Gralszauber
ebenfalls freuen dich zu sehen.«
Das bezweifelte Dulac. Wenn Tander überhaupt einen
Gedanken an ihn verschwendet hatte, dann allerhöchstens
den, dass er heilfroh war, ihn los zu sein. Natürlich sprach
er das nicht aus, sondern drehte sich gehorsam herum, als
Artus eine entsprechende Geste machte. Bevor sie gingen,
wandte sich Artus jedoch noch einmal an Gwinneth.
»Es ist gut, dass du ihn gefunden und mitgebracht hast«,
sagte er. »Trotzdem – du warst wieder draußen am See.
Ich bitte dich inständig, Gwinneth, tu es nicht wieder.
Du bist außerhalb der Stadtmauern nicht sicher.«
»Vier deiner Krieger haben mich begleitet.«
»Nicht einmal vierhundert Krieger könnten für deine Sicherheit garantieren«, antwortete Artus. Er klang mehr
verärgert als besorgt. »Mordreds Heer ist noch längst nicht
geschlagen. Gerade berichtet mir Galahad, dass er auf
Spuren einer großen Anzahl Reiter gestoßen ist, die gewiss nicht zu uns gehören. Es wäre mir lieber, wenn du
Camelot nicht verlässt. Wenigstens für eine Weile, bis es
wieder sicherer ist.«
»Aber ich hatte doch einen Beschützer bei mir«, antwortete Gwinneth und deutete lächelnd auf Dulac. »Mir konnte gar nichts geschehen.«
»Ja«, seufzte Artus. Man sah ihm an, dass er innerlich
resignierte. Es hatte wohl wenig Sinn, mit Gwinneth zu
diskutieren.
Nachdem Artus’ zukünftige Frau im Haus verschwunden war, setzten sie ihren Weg fort und gingen in den Keller. Dulac, der dicht vor Artus herging, rechnete instinktiv
damit, von einer Bratpfanne oder einem Kochtopf getroffen zu werden, als er das Ende der Treppe erreichte, aber
natürlich geschah das nicht. Doch er erlebte eine andere
Überraschung.
Die Küche hatte sich vollkommen verändert. Der üble
Geruch, der immer irgendwie in der Luft gehangen hatte,
war verschwunden. Die Wände waren frisch gekalkt worden und Dagdas uralter verbeulter Kessel war durch ein
neues, blitzendes Kupfergefäß ersetzt worden. Dasselbe
galt für beinahe alles Kochgeschirr und den größten Teil
der Möblierung. Der Raum wirkte adrett und hell. Tander
hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Aber Dulac war
auch sicher, dass er dafür sehr tief in Artus’ Schatulle gegriffen hatte und das mit beiden Händen.
Tander war nicht hier, aber Dulac glaubte seine Stimme
aus dem angrenzenden Raum zu hören. Als er sich jedoch
dorthin wenden wollte, schüttelte Artus rasch den Kopf.
»Hier hat sich eine Menge verändert, nicht wahr?« Seine
Stimme klang leise, als wolle er nicht, dass er im Nebenzimmer gehört wurde. »Tander hat gute Arbeit geleistet.
Und das Essen ist auch besser geworden. Schade nur,
dass er mich dabei so unverschämt bestiehlt.« Er schüttelte
den Kopf, seufzte und fuhr noch einmal deutlich leiser
fort: »Du wirst ein Auge auf ihn werfen. Halte mich auf
dem Laufenden, aber pass auf, dass er es nicht merkt.«
Seine Stimme wurde wieder lauter: »Tander!«
Wie aus dem Boden gewachsen erschien der Schankwirt
unter der Tür. Auf seinem Gesicht lag ein überraschter
Ausdruck, der jedoch nicht ganz echt wirkte. Offensichtlich hatte er gelauscht. Dulac fragte sich, wie viel er wirklich gehört hatte.
»Ich bringe dir einen neuen Gehilfen«, sagte Artus.
»Einen … Gehilfen, Herr? Aber ich habe keinen –«
»Für ein Paar Hände mehr findet sich immer eine Aufgabe«, sagte Artus. »Der Junge kennt sich hier aus und
wird dir von Nutzen sein. Bis wir eine andere Aufgabe für
ihn gefunden haben, wird er dir in der Küche helfen.«
»Wie Ihr befehlt, Herr.« Tander senkte demütig den
Kopf. Er wagte es nicht, zu widersprechen, sondern blieb
in unveränderter Haltung stehen, bis Artus sich herumgedreht hatte und gegangen war. Auch dann gab er noch einige Augenblicke zu, wohl um sicher zu sein, dass der
König auch wirklich außer Hörweite war.
»Also weilt Artus’ Schützling wieder unter uns«, sagte
er dann. »Was für eine Ehre. Noch dazu eine, mit der wir
gar nicht mehr zu rechnen gewagt hätten. Wo hast du dich
die ganze Zeit herumgetrieben, du Nichtsnutz?«
»Mal hier, mal da«, antwortete Dulac schulterzuckend.
»Die meiste Zeit war ich auf Avalon und habe mich mit
ein paar Elbenkriegern geschlagen, die mir ans Leder
wollten.«
Tander japste. »Übertreib es nicht, Bürschchen«, sagte
er. Seine Augen blitzten. »Ob du nun Artus’ Schützling
bist oder nicht, eine Tracht Prügel kann ich dir immer
noch verpassen.«
Daran zweifelte Dulac nicht. Auch nicht daran, dass
Weitere Kostenlose Bücher