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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wollte ihn nicht töten. Das Schwert in seiner
Hand schrie nach dem Blut des Kriegers, aber er wollte es
nicht. Dieser Mann war nicht sein Feind. Sie hatten sich
noch nie zuvor gesehen und ihre Wege würden sich vermutlich auch niemals wieder kreuzen. Statt dem Verlangen der Runenklinge nachzugeben, parierte Lancelot die
beiden ersten verzweifelten Hiebe des Pikten und führte
dann einen einzelnen wuchtigen Schlag, der den Angreifer
entwaffnete, ohne ihn jedoch zu verletzen. Der Pikte taumelte unter der Gewalt des Hiebes zurück, richtete sich
dann aber wieder im Sattel auf und starrte verblüfft auf
seine plötzlich leeren Hände hinab.
Lancelot setzte dazu an, ihm zu sagen, dass er gehen
sollte, da machte sein Pferd einen blitzschnellen Satz nach
vorne.
Die gepanzerte Brust des Schlachtrosses prallte gegen
die Flanke des piktischen Pferdes und brachte es aus dem
Gleichgewicht und das handlange gedrehte Hörn, das aus
seinem Stirnpanzer ragte, brach mit einem knirschenden
Laut durch den Harnisch des Kriegers und bohrte sich fast
zur Gänze in seine Brust.
Lancelot starrte den zusammenbrechenden Krieger mit
einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben an. Der
Mann kippte langsam nach hinten aus dem Sattel und in
seinen Augen stand ein Ausdruck, den Lancelot nie wieder
im Leben vergessen würde. Sein Pferd taumelte, versuchte
mit einem ungeschickten Grätschschritt sein Gleichgewicht wieder zu finden und stürzte dann endgültig, als
Lancelots Schlachtross sich abermals gegen seine Flanke
warf. Ein blitzschneller, gezielter Tritt mit den furchtbaren
Hufen besiegelte das Schicksal des Tieres endgültig.
Lancelot war zutiefst verstört. Er hatte gewusst, dass es
zum Kampf kommen würde und dass etliche der Pikten
dabei den Tod finden mussten. Was diesem Krieger jedoch widerfahren war, hatte nichts mehr mit einem Kampf
zu tun. Er war längst vorbei gewesen und Lancelot hatte
ihm das Leben schenken wollen. Wozu einen Gegner töten, der bereits besiegt war und sich nicht mehr wehren
konnte?
Das Schlachtross drehte den Kopf und starrte ihn aus einem dunklen, auf beunruhigende Weise wissenden Auge
an, dann stieß es ein halblautes Schnauben aus und scharrte mit den Hufen im blutigen Sand. Es war noch nicht vorbei. Das, weshalb er eigentlich hier war, war noch nicht
getan.
Lancelot drehte sich im Sattel herum und suchte nach
den drei verbliebenen Pikten. Sie hatten sich bereits eine
gute halbe Meile entfernt und rasten in gestrecktem Galopp auf das kleine Waldstück zu, das Lancelot vorhin
passiert hatte. Vielleicht hofften sie, sich im dichten Unterholz vor dem Silbernen Ritter verbergen zu können,
aber Lancelot wusste, dass sie es niemals erreichen würden. Sein Einhorn war viel schneller als ihre schwer gebauten Pferde und ihre beiden Gefangenen taten ihr Möglichstes um sie zu behindern.
Er sprengte los. Schon nach wenigen Augenblicken
schoss das silberne Einhorn schnell wie ein Pfeil dahin,
wobei seine Hufe kaum den Boden zu berühren schienen.
Trotz ihres großen Vorsprunges holte er die Reiter gute
fünfzig Meter vor dem Waldrand ein, galoppierte an ihnen
vorbei und riss das Pferd dann mit einer so plötzlichen
Bewegung herum, dass es um ein Haar gestrauchelt wäre.
Die drei Krieger mussten den Kampf beobachtet haben
und wissen, mit wem sie es zu tun hatten, doch sie erwiesen sich als ebenso todesmutig wie ihre Kameraden.
Während sich einer die Zügel von Uthers und Gwinneths
Pferden griff und blitzschnell zur Seite ausbrach, rissen
die beiden anderen ihre Waffen aus den Gürteln und
sprengten auf ihn zu. Einer von ihnen war mit einem
Schwert bewaffnet, der zweite mit einem Morgenstern,
einer Waffe, deren bloßer Anblick Dulac schon immer mit
Entsetzen erfüllt hatte.
Er fing den Schwerthieb des ersten Kriegers mit seinem
Schild ab, duckte sich unter der stachelbesetzten Kugel am
Ende der wirbelnden Kette hindurch und versuchte einen
Treffer anzubringen, verschätzte sich aber und fügte dem
Pikten nur einen harmlosen Kratzer an der Schulter zu, der
die Wut des Mannes nur noch steigerte. Der Krieger führte
einen zweiten, diesmal besser gezielten Hieb nach Lancelots Rücken, der sein Ziel diesmal traf.
Die faustgroße, mit spitzen Dornen besetzte Eisenkugel
vermochte die Rüstung nicht zu durchschlagen, aber die
Wucht des Hiebes war so gewaltig, dass er nach vorne
geworfen wurde und halb über dem gepanzerten Hals des
Einhorns zusammenbrach. Praktisch im gleichen

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