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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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plötzlich. Er stand
auf. »Räum den Tisch ab und dann solltest du dich besser
schlafen legen, damit du morgen früh deinen Dienst auf
Camelot antreten kannst. Du magst in einem der Gästezimmer schlafen. Sie werden sowieso nicht gebraucht.«
Er ging. Dulac tat, was er ihm aufgetragen hatte, aber er
zögerte, Wanders Angebot anzunehmen und sich in ein
Bett eines der Gästezimmer zu legen. Sicher waren sie
bequemer und weicher als das Stroh, in dem er sonst geschlafen hatte, aber die heruntergekommene Scheune war
so etwas wie sein Zuhause. Und was Tander sagen würde,
wenn er zurückkam und ihn schlafend in einem der Gästebetten vorfand, das wagte er sich erst gar nicht vorzustellen.
Er war müde, aber er verschob die Entscheidung, wo er
die Nacht verbringen würde, noch einmal und trat stattdessen aus dem Haus. Es war gerade erst dunkel geworden,
aber Camelot begann bereits einzuschlafen. Nur der Himmel über der Burg schimmerte noch rot im Widerschein
zahlloser Fackeln, die im Hof und auf den Wehrgängen
brannten. Eines hatte sich offensichtlich nicht geändert:
Die Lichter der Burg brannten länger als die in der Stadt
und die Nächte dort waren viel kürzer. Er fragte sich, ob
Artus und seine Ritter in diesem Moment an der Tafel
saßen und sich berieten.
Und ob Gwinneth bei ihnen war.
Dulac fuhr leicht zusammen. Bisher war es ihm gelungen, den Gedanken an Gwinneth zu verdrängen, aber nun,
einmal da, machte er sich sofort selbstständig und verdrängte seinerseits jeden anderen. Er sah Gwinneths Gesicht so deutlich vor sich, als stünde sie tatsächlich da, und
sein Herz zog sich zu einem eisigen Klumpen zusammen.
Es war ein Fehler gewesen, zurückzukommen. Er hatte
geglaubt, eine zweite Chance bekommen und seine Heimat wieder gefunden zu haben. Das stimmte nicht. Seine
Heimat – das, was sie ausgemacht hatte – existierte nicht
mehr.
Und Gwinneth?
Allein der Gedanke an sie bohrte sich wie eine glühende
Messerklinge in sein Herz. Sie hatte gesagt, dass sie ihn
brauchte, als Freund, und er hatte geglaubt, dass ihm das
ausreichen würde, aber auch das stimmte nicht. Nur in
ihrer Nähe zu sein und sie vielleicht dann und wann einmal zu sehen war nicht genug. Er würde den Schmerz auf
Dauer nicht ertragen.
Hinter ihm raschelte etwas. Dulac fuhr überrascht herum, sah gerade noch einen Schatten auf sich zufliegen und
riss schützend die Arme vor das Gesicht. Aber seine Reaktion kam zu spät. Etwas traf ihn mit solcher Wucht vor die
Brust, dass er zwei ungeschickte Schritte zurückstolperte
und zu Boden fiel.
Dulac spannte instinktiv die Muskeln und griff nach dem
Angreifer – und holte im nächsten Moment keuchend
Luft, als eine lange, raue Hundezunge kreuz und quer
durch sein Gesicht schlabberte.
»Wolf!«, japste er. »Hör gefälligst auf damit! Ich bekomme ja keine Luft mehr!«
Es war tatsächlich Wolf, der ihn angesprungen hatte.
Und der kleine Terrier dachte natürlich nicht daran, seine
überschwänglichen Liebesbezeugungen einzustellen, sondern leckte ihm nur noch heftiger über das Gesicht und
trampelte dabei nach Herzenslust auf seiner Brust und
seinem Hals herum, sodass Dulac schließlich gar keine
andere Wahl mehr hatte, als ihn mit beiden Händen zu
ergreifen und einfach hochzuheben. Wolf zappelte vor
Freude so heftig, dass er seine liebe Mühe hatte, ihn auch
nur festzuhalten, und noch mehr, sich in die Höhe zu
stemmen. Wolf quietschte vor Freude und wedelte heftig
mit dem Schwanz, und als Dulac ihn behutsam zu Boden
setzte, sprang er sofort wieder an ihm hoch, sodass er
schließlich kapitulierte und ihn auf den Arm nahm um ihn
zu streicheln.
Auch Dulac freute sich, den Hund zu sehen. Er musste
zu seiner Schande gestehen, dass er Wolf schlichtweg vergessen hatte. Dennoch hatte der kleine Hund ihm gefehlt,
auch wenn ihm das eigentlich erst jetzt wirklich klar wurde – immerhin war Wolf jahrelang der einzige Freund gewesen, den er gehabt hatte.
Mindestens zehn Minuten lang nötigte ihn Wolf durch
heftiges Winseln und Schwanzwedeln dazu, ihn mit beiden Händen zu streicheln, bevor er sich weit genug beruhigt hatte, dass er ihn wenigstens zu Boden setzen konnte.
Wolf wuselte noch einige Augenblicke schwanzwedelnd
zwischen seinen Füßen herum, dann rannte er auf die
Scheune zu, blieb stehen, kläffte, drehte sich herum und
kam zurückgewetzt. Das wiederholte sich drei- oder viermal, bis Dulac endlich begriff.
»Ist ja schon gut«, sagte er. »Ich

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