Granger Ann - Varady - 03
entgegnete ich.
Ganesh klappte das Magazin zu und legte die Handflächen auf den Tresen. »Und was willst du nun tun? Umziehen?«
»Wie sollte ich das anstellen? Rede keinen Unsinn. Was
bleibt mir anderes übrig, als jedes Mal einen höllischen
Schrecken zu erleiden, wenn sich jemand von hinten nähert,
angstvoll durch dunkle Gassen zu laufen und mit eingeschaltetem Licht zu schlafen? Diese Angelegenheit muss geregelt werden, Gan. Ich werde mit dieser Zeitung zu den
Bullen laufen und sehen, was Harford und die anderen dazu
zu sagen haben.«
»Du bist verrückt!«, sagte Ganesh, mehr nicht. Als ich das
Magazin nahm und Anstalten machte zu gehen, fügte er
halb in Panik hinzu: »Lass mich nicht mit diesem Hund allein!«
»Du musst diese Phobie gegen Hunde endlich überwinden«, rief ich zurück. »Ich bin nicht lange weg.«
»Hallo«, sagte der Dienst habende Beamte, als ich die Wache betrat. »Sie schon wieder?«
Ehrlich, es gibt professionelle Safeknacker, Schläger, sogar
Nutten, die das Innere einer Polizeiwache seltener sehen als
ich, auch wenn ich nie weiter als bis zum Empfangsschalter
und gelegentlich in ein Verhörzimmer kam. Ich war noch nie
in einer Zelle. Aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Ich erzählte dem Constable, dass ich mit Inspector Harford reden wollte, oder, falls der nicht da war, mit Sergeant
Parry.
»Unmöglich«, sagte der Constable. »Sie sind beide in einer Besprechung. Ich weiß es zufällig. Hab sie vor zehn Minuten alle nach oben gehen sehen, und sie sagten, sie wollten unter keinen Umständen gestört werden.«
»Was denn, alle?« Wenn das stimmte, dann musste etwas
Wichtiges passiert sein, und ich spürte, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken lief.
»Sagen Sie ihnen«, sagte ich, »dass Fran Varady hier ist
und dass sie weiß, wer der Mann auf den Bildern ist.«
»Welcher Mann auf den Bildern?«, fragte der Constable,
ein einfacher Uniformierter, der vom CID nicht ins Vertrauen gezogen worden war.
»Sagen Sie ihnen einfach das, was ich gesagt habe!«, forderte ich ihn ungeduldig auf. Ich setzte mich auf eine unbequeme Bank an der Wand und nahm eine alte Ausgabe der Police Review zur Hand, die dort lag. Ich hatte die Auswahl
zwischen dieser Zeitung oder einer eselsohrigen Sun. Aus
den Augenwinkeln beobachtete ich, wie der Beamte vom
Dienst den Telefonhörer zur Hand nahm.
Nachdem er den Hörer wieder zurückgelegt hatte, rief er
mir zu: »Der Inspector kommt gleich zu Ihnen herunter.«
»Prima«, sagte ich gelassen. Der größte Fehler, den ich jetzt
machen konnte, wäre wütend aufzutrumpfen und Schutz zu
verlangen. Ich war eine ganz normale Zivilistin, und sie
konnten mich zu nichts zwingen, was auch immer sie von
mir wollten, wenn ich dazu keine Lust hatte.
Im Treppenhaus erklangen hastige Schritte. Harford kam
mit gerötetem Gesicht um die Ecke. Im Gegensatz zu seinem üblichen Aussehen war er diesmal ein wenig zerzaust.
Er marschierte direkt auf mich zu.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte er mich verdrießlich. Also waren wir wieder einmal beim bösen Bullen angelangt.
»Jerry Grice«, sagte ich. Mehr nicht.
Er wurde blass. Er warf einen hastigen Blick über die
Schulter zu dem Constable vom Dienst, der sich mehr für
seinen Kaffee interessierte als für uns.
Er beugte sich zu mir herab. »Sprechen Sie keine Namen
laut aus!«, zischte er. Er richtete sich wieder auf und bemühte sich, seine Fassung wiederzuerlangen. »Angesichts der
Umstände halte ich es für besser, wenn Sie mit nach oben
kommen und uns Gesellschaft leisten. Wir sind dabei, diese
Angelegenheit zu besprechen, und wir hatten sowieso vor,
Sie hinzuzuziehen.«
»Ach, tatsächlich?«, entgegnete ich sarkastisch.
»Ja, tatsächlich«, erwiderte er im gleichen Tonfall. »Sie
haben uns lediglich einen Anruf erspart und die Mühe, Sie
abzuholen.«
KAPITEL 14 Es war tatsächlich ein Meeting
im Gange. Die Stammeshäuptlinge hatten sich zu einem Palaver eingefunden, und die Luft war zum Schneiden dick. Es
waren sicherlich ein Dutzend Leute in dem Raum, die auf
Tischkanten und Stühlen saßen oder an Wänden lehnten,
umgeben von leeren und halb vollen Styroporbechern,
Schokoladenpapierchen und überquellenden Aschenbechern. Die meisten der Anwesenden waren Männer, bis auf
zwei oder drei Frauen, und zumindest bei einer davon war
es nicht sogleich zu erkennen. Ich erkannte Parry unter den
Anwesenden und zwei oder drei andere Beamte, mit denen
ich schon das ein oder andere Mal
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