Grandios gescheitert
des 14. Jahrhunderts gleichzeitig mehrere Bistümer leiteten.
Negativ zu Buche schlug außerdem, dass die Bischöfe auch weiterhin immer wieder mit der Kommune von Beauvais über Kreuz lagen. Bereits vor der Katastrophe hatte sich ein Bischof in Kompetenzstreitigkeiten mit seinen Domherren verstrickt. Jetzt gab es handfesten Streit mit der Bürgerschaft aufgrund der Forderung der Kirche, zum Mahlen des Mehls und Backen ihres Brots bischöfliche Mühlen und Backhäuser zu benutzen – das war kein unwesentlicher Einnahmefaktor. Weil die Bürger sich das nicht vorschreiben lassen wollten, machte sich 1305 ein zerstörerischer Mob über die Mühlen und Backhäuser her und zog gar gegen den bischöflichen Palast. Die Wachen wurden massakriert, der Palast geplündert – dem Bischof gelang gerade noch die Flucht. Wütend belegte er die Stadt mit einem Interdikt, untersagte also Gottesdienste und sakrale Handlungen und versuchte sogar, die Bürger auszuhungern, indem er die Versorgungswege blockierte. Das rief den König auf den Plan, der sowohl den Bürgermeister als auch den Administrator des Bischofs kurzerhand verhaften ließ. Als wieder Ruhe einkehrte, wurden wohl zunächst der Bischofspalast und andere kirchliche Gebäude instandgesetzt. Dass dabei Maßnahmen zum besseren Schutz des Palastes vor wutbürgerlichen Ausschreitungen getroffen wurden, kann man noch heute sehen, denn der Eingang erhielt zur Abschreckung zwei mächtige Wehrtürme. Unter solchen turbulenten Zuständen und bei derart vergiftetem Klima in der Stadt stand der Wiederaufbau der Kirche auf der kommunalen Agenda wohl nicht ganz oben.
In den Jahrzehnten nach diesen Streitereien pflegte Bischof Jean de Marigny bedeutend bessere Beziehungen zu den Bürgern von Beauvais. Nunmehr aber war es der Hundertjährige Krieg, der das Bistum nicht zur Ruhe kommen ließ. Der bedrohlich angewachsene Festlandbesitz des englischen Königs und sein erhobener Anspruch auf die französische Königskrone lösten ein gutes Jahrhundert kriegerischer Auseinandersetzungen aus, an deren Ende die Valois-Könige über die englischen Herausforderer und deren französische Gefolgsleute triumphierten. Bis dahin aber war es ein beschwerlicher, blutiger Weg, der von Verwüstungen, Plünderungen, Brandschatzung und wirtschaftlichem Niedergang gekennzeichnet war. Beauvais war davon direkt betroffen. Das ohnehin spärlicher fließende Geld musste für militärische Zwecke aufgewendet werden: vor allem Soldaten, Waffen und Befestigungsmaßnahmen, um die Stadt nicht zum leichten Opfer der gegnerischen Kriegspartei werden zu lassen. 1346 bedrohten englische Truppen Beauvais und konnten erst von der massiven Stadtbefestigung aufgehalten werden, Vorstädte und Klöster außerhalb der Stadtmauern wurden niedergebrannt. Bischof Jean beteiligte sich am Krieg an der Seite des französischen Königs und erhielt verschiedene staatliche und kirchliche Ämter – folglich war er häufig abwesend, auch über längere Zeiträume. Trotz aller Widrigkeiten ermöglichte ihm seine lange Amtszeit von 35 Jahren dennoch, den Wiederaufbau der Kathedrale voranzubringen. Wenigstens der zerstörte Chor wurde in dieser Zeit wiederhergestellt.
Der Hundertjährige Krieg zog sich vor allem deshalb so lange hin, weil mal der französische, mal der englische König die Oberhand gewann. Die Territorialfürsten mussten Partei ergreifen und sprangen nicht selten demjenigen zur Seite, der im Kampf um die Königskrone gerade die besten Chancen zu haben schien, das gilt auch für das Bistum Beauvais. Anfang des 15. Jahrhunderts setzte ein illustrer Mann namens Pierre Cauchon auf den englischen König Heinrich V. und dessen Gefolgsmann Philipp den Guten, Herzog von Burgund, wofür ihn die beiden zum Bischof von Beauvais machten. Cauchon saß 1431 dem Inquisitionsgericht vor, das Jeanne d’Arc, die berühmte Jungfrau von Orleans, zum Tode verurteilte. Trotz allem obsiegten schließlich die Valois, und 1453 hatten die Engländer alle festländischen Territorien außer Calais wieder verloren. Für Beauvais wurde es allerdings nicht friedlicher, denn bald folgten die Auseinandersetzungen des französischen Königs mit dem Herzog von Burgund. 1472 wurde Beauvais von burgundischen Truppen belagert und der Bischofspalast an der Stadtbefestigung zerstört; die Stadt widerstand aber der Belagerung.
Nun endlich war Beauvais aus dem Gröbsten heraus. Mitte der 1480er-Jahre setzten daher wieder Überlegungen ein, an der unfertigen
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