Granger Ann - Varady - 02
mochte
harmlos aussehen, doch mir schwante allmählich, dass er
daran gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen, und ich
hatte den Muskelberg von Chauffeur nicht vergessen. »Hören Sie«, antwortete ich, »weiß die Polizei, dass Sie mit mir
reden?«
»Selbstverständlich«, entgegnete er ziemlich steif. »Ich erkannte den ungarischen Namen und fragte die Polizei, was
man dort über Sie weiß. Sergeant Parry scheint Sie und Ihre
Vorgeschichte recht gut zu kennen. Ich habe ihn darüber informiert, dass Sie höchstwahrscheinlich die Tochter meines
Jugendfreundes Stephen Varady sind und dass ich Ihnen einen Höflichkeitsbesuch abstatten wolle, wenn schon nichts
anderes.« Er rümpfte die Nase. »Es mag der Polizei nicht gefallen haben, aber da sie bisher überhaupt keine Spur haben,
waren sie wohl kaum in der Position, mit mir zu streiten. Ich
habe zu meiner Zeit ein paar harte Geschäftspartner gehabt,
und ich weiß, wann jemand blufft und wann nicht.«
Glauben Sie ’s oder lassen Sie ’s sein, hätte er hinzufügen
können, doch das tat er nicht.
»Also schön«, meinte ich. »Albie hat die Männer nicht
beschrieben. Er hat ihren Wagen beschrieben.« Ich erzählte
ihm von dem blauen Cortina und dass ein Wagen, auf den
die Beschreibung passte, in der vergangenen Nacht in Brand
gesteckt worden war.
»Und die Männer?« Szabo hüpfte vor Aufregung fast in
seinem Sitz. »Vielleicht hat der alte Stadtstreicher sie nicht
beschrieben, aber wenn ich richtig verstanden habe, können
Sie wenigsten einen von ihnen beschreiben?«
Ich verfluchte Parry im Stillen und fragte mich, welches
Spiel er um alles in der Welt spielte, mir Szabo hinterherzuhetzen. Ich wusste nicht, wie viel ich ihm erzählen durfte –
doch wenn die Polizei Vincent Szabo daran hätte hindern
wollen, mit mir zu reden, hätte Sergeant Parry die Klappe
halten sollen. Ich fragte mich, warum Parry die Information
herausgerückt hatte. Möglicherweise war Szabo ein Mann,
dem man nur mühsam etwas verweigern konnte. Möglicherweise glaubte der Sergeant auch, dass ich ihm nicht alles
gesagt hatte und dass ich Vinnie Szabo gegenüber offener
wäre als den Bullen gegenüber.
»Ich glaube, ich habe einen von ihnen gesehen«, antwortete ich. »Sehr groß, wahrscheinlich ein Bodybuilder, lauter
Muskeln und Tattoos. Übler Schläger. Ziemlich unattraktiv.«
Szabo beugte sich vor und sah mich aufmerksam an.
»Tattoos? Was für Tattoos? Irgendetwas Besonderes?«
»Ein Gunners -Fan«, sagte ich. »Arsenal London, der Fußballclub. Er hatte deren Vereinsemblem auf einem Arm.«
»Haben Sie das der Polizei gesagt?«
»Selbstverständlich habe ich das!«, erwiderte ich scharf.
»So etwas verheimliche ich nicht vor den Bullen! Warum
sollte ich?«
Ich hätte es vielleicht getan, wenn ich es für ratsam gehalten hätte, aber ich wollte, dass Szabo von mir glaubte, dass
ich zu der gesetzestreuen Sorte gehöre. Ich wollte nicht, dass
er auf den Gedanken käme, er könnte mich auf die eine
oder andere Weise gegen Parry ausspielen.
Mein Gegenüber kramte in der Innentasche seines Mantels und brachte ein kleines silbernes Kästchen und einen
Stift zum Vorschein. Er nahm eine Visitenkarte aus dem
Kästchen und schrieb eine Telefonnummer auf die Rückseite, dann reichte er mir die Karte.
»Unter dieser Nummer bin ich ständig erreichbar«, sagte
er. »Falls Sie diesen Mann noch einmal sehen, möchte ich,
dass Sie mich auf der Stelle benachrichtigen, haben Sie das
verstanden? Ob Sie es der Polizei sagen oder nicht, ich möchte, dass Sie es mir sofort sagen. Oder falls Sie etwas anderes
bemerken oder Ihnen noch etwas einfällt, was der alte Mann
gesagt hat, ganz gleich, wie unbedeutend es Ihnen erscheinen mag, verstehen Sie? Rufen Sie mich an!«
»Ich verstehe«, nickte ich und steckte die Visitenkarte ein.
Ich sagte nicht, dass ich es tun würde, doch er nahm es als
Zustimmung. Sein Fehler.
Er steckte Kästchen und Stift wieder ein und zückte seine
Brieftasche. »Hören Sie, meine Liebe, ich hoffe, Sie verstehen das nicht falsch. Offensichtlich sind die Dinge für Sie
nicht so gut gelaufen seit dem Tod Ihres Vaters. Ich weiß,
dass Bondi versucht hätte, sich um meine Tochter zu kümmern, wäre es umgekehrt gelaufen. Ich möchte Ihnen helfen. Hätte ich früher von Ihrer Existenz gewusst, hätte ich
Ihnen schon früher meine Hilfe angeboten.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte ich scharf. »Ich komme
zurecht.«
»Bitte«, drängte er. »Ich biete Ihnen
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