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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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wenig … sprunghaft. Mein eigenes Geschäft ist lange Zeit sehr
gut gelaufen, bevor wir die ersten Rückschläge hatten. Der
Immobilienmarkt brach zusammen, und es traf mich genauso wie viele andere Zulieferer. Tapetenhersteller, Teppichböden, Badezimmerarmaturen, es war überall das Gleiche. Die gesamte Branche hat es schwer gebeutelt. Wer kauft
schon eine neue dreiteilige Garnitur, wenn er bis über die
Ohren verschuldet ist? Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich
bereits genügend Geld gemacht und außerdem ein gutes
Exportgeschäft am Laufen. Spezielle Stoffe für den Mittleren
Osten.«
Er kicherte schüchtern. »Manch ein Harem ist mit meinen Stoffen ausgekleidet, wenn Sie verstehen. Sie sind verrückt nach Samt, ja, das sind sie.«
»Großartig«, kommentierte ich gleichmütig.
»Ich hatte mich auch in andere Branchen eingekauft«,
fuhr er fort. »Es bringt nichts, wenn man alle Eier in einem
Korb aufbewahrt, wie es so schön heißt.«
Er erklärte nicht weiter, was diese anderen Branchen waren, und ich fragte nicht.
Sein Verhalten, das ständig zwischen depressiv und überschwänglich geschwankt hatte, änderte sich erneut. Allmählich machte ich mir Sorgen wegen seines Geisteszustands. Er
stand entweder unter unerträglichem Stress und hielt sich
nur mühsam unter Kontrolle, oder er war ernsthaft verrückt. Ich war nicht sicher, was von beidem.
»Ich war zwölf Jahre lang verheiratet, und ich schätze
mich glücklich, eine außerordentlich gute Ehe geführt zu
haben. Meine Frau war Witwe, als wir uns kennen gelernt
haben. Sie brachte eine kleine Tochter mit, Lauren, gerade
erst sechs Jahre alt. Es ist schwer für eine allein stehende
Frau, ein Kind aufzuziehen, ganz besonders in der Welt, in
der wir heute leben«, schloss er ernst und beugte sich leicht
vor, um mir einen besseren Eindruck von seiner Weisheit zu
vermitteln.
Keinen Steinwurf von hier entfernt hätten wir ein halbes
Dutzend allein erziehender Mütter finden können, die ihm
sehr deutlich hätten sagen können, wie schwer es wirklich
ist. Doch dieser kleine piepsige Bursche, der sich so selbstgefällig in seinem geschäftlichen Erfolg sonnte, schien zu glauben, dass er eine wichtige Entdeckung gemacht hatte.
»Ich habe Lauren adoptiert und wie meine eigene Tochter aufgezogen«, sagte er und betonte die letzten Worte ein
wenig. »Ich bin so stolz auf sie, wie ein Vater nur sein kann.
Ich habe mein Bestes für sie getan. Eine gute Schule, Tanzunterricht, Sprechunterricht, ein Kochkurs …« Er ratterte
die Liste voller Stolz herunter.
Fast hätte ich gesagt, dass ich auch auf einer guten Schule
gewesen sei und Schauspielunterricht gehabt hätte und er
sich ansehen solle, was aus mir geworden sei, doch ich tat es
nicht.
»Meine Verantwortung gegenüber Lauren nahm nach
dem Tod meiner Frau zu.« Er musterte mich aus seinen
blauen Augen und versuchte meine Empfindungen einzuschätzen. »Sie hatte Krebs.« Seine Augen wurden feucht,
und ich spürte, wie sich mein Zwerchfell zusammenzog. Ich
hoffte inbrünstig, dass er nicht anfing zu schluchzen. Armer
kleiner Kerl. Wahrscheinlich war er so abgemagert, als seine
Frau krank wurde und starb. Möglicherweise war das der
Grund dafür, dass sein Mantel so viel zu groß war!
»Nach dem Tod meiner Frau war meine Verantwortung
gegenüber Lauren doppelt groß. Ich musste die Rolle von
Vater und Mutter gleichzeitig übernehmen. Ich war es meiner verstorbenen Frau schuldig, alles in meiner Macht Stehende zu tun und dafür zu sorgen, dass es Lauren an nichts
mangelte. Wie ich schon gesagt habe, sie hatte alles, was
man mit Geld kaufen kann. Ich habe für alles gesorgt. Alles,
was sie wollte, hat sie bekommen, sie musste nur fragen.« Er
beugte sich erneut zu mir vor, und ich vermutete, dass es
ein Ersatz für das Tätscheln war. Er hatte erkannt, dass ich
es nicht mochte. Er konnte allerdings nicht anders: Er musste den physischen Kontakt wenigstens imitieren.
Ja, schon gut, schon gut, ich glaubte ihm. Ich glaubte ihm
seine Geschichte. Aber ich hatte meine Gefühle unter Kontrolle, und ich zog ganz überlegen logisch meine Schlüsse
aus dem, was er mir erzählt hatte. Wenn er seine Hausaufgaben gemacht und sich über mich informiert hatte – was er
ganz bestimmt getan hatte –, dann wusste er auch, dass mein
Vater mich allein aufgezogen hatte, nachdem meine Mutter
uns verlassen hatte. Szabo versuchte mein Mitgefühl zu wecken, hoffte, ich würde garantiert wissen, welche Probleme er
zu

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