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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn Morgaine Recht
hat? Wenn er wirklich zu ihnen gehörte, wer immer sie
auch waren, und sie nicht nur die Rüstung, sondern auch
den Mann darin gesehen hatte? Niemand wusste, wer er
war und woher er kam, nicht einmal er selbst. Der einzige
Mensch auf der Welt, der es gewusst hatte, war tot, gestorben, bevor er ihm das Geheimnis seiner Herkunft endgültig enthüllen konnte. Die wenigen Andeutungen, die
Dagda vor seinem Tode noch gemacht hatte, hatten eher
dazu beigetragen, seine Verwirrung noch zu steigern.
Keine Antworten, sondern nur weitere Fragen.
Trotzdem ergab sich allmählich ein Bild, das Lancelot
mehr erschreckte, als er wahrhaben wollte. Immerhin
wusste er, dass er in der Nähe eines Sees gefunden worden
war – und hatte er nicht auch die Rüstung in einem See
gefunden? Was, wenn es derselbe See gewesen war?
Aus diesem Gedanken ergab sich eine andere, noch bedeutend unangenehmere Frage:
Was, wenn es seine Rüstung war? Wenn er sie keineswegs zufällig gefunden hatte, sondern sie die ganze Zeit
auf ihn gewartet hatte ?
Er hörte ein Geräusch, sah hoch und gewahrte eine lang
auseinander gezogene Reihe von Gespenstern, die lautlos
aus dem Nebel auftauchten.
Es waren dunkel gekleidete Reiter, die auf schwarzen
Pferden ritten, und es war der Nebel, der ihre Konturen
verwischte und das Geräusch ihrer Hufschläge verschluckte, der ihrem Erscheinen etwas Gespenstisches verlieh. Es
waren die Pikten. Seine scheinbar ziellose Flucht hatte ihn
zufällig genau in die Richtung geführt, aus der Mordreds
Handlanger herankamen.
Der Gedanke ließ ihn erneut lächeln. Zufällig? Ganz bestimmt nicht! Es gab keinen Zufall, jedenfalls nicht, solange er diese verzauberte Rüstung trug, und vielleicht
auch sonst nicht.
Er klappte das Helmvisier herunter, überzeugte sich davon, dass der Schild sicher an seinem linken Arm befestigt
war, und ritt den Männern in gemächlichem Tempo entgegen. Während sie näher kamen, zählte er sie. Es waren
vierzehn Gestalten: Zwölf piktische Krieger auf gewaltigen Schlachtrössern und zwei etwas kleinere Gestalten,
ebenfalls in schwarze Mäntel gehüllt, aber auf helleren
und deutlich edleren Pferden. Eines der Tiere erkannte er
sogar. Er hatte es schon einmal im Hof von Artus’ Burg
gesehen. Uther und Gwinneth.
Seine Hand senkte sich instinktiv zum Schwert und zog
sich dann wieder zurück, noch bevor er die Bewegung
ganz zu Ende geführt hatte. Es waren immerhin zwölf
Krieger. Irgendetwas sagte ihm, dass er selbst diese
Übermacht nicht zu fürchten brauchte, aber es waren auch
eindeutig zu viele, um sich auch nur den kleinsten Fehler
zu erlauben. Er musste an das denken, was Morgaine vorhin zu Mordred gesagt hatte. Er würde nicht den Fehler
begehen und seine Gegner unterschätzen.
Die Reiter kamen noch ein Stück in unverändertem
Tempo näher und wurden dann langsamer, wobei sie sich
gleichzeitig dichter zusammenschlossen. Lancelot konnte
sich gut vorstellen, wie sein Erscheinen auf sie wirken
musste. So wie sie für ihn lautlos wie Gespenster aus dem
Nebel aufgetaucht waren, musste sein Anblick auf sie umgekehrt noch viel unheimlicher sein: eine Gestalt in
schimmerndem Silber, die wie aus dem Nichts aus den
wogenden grauen Schwaden erschien, hoch zu Ross auf
einem silbernen Einhorn, von dessen Schuppenpanzer die
Nässe tropfte. Wäre er an Stelle der Pikten gewesen, hätte
er Angst empfunden.
Und offensichtlich erging es ihnen auch ganz genau so,
denn sie wurden immer langsamer und hielten schließlich
an, zu einem dichten Pulk zusammengedrängt. Ihre Pferde
bewegten sich unruhig und auf den Gesichtern der Reiter
lag ein Ausdruck gespannter Aufmerksamkeit, aber auch
ein gehöriger Schuss Furcht. Lancelot rief sich in Erinnerung, dass diese Männer nicht nur Barbaren waren, sondern auch abergläubische Heiden, die an Götter und Dämonen und Teufel glaubten. Vermutlich hielten sie ihn für
irgendetwas Ähnliches – eine Tatsache, aus der er unter
Umständen Nutzen ziehen konnte.
Fünf Schritte vor den Reitern hielt er an. Er versuchte
einen Blick auf Uthers und vor allem Gwinneths Gesicht
zu erhaschen, aber es gelang ihm nicht. Beide sahen zwar
in seine Richtung, aber sie waren zu weit entfernt und zu
gut von den Pikten abgeschirmt. Die Barbaren mochten
Angst vor ihm haben, aber sie nahmen ihre Aufgabe ernst.
Einer der Männer ritt ihm einen Schritt entgegen und
hielt dann wieder an. »Wer bist du?«, fragte er in gebrochenem

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