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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es
weder selbst einen Panzer noch musste es das Gewicht
eines Ritters in voller Rüstung schleppen. Wie die Tafelritter und ihre Rösser die Anstrengungen aushielten, war
Dulac ein Rätsel.
    Gerade als er glaubte, im nächsten Moment einfach aus
dem Sattel stürzen zu müssen, hob Artus den Arm und gab
damit das Zeichen zum Anhalten. Vor ihnen lag eine flache, bewaldete Hügelkuppe, die selbst einem so großen
Tross wie ihnen hinlänglich Deckung vor einer zufälligen
Entdeckung bot, und nachdem das Donnern der Hufe verklang, konnte er das Geräusch von Wasser hören, das ganz
in der Nähe floss; vermutlich auf der anderen Seite des
Waldes.
    Die Ritter stiegen einer nach dem anderen aus den Sätteln und auch Dulac versuchte abzusteigen, erstarrte dann
aber mit einem zischenden Laut. Seine Kniekehlen, die
Innenseiten der Oberschenkel und vor allem der Körperteil, auf dem er saß, brannten wie Feuer.
    »Worauf wartest du?« Auch Artus war abgestiegen und
kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Er trug den Helm
unter dem linken Arm und sah geradezu unverschämt
frisch aus; als käme er von einem gemächlichen Waldspaziergang, nicht von einem stundenlangen Gewaltritt.
    Plötzlich verhielt er im Schritt, legte den Kopf auf die
Seite und grinste dann breit.
»Ich verstehe«, sagte er. »Du hast dir einen Wolf geritten.«
»Herr?«, sagte Dulac verständnislos.
»Du bist wund«, erklärte Artus. »So nennt man das.«
»Oh«, murmelte Dulac. »Ich verstehe.«
Artus grinste noch breiter und streckte ihm die Hand
entgegen. »Ich helfe dir. Steig einfach ab. Nur zu. Da
musst du durch, wenn du eines Tages ein Ritter werden
willst.«
Dulac griff nach der Hand, die Artus ihm entgegenstreckte, biss die Zähne zusammen und stieg mit einer
schnellen Bewegung aus dem Sattel. Es tat schrecklich
weh und sein Rücken fühlte sich an, als wollte er wie ein
trockener Ast einfach durchbrechen.
Artus hielt seine Hand etwas länger fest, als nötig gewesen wäre – als wäre er nicht ganz sicher, dass Dulac auch
aus eigener Kraft stehen könnte. Dann fragte er: »Willst
du es?«
»Was?«
»Ein Ritter werden, so wie ich und die anderen?«, antwortete Artus.
»Natürlich, Herr«, antwortete Dulac spontan.
»Welcher Junge in deinem Alter wollte das nicht?«, sagte Artus. »Nur schade, dass Dagda so gänzlich andere Pläne mit dir hat.«
Jetzt war Dulac vollends verwirrt. Er war fest überzeugt
davon gewesen, dass Artus ihn mitgenommen hatte, um
ihn für irgendetwas zu bestrafen. Nun aber sprach der König in einem fast freundschaftlichen Ton mit ihm. Worauf
wollte er hinaus?
Statt sein seltsames Benehmen zu erklären fuhr Artus
auf dem Absatz herum und winkte einen Ritter zu sich.
»Sir Lioness! Mordreds Pikten befinden sich auf der anderen Seite des Hügels. Bitte seht nach, wie weit sie noch
entfernt sind. Ich würde gerne noch eine Andacht abhalten, bevor wir in den Kampf ziehen.«
Der ganz in Rot und Gold gekleidete Ritter eilte davon
um Artus’ Befehl nachzukommen und Dulac sah den König erstaunt an. »Auf der anderen Seite des Hügels? Woher wisst Ihr das?«
Artus lachte leise. »Zweihundert Männer marschieren
nicht ohne Spuren zu hinterlassen«, sagte er. »Siehst du
die Punkte dort oben am Himmel?«
Dulacs Blick folgte der Richtung, in die Artus’ ausgestreckter Arm wies. Er nickte. »Vögel.«
»Zu viele Vögel und nur dort«, sagte Artus. »Mordreds
Heer hat sie aufgescheucht. Und wenn du genau hinsiehst,
erkennst du auch den Staub in der Luft.«
»Das … wäre mir niemals aufgefallen«, gestand Dulac.
Er maß Artus mit einem fast bewundernden Blick.
»Wie auch? Dagda hat dich zum Küchenjungen und
Mundschenk ausgebildet. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dir ein solches Leben reicht.«
»Dagda war sehr gut zu mir«, antwortete Dulac. »Er hat
mich viel gelehrt.«
»Und noch viel mehr hat er von dir fern gehalten«, sagte
Artus. Dulac musste an den Streit zwischen ihm und Dagda denken. Offenbar erlebte er nun die Fortsetzung des
Gespräches, das gestern so abrupt unterbrochen worden
war. Wenn auch auf eine völlig andere Art, als er erwartet
hätte.
Er sprach einfach aus, was ihm auf der Zunge lag. »Ihr
… seid nicht mehr zornig auf mich?«, fragte er vorsichtig.
»Zornig? Wegen des kleinen Kratzers?« Artus lachte.
»Es war meine eigene Ungeschicklichkeit. Ich war ungerecht zu dir. Und es war dumm von mir, dir ein Schwert
in die Hand zu geben. Nichts ist gefährlicher als eine

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