Als sie aufzustehen versuchte, hielt ihr
Lancelot die Schwertspitze an die Kehle und Morgaine
erstarrte in einer fast grotesk aussehenden Haltung irgendwo zwischen Stehen und Hocken.
»Versucht ja keine Tricks!«, sagte Lancelot drohend.
»Ich weiß, wozu Ihr fähig seid! Eine falsche Bewegung
und ich stoße zu.«
Morgaine richtete sich ganz langsam auf. Ihre Augen loderten vor Hass. »Ich glaube nicht, dass du das wirklich
weißt, du kleiner, dummer Küchenjunge«, sagte sie hasserfüllt. »Aber du wirst es herausfinden, das verspreche ich
dir.«
Lancelot machte eine befehlende Kopfbewegung. »Geh
los!«
»Wohin?« Morgaine rührte sich nicht.
»Du wirst mich zurückbringen«, befahl Lancelot. »Dreh
dich herum. Und dann los!«
Morgaine gehorchte, wenn auch widerstrebend. Lancelot
bedrohte sie weiter mit dem Schwert und sie schien seine
Drohung auch wirklich ernst zu nehmen – aber er war
schon lange nicht mehr sicher, ob er sie wirklich töten
könnte. Einen Menschen im Kampf zu töten war schlimm
genug, aber dabei konnte man sich wenigstens noch einreden, dass es in Notwehr geschah. Aber ihr das Schwert in
den Rücken stoßen? Das wäre glatter Mord.
Sie verließen die Lichtung. Wie ein Schatten folgte ihnen das Reitpferd Morgaines. Nachdem sie eine Zeit lang
zwischen den spiegelglatten weißen Stämmen hindurchmarschiert waren, schüttelte Morgaine wütend den Kopf
und sagte: »Du glaubst wirklich, du könntest entkommen,
wie? Du bist noch dümmer, als ich dachte.«
»Dummerweise bin ich im Moment auch im Besitz des
Schwertes«, sagte Lancelot.
Morgaine lachte und schüttelte erneut den Kopf, aber
diesmal merkte er, dass diese Bewegung wohl eher dem
Zweck galt, dabei unauffällig nach rechts und links in den
Wald zu blicken.
»Du Narr!«, sagte sie. »Glaubst du wirklich, meine
Männer sind nach Hause gegangen, als wäre nichts geschehen?«
Das hätte Lancelot keine Sekunde lang geglaubt. Aber
wenn er ehrlich war, dann hatte er nicht einmal die Spur
eines Planes, was er weiter tun sollte. Er hatte einfach reagiert und seine Chance ergriffen, ohne über das Danach
nachzudenken.
»Die Tuata«, sagte er. »Bring mich zu ihnen.«
Morgaine zog eine verächtliche Grimasse. »Niemals. Sie
würden mich auf der Stelle töten.«
»Wenn du es nicht tust, geschieht dasselbe hier«, drohte
Lancelot.
Morgaine blieb stehen, drehte sich herum und blickte
ihm direkt in die Augen. Ein schmales, böses Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Dann tu es«, sagte sie. »Ein
rascher Tod ist eine Gnade gegen das, was mich bei den
Tuata erwartet. Aber ich glaube nicht, dass du es tust.
Wenn ich es mir genau überlege, dann glaube ich nicht,
dass du überhaupt fähig bist, jemanden kaltblütig umzubringen.«
»Willst du es herausfinden?«, fragte Lancelot drohend.
Innerlich verzweifelte er fast. Es war ein Fehler gewesen,
Morgaine le Faye in die Augen zu sehen. Sie schien in ihm
zu lesen wie in einem offenen Buch.
Und wie um ihm dies zu beweisen, hob sie die Hand. Ihre schmalen Finger schlossen sich um die Klinge des Runenschwertes. Langsam

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