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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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fast so groß wie Gallo oder Mondavi. Weltweit unterwegs, Australien und Südafrika, und man munkelt, dass sie sich auch an eines der großen Chateaux von Bordeaux ranzumachen versuchen. Sie produzieren Massenweine, die sich
variétals
nennen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ein
varietal
ist so was wie bei uns Chardonnay oder Cabernet Sauvignon, also eine bestimmte Rebsorte. Die wird bei denen in Massen angebaut, immer mit dem gleichen Ergebnis, Jahr für Jahr, unabhängig von Wetter und Lage. Aber warum fragst du eigentlich?«
    »Dieser Bondino trifft sich morgen mit dem Bürgermeister. Mehr weiß ich auch nicht. Deshalb rufe ich an. Hast du eine Ahnung, was er von uns will?«
    »Das liegt doch auf der Hand. Wahrscheinlich wollen sie expandieren und auch in Europa Fuß fassen, wo sie bislang nicht vertreten sind. Unsere Region könnte für sie besonders interessant sein, weil sie, wie du weißt, früher ein großes Anbaugebiet war, bis dann die Reblaus kam und die Winzer zwang, anstelle der Weinstöcke Tabak zu pflanzen. Aber das Tabakgeschäft ist im Niedergang, und die Bodenpreise sind im Keller, nicht zuletzt auch deshalb, weil unser Tal nicht aoc-zertifiziert ist. Übrigens, da fällt mir gerade ein: Dieser Kerl, der die Flasche fallen ließ - Dupuy oder so ähnlich -, er hat sich bei mir, kurz nachdem du fort warst, nach Preisen für Wein und Land erkundigt. Ich habe ihn ein Glas von dieser Domaine probieren lassen, nicht schlecht, wenn auch ein bisschen zu teuer.«
    »Domaine de la Vézère? Das ist doch der Hauswein, den Julien für sein Hotelrestaurant herstellt. Zugegeben, nicht schlecht, aber bei der geringen Menge wohl kaum tauglich für ein größeres Geschäft.«
    »Du wirst dich wundern, Bruno. Vielleicht weißt du noch nicht, dass Julien in der Nachbargemeinde acht oder neun Hektar Land dazugekauft hat, und was er da anbaut, würde für 40000 Flaschen im Jahr reichen. Das Land hat Südlage und einen durchlässigen Kalkboden. Warum sollte da kein guter Wein reifen können? Und glaub mir, ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant ist eine Goldgrube.«
    Bruno hatte von geschäftlichen Dingen nur wenig Ahnung, verstand aber, was Hubert meinte. Selbst Winzer aus der Gegend um Bordeaux konnten von einem Händler kaum mehr als einen Euro pro Flasche verlangen, Juliens Restaurantgäste aber zahlten locker das Acht- oder Neunfache.
    »Ich habe mir übrigens an Julien ein Beispiel genommen und selbst ein paar Hektar dazugekauft, gleich neben seiner Domaine. Ich gehe davon aus, dass er irgendwann expandiert, und dann kann ich ein gutes Geschäft machen«, fuhr Hubert fort.
    »Meinst du etwa das Land von Philibert an der Straße nach Limeuil? Ich dachte, das hättest du gekauft, um darauf ein Haus für deine Mitarbeiter zu bauen.«
    »Natürlich, aber eben auch als Investition. Und außerdem werde ich dort im November meine eigenen Sorten anbauen. Vergiss nicht, mit meiner Kellerei bin ich in einer ähnlich guten Position wie Julien mit seinem Hotel. Ich kann meinen Wein als
vin du pays
auf Flaschen ziehen und für mindestens drei Euro verkaufen.«
    »Kommen wir noch mal auf Dupuy zurück. Was wollte er sonst noch von dir wissen?«
    »Der Champagner hat ihn schließlich beruhigt, und dann habe ich seiner Freundin noch eine Flasche geschenkt. Auf dem Etikett stand zwar nicht Krug, aber immerhin, schließlich hat er viel Geld zahlen müssen. Er scheint viel von Weinen zu verstehen, und vielleicht, dachte ich mir, wäre es gescheiter, ihn als Stammkunden zu gewinnen. Warum fragst du?«
    »Dupuys Pariser Büro hat für Bondino eine Suite im Centenaire gebucht, und genau da steigt Dupuy heute Abend selbst ab.«
    »Für Bondino ist offenbar nur das Beste gut genug.«
    »Ja. Dupuy bezieht allerdings nur ein Einbettzimmer. Deshalb frage ich mich, wo seine Freundin bleibt.«
    »Das kann ich dir verraten. Er wollte sie nach Périgueux bringen und in den Zug nach Paris setzen. Sie ist zwar sehr dekorativ, kann aber nicht viel zur Konversation beitragen. Ich habe den Eindruck, mit der kleinen Romanze zwischen den beiden ist es vorbei.«
    »Zurück zum Thema«, sagte Bruno. »Du kennst dich im Weinhandel aus, und es könnte sein, dass der Bürgermeister deinen Rat braucht. Bondino wird uns wahrscheinlich für Dorfdeppen halten, womit er gar nicht so falsch liegt, was mich betrifft.«
    »Natürlich helfe ich, wo ich kann. Allerdings war es mir lieber, wenn mein Name aus dem Spiel bliebe. Warten wir ab, was Bondino

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