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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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dann bei den benachbarten Landwirten, die womöglich besorgt sind, dass ihre Felder kontaminiert werden könnten. Als Erstes will ich herausfinden, wer der anonyme Anrufer war, der den Brand gemeldet hat. Der Anruf kam aus einer Telefonzelle in Coux. Viel verspreche ich mir nicht davon, aber es könnte ja sein, dass jemand was gesehen oder gehört hat.«

6
    Anschließend im Büro hatte Bruno schon nach wenigen Anrufen in Erfahrung gebracht, dass der amerikanische Geschäftsmann im Centenaire bei Les Eyzies abgestiegen war, dem größten Hotel weit und breit mit einem Restaurant, über dem ein Michelin-Stern prangte. Thérèse, die Empfangsdame, hatte eine Tochter in Brunos Tennisklasse und berichtete ihm freimütig alles, was sie wusste. Der junge Gast mit dem Namen Fernando Bondino war mit einem großen Mercedes gekommen und hatte die Präsidentensuite bezogen, für die pro Nacht rund tausend Euro hinzublättern waren. Schon beim Check-in hatte er nach einem Internetanschluss verlangt und sich dann das
menu dégustation
mit einer Flasche Château Petrus und dem besten Armagnac des Hauses aufs Zimmer bringen lassen. Für ihn gebucht hatte die Consulting-Firma Dupuy mit Sitz an der Pariser Avenue Monceau. Bruno suchte nach seinen Notizen, die er in der Kellerei gemacht hatte. Adresse und Telefonnummer stimmten mit Thérèse'  Angaben überein. Monsieur Dupuy hatte ebenfalls ein Zimmer im Hotel gebucht und wollte am heutigen Abend dort eintreffen.
    Bruno schaltete seinen Computer an, rief die Suchmaschine auf und tippte den Namen Bondino ein. An der ersten Stelle der langen Trefferliste stand ein Link auf die Website von Bondino Wines Inc., die es in Englisch und Spanisch gab. Bruno verstand genug Englisch, um dem Text entnehmen zu können, dass das Unternehmen offenbar sehr erfolgreich war und große Anbaugebiete in Kalifornien, Chile, Australien und Südafrika unterhielt. Er kehrte zur Trefferliste zurück und fand dort Hinweise auf französischsprachige Artikel aus
Le Figaro, Marianne
und dem Handelsblatt
Les Echos.
Der
Figaro
brachte ein Interview. Bruno druckte es aus und markierte alle Stellen, in denen der Geschäftsführer des Unternehmens Francis X. Bondino danach gefragt wurde, ob er vorhabe, sein Weinimperium auch auf Frankreich auszudehnen.
    »Frankreich und Italien sind die Heimat großer Weine, und unser Ehrgeiz muss sein, auch in diesen Ländern Fuß zu fassen, wo der Ursprung unserer Zunft liegt«, so Bondino. Sein Sohn Fernando hatte hinzugefügt: »Und seien wir doch ehrlich, die dortige Weinindustrie leidet unter zu vielen kleinen Winzern und einer Überproduktion an zu vielen mittelmäßigen Weinen. Man hat einfach versäumt, neue Techniken und ein modernes Marketing einzuführen, wie es in den Vereinigten Staaten und Australien der Fall ist. Das heißt, für uns gibt es dort großes Innovationspotential.«
    Aus dem Onlinemagazin von
Marianne
erfuhr Bruno von einem Familienstreit, der das Unternehmen vor gut zwanzig Jahren zweigeteilt und endlose Prozesse nach sich gezogen hatte, in deren Verlauf ein Bruder und eine Schwester enterbt worden waren. Das Handelsblatt
Les Echos
brachte eine Story über den Aufkauf großer Weingüter in Südafrika, den das Unternehmen im Vorjahr abgewickelt hatte. Demselben Artikel entnahm Bruno, dass Bondino Wines ein Übernahmeangebot im Wert von sechshundert Millionen Euro ausgeschlagen hatte, weltweit fast dreitausend Arbeitskräfte beschäftigte - also ungefähr so viele, wie Saint-Denis Einwohner hatte - und im letzten Jahr einen Reingewinn von achtunddreißig Millionen Euro ausweisen konnte. Bruno staunte wieder einmal darüber, wie schnell ihm sein Computer all diese Informationen an die Hand gab. Er druckte auch den Artikel von
Les Echos
aus, legte ein kleines Dossier mit den Ergebnissen seiner Recherche für den Bürgermeister an und fragte sich die ganze Zeit über, was genau ein so großes Unternehmen in seiner kleinen Stadt eigentlich wollte. Vielleicht wusste Hubert de Montignac Rat; er kannte sich wie kaum ein anderer im Weinhandel aus. Bruno griff zum Hörer und wählte dessen Nummer.
    »Bruno, mein Lieber, ich habe hier ein feines Fläschchen für dich als Dankeschön für deine umsichtige und taktvolle Hilfe«, sagte Hubert, kaum dass er Brunos Stimme gehört hatte. »Ich schulde dir einen großen Gefallen.«
    »Ich hab doch nur meine Pflicht getan. Hör mal, sagt dir der Name Bondino was?«
    »Bondino Wines? Allerdings. Ein amerikanischer Weinmulti,

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