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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lächeln erschien auf
ihrem Gesicht. »Er sagte, Ihr wärt ein sehr weiser alter
Mann und sehr freundlich dazu. Und Ihr wärt ein ausgezeichneter Koch.«
Dagda zog eine Grimasse. »Schade. Und ich hätte dir so
gerne geglaubt. Aber das hat er bestimmt nicht gesagt.«
»Vielleicht nicht mit diesen Worten …«, gestand Gwinneth, »– aber der Rest –«
»– ist zweifellos auch gelogen«, unterbrach sie Dagda.
Trotzdem erschien in seinen Augen ein amüsiertes Funkeln und der Zorn war von seinen Zügen verschwunden.
Offenbar konnte er sich Gwinneths Charme ebenso wenig entziehen wie Dulac. »Aber es war immerhin eine Lüge in bester Absicht.«
Er bückte sich ächzend nach seinem Stuhl, doch Dulac
kam ihm zuvor. Während er den Stuhl aufrichtete, sah er
verstohlen zu der Wand hin, auf der er die Flammen und
die unheimliche fremde Welt gesehen hatte. Natürlich war
dort nichts anderes als rauer Stein und dort war auch niemals etwas anderes gewesen. Er war einem Trugbild aufgesessen, das war alles. Dagda und ein richtiger Zauberer?
Das war lächerlich!
Er rückte den Stuhl vor dem Tisch zurecht und unterzog
auch das Buch, in dem Dagda gelesen hatte, einer unauffälligen Musterung. Aber ihm fiel auch daran nichts Besonderes auf. Es war ein Buch, wie Dagda sie zu Hunderten besaß. Wertvoll, aber ganz bestimmt nicht magisch.
Und trotzdem … Da war noch mehr gewesen. So kurz
der Moment auch gewesen sein mochte, er hatte irgendetwas gesehen, das aus dem Tor in die Anderswelt gekommen war; und viel mehr noch gespürt.
»Steh nicht da rum und starr Löcher in die Luft, Dulac«,
sagte Dagda plötzlich. »Geh und hol für deine Freundin
einen Becher Traubensaft. Du magst doch Traubensaft,
Giselle?«
»Natürlich, Herr«, antwortete Gwinneth rasch.
»Dann ist es ja gut«, sagte Dagda. »Ich hatte schon
Angst, dich nicht standesgemäß bewirten zu können. Es
könnte ja sein, dass du Besseres gewohnt bist.«
Gwinneth tauschte einen raschen, erschrockenen Blick
mit Dulac, ehe sie antwortete. »Wie … kommt Ihr darauf,
Herr?«
»Dein Kleid«, sagte Dagda. »Es ist kostbar genug, einer
Königin zur Ehre zu gereichen.«
»Oh, das«, sagte Gwinneth. »Ja, ich finde es auch übertrieben. Aber meine Mutter meinte, ich solle es tragen,
wenigstens in den ersten Tagen. Um einen guten Eindruck
zu machen.«
»Deine Mutter?«
»Sie ist Schneiderin, Herr«, sagte Gwinneth. »Sie macht
solche Kleider selbst.«
»Erstaunlich.« Dagda schüttelte den Kopf und lachte leise.
»Nun ja, Schlagfertigkeit kann man dir jedenfalls nicht
absprechen. Dulac, wo bleibt der Saft?«
Dulac fuhr auf dem Absatz herum und beeilte sich, das
Gewünschte zu holen. Als er zurück kam, hatte Dagda
sich wieder an seinem Schreibtisch niedergelassen. Gwinneth stand neben ihm am Tisch und blätterte in dem Buch,
im dem Dagda vorhin gelesen hatte. Dulac verspürte einen
dünnen Stich der Eifersucht. Ihm hatte Dagda das noch nie
erlaubt.
»Ihr seid also neu in der Stadt«, sagte Dagda, während
Dulac zwei Becher auf den Tisch stellte und roten Traubensaft aus einem bauchigen Krug eingoss.
»Das sind wir«, bestätigte Gwinneth. »Wir haben vorher
auf dem Land gelebt, aber meine Eltern glauben, dass sie
hier bessere Geschäfte machen können.«
»Das ist schon seltsam.« Dagda griff nach einem der
Becher, gab ihn Gwinneth und nahm sich selbst den anderen, sodass Dulac leer ausging. »Manchmal scheint die
Zeit hier still zu stehen und dann geschieht so viel auf
einmal. Du und deine Familie, ihr seid schon die zweiten
Fremden, die in kurzer Zeit nach Camelot kommen.«
»So?«, fragte Dulac nervös.
»Ja. Gerade heute ist mir zu Ohren gekommen, dass König Uther und seine Gemahlin in der Stadt weilen. Du hast
nichts von der schönen Gwinneth gehört? Das ist seltsam,
wo sie doch in Tanders Gasthaus wohnen.«
»Das … das kann schon sein«, stotterte Dulac. »Ich war
den ganzen Tag in der Scheune und dann hat Tander mich
Holz hacken lassen, bis es dunkel war.«
»Da ist dir etwas entgangen«, sagte Dagda. »Man sagt,
Königin Gwinneth sei zwar noch sehr jung, aber trotzdem
schon die schönste Frau in ganz England. Ich persönlich
halte das für übertrieben.« Er drehte langsam den Kopf,
sah Gwinneth durchdringend an und fügte dann hinzu:
»Aber ganz zweifellos wird sie es in wenigen Jahren
sein.«
»Ich … verstehe nicht …«, murmelte Gwinneth.
»Bitte, Kind!«, sagte Dagda lächelnd. »Hast du wirklich
geglaubt, ich erkenne dich

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