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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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meistern gehabt hatte, und ebenso garantiert zu schätzen
wissen, welche Anstrengungen er unternommen hatte, um
diese Probleme zu lösen.
Er hatte wahrscheinlich sein Bestes getan, genau wie er es
erzählt hatte. Allerdings bin ich mir ganz und gar nicht sicher, ob es auf lange Sicht das Beste ist, ein Kind nach Strich
und Faden zu verwöhnen. Ich fragte mich auch, ob er wohl
zugehört hatte, wenn Lauren ihm von ihren Träumen und
ihren Plänen erzählt hatte, so wie mein Vater es bei mir getan hatte. Aber vielleicht schätzte ich ihn auch falsch ein.
Vielleicht hatte er seine Adoptivtochter tatsächlich vergöttert.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, platzte er in diesem
Augenblick hervor: »Sie ist ein wunderbares Mädchen! Eine
wunderbare junge Frau mit einem wunderbaren Wesen!«
Nun ja, vermutlich muss es zumindest ein paar Exemplare Jungfrauen reinsten Wassers geben, selbst in unserer verdorbenen Welt. Vielleicht hatte er Lauren in einen goldenen
Käfig gesperrt oder in einen Turm. Rapunzel. Lauren war
sechs gewesen, als er und ihre Mutter geheiratet hatten, und
die Ehe hatte zwölf Jahre gedauert. Ich wusste nicht, wie
lange seine Frau bereits tot war. »Wie alt ist Lauren jetzt?«,
fragte ich.
»Neunzehn. Ein wenig jünger als Sie.«
Er wusste also offensichtlich, dass ich einundzwanzig war.
Der Mann besaß wahrscheinlich ein vollständiges Dossier
über mich.
Er atmete tief ein, als hätte ihn sein eigener Ausbruch
überrascht, und lehnte sich wieder in seine Ecke der Rücksitzbank zurück. »Ich bin erfolgreich. Ich bin auf Neid und
Ablehnung gestoßen. Es ist unausweichlich, und ich kann
damit leben. Unglücklicherweise zieht Geld auch eine andere Form von Aufmerksamkeit auf sich.« Seine Stimme wurde erneut von Emotionen übermannt. »Was ich Ihnen nun
sage, dürfen Sie unter keinen Umständen weitererzählen,
hören Sie? Nicht einmal Ihren besten Freundinnen!«
»Und Sie, sind Sie sich sicher, dass Sie es mir überhaupt
erzählen wollen?«, entgegnete ich, da er offensichtlich schon
wieder erregt war und seine Mundwinkel angefangen hatten
zu zittern.
»Um ehrlich zu sein, eigentlich nicht. Aber ich befinde
mich in einer ungewöhnlichen und unerwarteten Zwangslage. Meine Tochter wurde entführt.«
Er brach ab und schien auf meine Reaktion zu warten.
Er hatte mir eine Antwort gegeben, ganz offen und ehrlich, aber so formuliert, dass sie schockieren musste. Ich allerdings war nicht überrascht, und ich war auch nicht schockiert. Ich wusste, dass es eine Entführung gegeben hatte.
Dass ich endlich wusste, wer das Entführungsopfer war, gab
mir fast ein Gefühl von Erleichterung. Ich erwiderte, dass es
mir Leid tue.
»Leid?« Er nahm meine Antwort auf und schüttelte den
Kopf. »Sie haben überhaupt keine Ahnung, was das bedeutet.
O, eine Entführung – jeder glaubt zu wissen, was es heißt!
Aber wenn es einem selbst widerfährt, wenn einem jemand
genommen wird, den man liebt, den man hat aufwachsen sehen …« Um seinen Mund herum zuckte es. »Nicht zu wissen, wo sie ist, ob es ihr gut geht oder ob sie verletzt wurde,
was das für Leute sind, die sie in ihrer Gewalt haben …« Er
brach ab, und das Zucken um seinen Mund wurde heftiger.
Ich hoffte, dass er jetzt nicht zusammenbrach. Doch er fuhr
fort: »Ich sage, was für Leute, aber ich weiß, was das für Leute
sind. Nur der allerschlimmste, verderbteste Abschaum ist zu
einer derartigen Schandtat in der Lage, nur ein Verstand,
dem jegliche menschliche Regung abgeht, könnte so etwas
auch nur in Erwägung ziehen!«
Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, also sagte
ich: »Die Entführer haben keinen Grund, ihr etwas zu tun.«
»Das sind keine Menschen, die wie Sie und ich Gründe
brauchen, um etwas zu tun! Was sie uns angetan haben, das
ist weit schlimmer als der Tod«, kam es leise über seine Lippen. »Einen Toten kann man betrauern und seinen Leichnam begraben. Ich weiß nicht, ob ich Lauren jemals lebend
wieder sehen werde oder ob man jemals ihre Leiche finden
wird. Vielleicht werde ich es nie erfahren. Wenigstens schicken sie immer noch ihre Botschaften, und solange es einen
Kontakt zu den Entführern gibt, besteht Hoffnung.«
»Haben sie eine Lösegeldforderung gestellt?«
Er nickte. »Eine exorbitant hohe Summe. Ich bin ein reicher Mann, aber ich bin kein Millionär. Mit genügend Zeit
könnte ich das Geld vielleicht sogar zusammenbringen, aber
selbst wenn ich es tue, gibt es keine Garantie, dass sie mir
Lauren

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