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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tander nur auf einen Vorwand wartete, ihm genau diese
Tracht Prügel zu verabreichen. Aber davor hatte er plötzlich gar keine Angst mehr. Tander konnte ihm nichts antun, was auch nur annähernd so schlimm war wie das, was
ihm bereits geschehen war.
»Was soll ich tun?«, fragte er anstatt sich mit Tander auf
eine Diskussion einzulassen, die ohnehin zu nichts führte.
Tander spießte ihn mit zornigen Blicken regelrecht auf,
schien aber tatsächlich einen Moment lang über diese Frage nachzudenken. Während er es tat, ging Dulac kurzerhand an ihm vorbei und betrat den angrenzenden Raum. Er
erkannte ihn kaum wieder. Das Einzige, was noch wie
früher aussah, war der Kamin an der gegenüberliegenden
Wand. Wahrscheinlich hätte Tander auch ihn weggeschafft, wäre er nicht festgemauert gewesen. Was aber
einmal Dagdas Schlafraum gewesen war, das war nun ein
mit Gerumpel und Vorräten voll gestopftes Durcheinander. Dulac war schockiert.
»Wo … wo sind Dagdas Sachen?«, fragte stockend.
»Ich wüsste nicht, was dich das anginge!«, schnappte
Tander. »Als ich den ganzen Kram mit eigenen Händen
wegräumen musste, hat es dich auch nicht interessiert. Was
also willst du –«
»Dagdas Bücher!«, fiel ihm Dulac ins Wort. Gleichzeitig fuhr er auf dem Absatz herum und funkelte Tander so
wütend an, dass dieser instinktiv einen halben Schritt zurückwich und die Hände hob, als hätte er plötzlich Angst,
von Dulac geschlagen zu werden. »Seine Aufzeichnungen! All seine Sachen! Was habt Ihr damit gemacht?«
»Das … das meiste hat Artus wegschaffen lassen«, antwortete er hastig. »Die Bücher und Schriftrollen. Was übrig blieb, habe ich weggeworfen. Es war sowieso nur altes
Zeug, das keiner mehr wollte.«
»Weggeworfen?« Nie und nimmer. Garantiert hatte er
verkauft, was sich zu Geld machen ließ, und den Rest irgendwo versteckt.
»Natürlich«, behauptete Tander. Dann verdunkelte Zorn
sein Gesicht. »Was geht dich das überhaupt an, du Nichtsnutz? Treibst dich wochenlang herum, und kaum bist du
wieder da, führst du dich auf, als wärst du der König persönlich! Ich glaube, es wird Zeit, dir wieder einmal Manieren beizubringen!«
Er hob den Arm, um seine Drohung wahr zu machen
und Dulac einen Schlag zu versetzen, aber dann geschah
etwas ganz und gar Sonderbares: Dulac sah ihn einfach
nur an, sehr ruhig, ohne Furcht, aber auch ohne Zorn.
Tander erstarrte mitten in der Bewegung. Einen Moment
lang hielt er Dulacs Blick noch stand, dann ließ er den
Arm sinken und machte einen Schritt zurück und schließlich hatte er nicht einmal die Kraft, Dulac in die Augen zu
sehen.
»Im Moment habe ich hier nichts für dich zu tun«, sagte
er. »Verschwinde. Geh ins Gasthaus, dort ist Arbeit genug.
Wander wird dir zeigen, was zu tun ist.«
»König Artus hat gesagt –«
»Ich weiß, was Artus gesagt hat!«, fiel ihm Tander wütend ins Wort. »Bis morgen werde ich schon eine Aufgabe
für dich gefunden haben, aber jetzt verschwinde endlich.
Ich habe zu arbeiten.«
Vermutlich muss er rasch noch die letzten Spuren seiner
Diebereien beseitigen, dachte Dulac. Er hätte sich weigern
und einfach hier bleiben können, indem er auf Artus’ Befehl pochte, und er wäre vermutlich auch damit durchgekommen. Aber damit hätte er Tander nur misstrauisch
gemacht.
Er ging ohne ein weiteres Wort.
    Das Gasthaus gehörte zu den wenigen Gebäuden der
Stadt, die durch das Beben keine Schäden davongetragen
hatten. Die zurückliegenden Wochen hatten Tander und
seinen Söhnen sogar ausgereicht, die von den Pikten angerichteten Schäden zu reparieren. Wander zeigte sich
höchst erstaunt, Dulac wieder zu sehen, aber anders als
sein Vater überschüttete er ihn mit Fragen, wo er die ganze Zeit gewesen und was ihm widerfahren war.
    Dulac redete sich heraus, so gut er konnte, und nach einer Weile begriff Wandet wohl, dass er nicht über die zurückliegende Zeit reden wollte, und wies ihm eine Arbeit
zu. Im Grunde war es nur eine Beschäftigung. Er musste
nicht annähernd so schwer arbeiten, wie es der Fall gewesen wäre, wäre Tander selbst da gewesen, und noch bevor
es zu dämmern begann, beschied ihm Wander, dass es für
heute genug sei und sie nun essen konnten.
    Dulac hatte den Nachmittag damit verbracht, die Zimmer in der oberen Etage zu säubern und für Gäste herzurichten, die vielleicht kommen mochten, und so war er
ziemlich erstaunt zu sehen, dass Wander ihr Mahl am großen Tisch in der Gaststube aufgetragen hatte

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