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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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vermuten, dass seine Kochkünste besser waren
als seine Rechtschreibung. Ganz gewiss jedenfalls nicht der
Geruch nach altem Fett aus der Küche.
»Wir essen doch nicht etwa hier, oder?«
    Gan grunzte und schüttelte den Kopf. Er drehte die Visitenkarte in den Händen hin und her, obwohl die Rückseite
leer war. »Abbotsfield nahe Basingstoke, Hampshire«, las er
laut. »Und was ist das? Astara Stud ?«
    »Wohl ein Gestüt, oder?«
»Pferde? Etwa Rennpferde?«
»Ich weiß es nicht! Ich hab seinen Vorschuss genommen,
und ich werde mein Bestes tun, mir das Geld zu verdienen,
das ist alles.«
    »Sieh mich nicht so an«, sagte er missmutig. »Ich werde
dir jedenfalls nicht dabei helfen.«
»Na vielen Dank auch! Ich schaffe es auch allein.«
Wir verließen das Café und kauften zwei Portionen Reis
Spezial vom Chinesischen Imbiss, dann setzten wir uns ans
Flussufer und sahen über das Wasser auf Crystal City hinüber, während wir aßen.
»Wo willst du anfangen?«, fragte Gan.
»Ich denke, ich werde mich mit Edna unterhalten.«
Er streute den Rest von seinem gebratenen Reis für die
Möwen aus. »Und das wäre dann zweihundertfünfzig Mäuse wert, oder wie?«
Unnötig zu erwähnen, dass dem nicht so war. Edna hatte sich
offenbar entschieden, jegliche Erinnerung an den Fremden
und die Zigarettenschachtel aus ihrem Gedächtnis zu streichen.
»Hast du sie noch, Edna? Oder wenigstens die Streichholzschachtel?«
Sie schob die Hände in die Ärmel ihres schmuddeligen
Mantels und hockte mit eingezogenen Schultern und
schmollend auf einem Grab.
»Komm schon, Edna, ich kaufe dir auch eine neue Packung!«
Sie rutschte von mir weg. »Will keine.«
»Ist etwas passiert, Edna? Hat dich jemand geärgert?«
Sie starrte mich aus wütenden Augen an. »Sie haben sie
alle mitgenommen!«
Zuerst begriff ich nicht, doch dann wurde mir bewusst,
dass ich noch überhaupt keine Katzen gesehen hatte. Meine
Zuversicht schwand. »Wer, Edna?«
»Tierschützer, haben sie sich genannt. Kamen mit kleinen
Käfigen in einem Lieferwagen. Ich hab ihnen gesagt, sie
brauchten keinen Tierschutz. Sie hätten mich! Ich hab mich
um sie gekümmert. Sie meinte …«
»Sie, Edna?«
»Ein dünnes junges Ding war die Anführerin. Gesicht wie
ein Frettchen. Sie hat gesagt, sie würden den Katzen ein
neues Zuhause verschaffen. Ich glaub ihr nicht. Ich glaub
niemandem. Ich will niemanden. Ich will dich nicht sehen!«
Ende der Unterhaltung.
Ich war mehr als enttäuscht, denn ich hatte bereits einen
Plan, von dem ich Gan nichts erzählt hatte. Das Streichholzbriefchen, das Edna mir gezeigt hatte, trug den Namen
eines Weinlokals in Winchester. Winchester lag gar nicht
weit von Basingstoke entfernt, und das wiederum lag ganz
in der Nähe von Abbotsfield und dem Gestüt Astara . Das
Streichholzbriefchen wäre ein wichtiger Beweis gewesen,
und es war verschwunden.
Es änderte nichts an meiner Meinung. Die Polizei suchte
hier in London nach der Antwort auf das Rätsel. Ich glaubte,
dass London der falsche Ort war. Unten in Hampshire hatte
die Geschichte angefangen. Und nach Hampshire würde ich
gehen müssen, wenn ich mehr herausfinden wollte.
    Endlich einen festen Wohnsitz zu haben, auch wenn es nur
eine heruntergekommene Bude war, half in einiger Hinsicht, und es gelang mir, einen neuen Job zu finden. Ich hatte immer noch Alastairs Geld, doch es war nicht für den täglichen Lebensunterhalt gedacht. Es war für meine Nachforschungen bestimmt, und die hatten mich bisher keinen
Penny gekostet.
    Es war eine ziemlich lausige Arbeit, Kellnern in einem
Café, in dem es nichts anderes als Pfannengerichte und Aufläufe gab und dessen Kundschaft ausschließlich aus Lastwagenfahrern und Arbeitern von den umliegenden Baustellen
bestand. Meine Kleider und meine Haare stanken jeden
Abend, wenn ich nach Hause kam, nach Frittierfett, doch
das Trinkgeld war in Ordnung, auch wenn die Bezahlung
mies war. Außerdem erhielt ich freies Essen, was bedeutete,
dass ich essen musste, was auf der Karte stand. Ich bekam
Pickel, doch ich sparte Geld.
Zwischendurch wanderte ich von einem Pub zum nächsten und von einem besetzten Haus zum anderen auf der Suche nach einer Spur von Terry. Manchmal kreuzten sich
meine Wege mit denen der Polizei. Im Allgemeinen war sie
jedes Mal schon da gewesen und mir stets wenigstens einen
Schritt voraus. Ich musste anerkennen, dass die Bullen ganze Arbeit leisteten. Ob sie etwas herausgefunden hatten oder
nicht, konnte ich nicht sagen, doch ich

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